Wien

Sulaf (21): "Theater half mir bei der Integration"

Mit 15 Jahren flüchtete die Hobby-Schauspielerin Sulaf aus Syrien nach Österreich. Aktuell steht sie beim Verein "PlayTogetherNow" auf der Bühne.

Yvonne Mresch
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Ihr Zuhause ist die Bühne: Aktuell spielt Sulaf (21) im Stück "Das Nebelhorn" des Wiener Vereins "PlayTogetherNow".
Ihr Zuhause ist die Bühne: Aktuell spielt Sulaf (21) im Stück "Das Nebelhorn" des Wiener Vereins "PlayTogetherNow".
PlayTogetherNow

Die Bühne ist für Sulaf zum zweiten Zuhause geworden – ihr Erstes hat ihr der Krieg genommen. 2016 musste das junge Mädchen mit der ganzen Familie aus Syrien fliehen. Für die damals 15-jährige änderte sich damit von einem Tag auf den anderen alles. Halt fand sie beim Schauspiel, eine Möglichkeit ihr Hobby auszuleben bot ihr der Verein "PlayTogetherNow".

"Ich fühlte mich fremd und habe mich isoliert"

"Schon als Kind habe ich Schauspielen geliebt. Mit acht Jahren begann ich in einem Theater in Syrien zu spielen", erinnert sich die heute 21-jährige. "Meine erste Rolle war in Cinderella. Ich war eine der bösen Schwestern", lacht sie. Das Gefühl auf der Bühne zu stehen ist für Sulaf mit nichts zu vergleichen: "Es macht mir einfach großen Spaß, dort oben zu sein und ins Publikum zu schauen. Das ist einfach cool!" Von den Eltern wurde das Mädchen stets bei ihrem Hobby unterstützt. "Sie sind sehr stolz auf mich und finden es mutig, dass ich keine Angst habe, vor vielen Leuten aufzutreten", sagt sie.

Dass sie jemals wieder schauspielen würde, hätte Sulaf nach ihrer Flucht nicht gedacht. Andere Themen rückten in den Vordergrund. In der neuen Heimat ankommen, Kontakte knüpfen und die Sprache zu lernen standen ganz oben auf der Prioriätenliste. "Ich fühlte mich komisch und fremd, habe mich isoliert und mir gedacht, was mache ich eigentlich in diesem Land? Alle meine Freunde in Syrien haben bereits studiert und ich musste von Null beginnen", sagt sie traurig.

Theater als Integrationshilfe

Vor einem Jahr erfuhr Sulaf vom Verein "PlayTogetherNow", der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund die Möglichkeit bietet, sich kreativ zu betätigen – für sie ein Geschenk. Die ehrgeizige Frau begann, sich in der Theatergruppe zu engagieren. "Das Engagement dort hat mir sehr bei der Integration geholfen. Ich war mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen und erkannte, dass ich nicht die einzige war, die anders ist. Ich habe Vielfalt als Vorteil gesehen", erzählt sie.

Das Theater wird ein Hobby bleiben – das stellt Sulaf im Gespräch mit "Heute" klar: Mittlerweile darf sie sich Rettungssanitäterin nennen, ist im Maturajahr und möchte danach ein Medizinstudium beginnen. Die ehrgeizige Schülerin hat klare Ziele: "Ich weiß, ich kann nicht mehr zurück. In Syrien gibt es kein Leben mehr, deshalb kämpfe ich hier für ein gutes Leben und gebe mein Bestes."

Aktuell steht die junge Syrerin im Stück "Das Nebelhorn" auf der Bühne. Zehn Darsteller unterschiedlicher Herkunft begeben sich darin auf eine Suche nach ihren Biographien und hinterfragen ihre Lebensentwürfe und Wertvorstellungen. Für ihre Rolle kann Sulaf daher aus ihren eigenen Erfahrungen schöpfen. Die nächste Aufführung findet am 21. Mai um 19.30 Uhr statt. Tickets um 15 Euro und weitere Infos gibt es unter www.playtogethernow.at

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