Österreich

Messer-Attacke im Spital "kein Einzelfall"

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres präsentierte am Dienstag dramatische Zahlen. 8 von 10 Kassenärzten werden bedroht, sagen sie.

Heute Redaktion
Teilen
Präsident der Ärztekammer Thomas Szekeres
Präsident der Ärztekammer Thomas Szekeres
Bild: picturedesk.com

Nach der Messer-Attacke im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital fordert die Standesvertretung der heimischen Mediziner, die Ärztekammer, Maßnahmen. Denn, das war "leider kein Einzelfall, weder europaweit, noch in Österreich."

Die Kammer befragt dazu gerade alle Hausärzte in Wien online befragt. "Das ist der Bereich, aus dem wir bisher die meisten Klagen von Ärzten gehört haben", so Vizepräsident Johannes Steinhart.

Die Umfrage ist noch nicht abgeschlossen, es wurde bisher 600 Antworten ausgewertet. Trotzdem präsentiert die Kammer ein dramatisches Zwischenergebnis:

- 57 Prozent haben den Eindruck, dass Aggression und Gewalt gegen Ärzte zunimmt.

- 97 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren von Kollegen gehört, die verbal bedroht wurden.

- 80 Prozent wurden in den letzten zwei Jahren verbal bedroht.

- 10 Prozent wurden in diesem Zeitraum körperlich bedroht.

Zu den Gründen für die steigende Aggression gehören laut Szekeres die langen Wartezeiten, gerade Notfallambulanzen seien "Hotspots für verbale Aggression und körperliche Attacken".

Szekeres fordert vor dem Hintergrund dieser Umfrage nun Maßnahmen. Die Ärztekammer fordert eine Verschärfung des Strafrechts, das werde auch in anderen EU-Ländern diskutiert. Ähnlich wie bei Polizisten sollen Angriffe auf medizinisches Personal unabhängig von der Schwere der Verletzungen als "schwere Körperverletzung" geahndet werden.

Auch Schulungen (Konfliktvermeidung, Selbstverteidigung), eine Anhebung der Gesundheitsausgaben und mehr Personal würden helfen. Die Ärztekammer wünscht sich außerdem ein Melderegister für Angriffe, das gibt es im Burgenland bereits.

Zusätzlich kann sich Szekeres Sicherheitsschleusen wie in Gerichtsgebäuden vorstellen, "in exponierten Bereichen oder bei einer Häufung von Vorfällen" sei das denkbar. In Schweden würden Schwestern etwa in der Notaufnahme hinter Panzerglas sitzen.

Gegner der Idee mit den Sicherheitsschleusen gibt es allerdings auch schon. Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Wolfgang Weismüller, hält das für nicht umsetzbar, zudem würde es die Akutversorgung massiv beeinträchtigen. Der Deeskalationstrainer Harald Stefan vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hält es für eine "populistische Forderung". (csc)