Taifun bedroht Olympia: "Wäre natürlich Katastrophe"

Am Freitag werden die 32. Olympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet. Bisher steht das Mega-Event unter keinem guten Stern. Tokio ist im Corona-Notstand. Die Bewerbe finden ohne Zuschauer statt. Im Land kommt es zu Protesten – Bürger fordern die Olympia-Absage, fürchten weitere Corona-Cluster wegen der Spiele mit tausenden Sportlern aus aller Welt.
Jetzt braut sich über dem Pazifik ein Unwetter zusammen. Eine subtropische Tiefdruckzone könnte zum Taifun werden, Anfang kommender Woche auf die japanische Region Kanto mit der Hauptstadt Tokio treffen. Österreichs Segler blicken gespannt auf die Wetterberichte. Der Taifun könnte für sie zum Spielverderber werden.
Taifun "wäre eine Katastrophe"
Vor fünf Jahren holten Thomas Zajac und Tanja Frank in Rio mit Bronze die einzig rot-weiß-rote Medaille. Am Freitag werden sie das ÖOC-Team bei der offiziellen Eröffnungsfeier (13 Uhr) als Fahnenträger anführen. Zajac segelt mit Barbara Matz im Nacra17, Frank mit Lorena Abicht im 49er FX.
Zajac: "Das Wetter ist etwas, was wir nicht kontrollieren können. Wenn dieser Taifun wirklich über uns läuft, müssten wir vielleicht die Boote auseinanderbauen und in den Container geben. Bei 250 km/h kann das Boot noch so gut angebunden sein…"
Was das für das Duo bedeuten würde: "Das wäre natürlich eine Katastrophe, für alle Beteiligten. Deswegen ist es auch einmalig, dass die Container im Boden verankert sind. Weil vor drei Jahren gab es schon einmal den Fall, dass ein Taifun die Container wie Legosteine ein paar hundert Meter durch den Hafen geschwemmt hat."
Zajac weiter: "Der größere Taifun hat uns verfehlt, ist nach China weitergezogen. Der kleinere wird uns wahrscheinlich die nächsten drei Tage betreffen. Es wird große Wellen geben. Da müssen wir schauen, wie viel wir riskieren, dass wir uns nicht verletzen."
Unklare Bedingungen
Abicht: "Wir haben von unserer Meteorologin erfahren, dass gleich mehrere Stürme im Anmarsch sind. Wenn es wirklich zach wird, wie 2018 mit den schwimmenden Containern … da hoffen wir ganz stark, dass das nicht so eskalieren wird. Wir hoffen auf gute, faire Segelbedingungen."
Frank: "Wir haben uns auch auf Starkwind vorbereitet, sehr viel trainiert. Wir können auch nur in den Bedingungen, in denen wir nicht die Allerbesten sind."
Was die vier Athleten verbindet: Unsicherheit, was die Bedingungen bei ihren Wettkämpfen betrifft. Prognosen, die länger als drei Tage in die Zukunft blicken, sind zu unpräzise. Trainiert wurde zuletzt mit schwachem Südwind. Jetzt drohen Böen und starker Wellengang.

Hitze "fast unerträglich"
Neben der Angst vor dem Sturm macht den Sportlern in Tokio die brütende Hitze zu schaffen. Am Freitag zeigte das Thermometer schon bei den Ruder-Vorläufen am Vormittag mehr als 30 Grad an. Deutschlands Leonie Menzel musste nach ihrem Rennen wegen hitzebedingter Erschöpfung vorübergehend in den Rollstuhl. Die russische Bogenschützin Swetlana Gombojewa erlitt in der Qualifikation einen Hitzschlag.
Wie heftig sind die Bedinungen vor Ort? Zajac: "Man geht raus und beginnt sofort zu schwitzen. Es ist fast unerträglich. Wir haben spezielle Kühlwesten mit. Wir verbrauchen am Tag zwei bis drei Westen. Wenn du überhitzt, verbraucht der Körper sehr viel Energie. Wir haben lange Wettkämpfe, sind da mehrere Stunden auf dem Wasser. Wir segeln mit Helm. Den kann man mit einem Snowboardhelm vergleichen."
Matz: "Es ist ungewohnt. Da ist nicht einmal das Wasser mehr eine Abkühlung."
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