Klimaschutz

Süßwasser laut WWF-Studie 55 Billionen Euro wert

Zwei Drittel der größten Flüsse können nicht mehr frei fließen, viele Feuchtgebiete sind bedroht. Der WWF mahnt ihren Schutz ein.

Heute For Future
Ein Silberreiher steht in einem Gewässer beim Neusiedler See.
Ein Silberreiher steht in einem Gewässer beim Neusiedler See.
Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com

Der jährliche wirtschaftliche Wert von Süßwasser und Süßwasser-Ökosystemen beläuft sich auf 58 Billionen US-Dollar (etwa 55 Billionen Euro). Diese Schätzung stammt aus dem Bericht "High Cost of Cheap Water", der vom WWF in Auftrag gegeben wurde und sich mit den hohen Kosten von billigem Wasser befasst.

"Die enorme Bedeutung von Wasser wurde bisher stets unterbewertet. Durch jahrzehntelange, nicht nachhaltige Entnahmen, schädliche Subventionen, Verbauung, Verschmutzung und auch durch die Klimakrise wird das verfügbare Wasser immer noch knapper", warnt Bernhard Kohler, Biologe beim WWF Österreich. 

"Wir müssen uns daran erinnern, dass Wasser nicht aus dem Hahn kommt, sondern aus der Natur. Dafür braucht es aber unbedingt gesunde Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Grundwasserspeicher", sagt WWF-Experte Kohler.

Der WWF fordert daher die umfassende Wiederherstellung geschädigter Süßwasser-Ökosysteme, wie im Weltnaturabkommen von Montreal festgehalten.

Süßwassersysteme bieten Schutz vor Überschwemmungen und Dürren

"In Europa ist der Schlüssel dafür ein ambitioniertes EU-Renaturierungsgesetz mit klaren Zielen und Maßnahmen", sagt Kohler unter Verweis auf das aktuell verhandelte "Nature Restoration Law".

Laut WWF-Bericht macht der direkte Nutzen, also zum Beispiel die Verwendung in Haushalten, Landwirtschaft und Industrie, mindestens 7,5 Billionen US-Dollar aus. Der wesentlich größere Anteil entfällt mit rund 50 Billionen jedoch auf den indirekten Wert: "Die Verbesserung der Bodengesundheit, die Speicherung von Kohlenstoff, der Schutz vor Überschwemmungen und Dürren und viele andere Leistungen werden oft gar nicht beachtet oder als selbstverständlich angesehen - obwohl ihr Wert jährlich etwa das Siebenfache des direkten Nutzens beträgt", wird WWF-Experte Kohler von der APA zitiert.

WWF mahnt Schutz von Ökosystemen ein

Umso alarmierender ist laut dem Bericht der globale Zustand dieser Ökosysteme: Zwei Drittel der größten Flüsse können nicht mehr frei fließen, ein Drittel der Süßwasser-Arten ist vom Aussterben bedroht, wertvolle Feuchtgebiete verschwinden drei Mal so schnell wie Wälder.

In Österreich findet sich mit dem Neusiedler See eines der sichtbarsten Beispiele für nicht-nachhaltiges Wassermanagement: "Überschüssige Niederschläge konnten sich früher in den ausgedehnten Feuchtgebieten rund um den See sammeln. Dadurch wurden spätere Trockenzeiten abgemildert", erklärt Kohler.

"Inzwischen wurden jedoch zehntausende Hektar Überschwemmungsland trockengelegt und Hochwässer werden über Kanäle abgeleitet. Deshalb können sich auch kaum mehr natürliche Wasserreserven für Dürrezeiten bilden." Gerade für die kommenden klimatischen Veränderungen seien Wiederherstellung und Wiederanbindung natürlicher Feuchtgebiete die beste Lösung der Wasserproblematik vor Ort.

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