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Taliban drohen jetzt mit Vergeltung

Heute Redaktion
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Bild: © Ahmad Nadeem / Reuters (X02749)

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan haben die Taliban mit Vergeltung gedroht. Sie würden sich für "jeden einzelnen Märtyrer bei den Eindringlingen und grausamen Mördern rächen", drohten die radikalislamischen Aufständischen am Montag auf ihrer Internetseite an.

haben die Taliban mit Vergeltung gedroht. Sie würden sich für "jeden einzelnen Märtyrer bei den Eindringlingen und grausamen Mördern rächen", drohten die radikalislamischen Aufständischen am Montag auf ihrer Internetseite an.

Sonntag früh hatte ein US-Soldat in der südafghanischen Provinz und Taliban-Hochburg Kandahar ein Massaker unter Dorfbewohnern angerichtet. Im Morgengrauen verließ er seinen Stützpunkt, brach in die Häuser der Menschen ein und tötete wahllos 16 Männer, Frauen und Kinder.

Der Mann wurde festgenommen, nach US-Angaben hatte er psychische Probleme. Er ist selbst Familienvater, wie sich herausstellte. Die "New York Times" berichtete, der 38-jährige Feldwebel sei verheiratet und habe zwei Kinder.

 
Obama verspricht Hilfe

Der Mann wurde festgenommen, nach US-Angaben hatte er psychische Probleme. US-Präsident Barack Obama zeigte sich im Telefongespräch mit seinem afghanischen Kollegen Hamid Karzai zutiefst bestürzt und versprach eine rasche Untersuchung des Vorfalls. In ihrer Reaktion bezeichneten die Taliban die Angaben zum Zustand des US-Soldaten als Ausrede. Sollten sie aber stimmen, sei dies ein weiteres "Zeugnis für die moralische Verworfenheit des US-Militärs, da es in Afghanistan Verrückte bewaffnet, die dann ihre Waffen ohne zu zögern auf wehrlose Afghanen richten," erklärten sie auf ihrer Internetseite.

Hillary Clinton: "So sind wir nicht"

Außenministerin Hillary Clinton bedauerte den Amok-Lauf: "Wie viele Amerikaner bin auch ich schockiert über die Tötung unschuldiger afghanischer Dorfbewohner", sagte sie am Montag in New York. Sie habe ihr Beileid den Familien der Opfer und dem afghanischen Volk ausgedrückt. "So sind wir nicht", versuchte Clinton zu verhindern, dass der Vorfall mit der generellen Haltung der USA in Verbindung gebracht wird.

Die USA würden alles tun, um den Soldaten zur Verantwortung zu ziehen. "Es ist furchtbar. Grauenhaft. Ich kann mir die Trauer der Familien nicht einmal vorstellen. Kinder sind bei dieser furchtbaren Tat ums Leben gekommen", sagte sie. Eine vollständige Untersuchung laufe bereits. "Aber dieser schreckliche Vorfall ändert nichts an unserer Verpflichtung, das afghanische Volk zu schützen."

Merkel kondoliert

Nach dem Massaker kondolierte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Blitzbesuch am Hindukusch der afghanischen Regierung. Vom Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Mazar-i-Sharif aus telefonierte Merkel am Montag mit Präsident Karzai. Dabei drückte sie dem Präsidenten ihr persönliches Beileid und das der deutschen Bevölkerung anlässlich der "schrecklichen Tat des US-Soldaten" aus.

Merkel sicherte Karzai nach Angaben des Regierungssprechers Steffen Seibert zu, die Internationale Schutztruppe ISAF werde alles unternehmen, um die Umstände der Tat aufzuklären. Sie kündigte in dem Gespräch außerdem an, dass Deutschland noch in diesem Monat einen ersten Entwurf für das bilaterale Partnerschaftsabkommen für die Zeit nach dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014 vorlegen werde.

Der blutige Vorfall ist für die NATO-geführten internationalen Truppen in Afghanistan eine Katastrophe. Seit Monaten sind die Beziehungen zwischen Washington und Kabul gespannt. Nach der Verbrennung von Koran-Ausgaben durch US-Soldaten auf dem Militärstützpunkt Bagram nahe Kabul gab es Ende Februar im ganzen Land tagelange Proteste, bei denen 30 Menschen getötet und 200 weitere verletzt wurden. Im Zusammenhang mit der Koran-Verbrennung wurden bis 1. März sechs US-Soldaten von afghanischen Kollegen getötet. Nach dem Amoklauf vom Sonntag rechnet die ISAF nun mit weiteren Racheakten.