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Flüchtling gesteht Gürtel-Attacke auf "Juden"

Dutzende Male drosch ein Syrer (19) auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin ein. Jetzt behauptet der Mann vor Gericht: Er habe nichts gegen Juden.

Heute Redaktion
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Vor acht Wochen hatte der Syrer einen jungen Israeli mit Kippa im Stadtteil Prenzlauer Berg erst wüst beschimpft, dann mit einem Gürtel geschlagen. Dabei rief der Syrer immer wieder "Jude, Jude", schlug mit der Schnalle so lange zu, bis die Lippe seines Opfers aufplatzte, Bauch und Beine des Mannes blau waren. Das Opfer filmte seinen Angreifer, der Täter flüchtete, stellte sich aber wenige Tage später der Polizei. Der Angeklagte, er lebt seit 2015 in Deutschland, war einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg zugewiesen worden, hielt sich aber in Berlin auf. Bis zum Prozessbeginn befand er sich in Untersuchungshaft.



Angreifer wird der Prozess gemacht

Vor Gericht gab der Syrer am Dienstag an, dass er gar nichts gegen Juden habe: "Ich hasse weder Juden noch Christen, aber ich habe ihn geschlagen, und dafür entschuldige ich mich".

In seinem Geständnis erklärte er, er habe dreimal auf den Mann eingeschlagen. Erst vor dem letzten Schlag habe er gesehen, dass der Israeli eine Kippa trug. Da habe er "Jude" gerufen, was ein Schimpfwort sei. Dann habe er noch einmal mit dem Gürtel zugeschlagen. Das sei nicht richtig gewesen. Er habe zuvor Drogen genommen. "Ich habe was gekifft, mein Kopf war müde."

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Anderes als der Angreifer beschreibt jedoch das Opfer selbst die Attacke vor Gericht. Er und sein Freund seien zuerst von dem Angeklagten und dessen Begleitern beleidigt worden. An den Anfang des Übergriffes könne er sich allerdings nicht so gut erinnern, weil er anfangs am Handy mit einem Freund Nachrichten ausgetauscht habe. Erst auf die Warnungen seines Freundes hin habe er gesehen, wie der Angeklagte auf ihn zugerannt sei und seinen Gürtel aus der Hose gezogen habe. Er habe noch versucht, sich zu wehren, und den Angriff dann mit seinem Handy gefilmt. Der Angreifer habe ihn dann mehrfach mit einem Gürtel auf Bein, Hüfte und ins Gesicht geschlagen.

"Ich habe vor Schmerzen tagelang nicht schlafen können", so das Opfer. "Seelisch war es danach noch schlimmer als körperlich". Es sei schwierig, täglich an der Stelle vorbeizugehen, wo sich der Vorfall ereignete. Von der Haltestelle bis nach Hause renne er seit dem Vorfall immer. "Ich fühle mich einfach unsicher", sagte er. "Ich würde die Kippa nicht wieder aufsetzen, wenn ich allein bin".

"Ich trage die Kopfbedeckung nur mehr bei Freunden oder in einer Gruppe. Als er in die deutsche Hauptstadt kam, sei er überzeugt gewesen, dass Berlin sicher sei. "Es war nicht der Fall." Der Israeli ist seit drei Jahren in Deutschland.

"Berlin war für mich immer eine Traumstadt, in der man in Frieden leben kann, aber ich glaube nicht, dass ich die Kippa noch einmal aufsetzen werden, wenn ich allein unterwegs bin."

Das Medieninteresse ist riesig

Alleine am ersten Prozesstag wurden acht Zeugen einvernommen, der Prozess soll am Montag fortgesetzt werden. Für Berliner Verhältnisse wird der Fall juristisch sehr schnell aufgearbeitet: Bereits einen Monat nach dem Angriff war Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung erhoben worden.

Journalisten reisten aus dem Ausland an, aktuell sind 45 Pressevertreter vor Ort.

(isa)