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Sturm auf US-Kapitol –Rädelsführer drohen 20 Jahre Haft

Mehrere Trump-Anhänger sind wegen des Kapitol-Sturms wegen aufrührerischer Verschwörung schuldig gesprochen worden. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Mitglieder der rechtsradikalen Miliz Proud Boys wurden wegen "aufrührerischer Verschwörung" schuldig gesprochen.
Mitglieder der rechtsradikalen Miliz Proud Boys wurden wegen "aufrührerischer Verschwörung" schuldig gesprochen.
REUTERS

Wegen des Sturms auf das US-Kapitol im Januar 2021 sind vier Mitglieder der rechtsradikalen Miliz Proud Boys der "aufrührerischen Verschwörung" schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen eines Bundesgerichts in der Hauptstadt Washington verurteilten am Donnerstag unter anderem den früheren Proud-Boys-Anführer Henry "Enrique" Tarrio sowie Ethan Nordean, Joseph Biggs und Zachary Rehl wegen dieses besonders schwerwiegenden Anklagepunktes, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Den Männern drohen damit bis zu 20 Jahre Gefängnis. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Die Proud Boys waren am 6. Januar 2021 an der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch radikale Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump beteiligt gewesen. Die Angreifer wollten verhindern, dass der Kongress an diesem Tag den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl vom November 2020 endgültig bestätigt.

Nach dem Ku-Klux-Klan-Gesetz angeklagt

Die Staatsanwaltschaft warf den angeklagten Proud Boys vor, sich verschworen zu haben, um eine Machtübergabe zu verhindern. Der Straftatbestand der "aufrührerischen Verschwörung" richtet sich unter anderem gegen Versuche, die US-Regierung zu stürzen. Er kommt in den USA nur selten zur Anwendung und basiert auf dem sogenannten Ku Klux Clan Act von 1871. Wegen "aufrührerischer Verschwörung" war im vergangenen Jahr bereits der Gründer und Anführer der rechtsextremen US-Miliz Oath Keepers, Stewart Rhodes, verurteilt worden.

Trump hatte sich nach der Präsidentschaftswahl 2020 geweigert, seine Niederlage gegen Biden anzuerkennen, und vielfach widerlegte Wahlbetrugsvorwürfe erhoben. Am Mittag des 6. Januar 2021 rief der Republikaner seine Anhänger auf, zum Kapitol zu marschieren und "auf Teufel komm raus" zu kämpfen. Der folgende Angriff auf das Kapitol mit fünf Toten sorgte weltweit für Entsetzen und gilt als schwarzer Tag in der Geschichte der US-Demokratie. Bis heute wurden im Zusammenhang mit der Kapitol-Erstürmung mehr als 1000 Verdächtige festgenommen. Mehr als 230 von ihnen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, viele Verfahren sind noch nicht abgeschlossen.

Auch Trump könnte Verfahren erwarten

Trump hat bis heute bei rechtsextremen Milizen viele Anhänger. Während des Präsidentschaftswahlkampfes 2020 hatte der Rechtspopulist bei einem Fernsehduell mit Biden für Empörung gesorgt, als er sagte: "Proud Boys – haltet euch zurück und haltet euch bereit" ("stand back and stand by"). Eigentlich war der damalige Präsident aufgefordert worden, sich von rechtsradikalen Gruppen zu distanzieren.

Der Ex-Präsident selbst ist wegen der Kapitol-Erstürmung bislang nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden. Ein vom Justizministerium ernannter Sonderermittler hat den Ex-Präsidenten, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will, aber im Visier. Zuletzt wurde im Zuge der Ermittlungen Trumps früherer Vizepräsident Mike Pence befragt.

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    Sturm auf das US-Capitol in Washington.
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