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Tankzug-Explosion wird zum Kriminalfall

Heute Redaktion
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Bild: AP

Nach der Explosion eines Güterzugs in Kanada mit mehr als einem Dutzend Toten wurde der Ort Lac-Megantic nun zum Tatort erklärt. Die Polizei hat das Zentrum des Städtchens gesperrt und prüft, ob das Unglück, das mindestens 15 Menschen das Leben kostete, ein Verbrechen war. Der Lokführer ist inzwischen vom Dienst suspendiert.

mit mehr als einem Dutzend Toten wurde der Ort Lac-Megantic nun zum Tatort erklärt. Die Polizei hat das Zentrum des Städtchens gesperrt und prüft, ob das Unglück, das mindestens 15 Menschen das Leben kostete, ein Verbrechen war. Der Lokführer ist inzwischen vom Dienst suspendiert.

Die Polizei ermittelt nun, ob das Entgleisen der mehr als 70 Kesselwagen am frühen Samstagmorgen einen kriminellen Hintergrund hat. Wer in dem verwüsteten Areal angetroffen werde, müsse mit der Festnahme rechnen. Details der Ermittlungen wollte er nicht nennen, für Terrorismus gebe es keine Hinweise.

Die Zahl der Todesopfer stieg auf 15. Etwa 60 Menschen werden offiziellen Angaben zufolge noch vermisst. Am Vortag war die Zahl noch mit 50 angegeben worden.

"Handbremsen nicht ordnungsgemäß angezogen"

Der Lokführer wurde suspendiert. Er werde bis auf Weiteres nicht für sein Unternehmen arbeiten und auch kein Gehalt bekommen, sagte Edward Burkhardt, Chef des Bahnunternehmens Montreal, Maine & Atlantic Railway, Medienberichten zufolge am Mittwoch bei einem Besuch der Unglücksstelle in Lac-Megantic. Er habe gesagt, dass er an dem Unglückszug nach dem Abstellen elf Handbremsen gesetzt habe. "Wir haben jetzt das Gefühl, dass das nicht wahr ist. Die Handbremsen in dem Zug waren nicht ordnungsgemäß angezogen und dies lag in der Verantwortung des Ingenieurs".

Der Lokführer arbeitet nach Angaben des Bahnunternehmens seit vielen Jahren für die Firma und ist bisher noch nie negativ im Zusammenhang mit Sicherheitsmaßnahmen aufgefallen. Sein Unternehmen trage sicher "jede Menge Verantwortung", sagte Burkhardt - allerdings müsse noch geklärt werden, ob die Verantwortung für das Unglück ausschließlich bei seinem Unternehmen liege. Er fühle sich persönlich "absolut scheußlich". Bewohner von Lac-Megantic protestierten mit Plakaten gegen den Besuch von Burkhardt, dessen Firma sie für das Unglück verantwortlich machten.

Bei dem Unglück waren nachts die mit Rohöl beladenen Kesselwagen einen Berg hinabgerollt und mitten in der Kleinstadt entgleist und explodiert. Mehrere Detonationen mit gewaltigen Feuerbällen hatten Lac-Megantic erschüttert. Etwa 30 Gebäude wurden zerstört. 2000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die meisten konnten zwar Anfang der Woche wieder zurückkehren, 600 mussten aber auch am Mittwoch noch bei Freunden oder in Notunterkünften ausharren.

Das Unglück war sogar aus dem All zu sehen. Die NASA veröffentlichte zwei Satellitenbilder. Auf einem ist der Ort nur als kleiner Lichtpunkt zu sehen. Auf dem zweiten, aufgenommen in der Unglücksnacht, ist der grelle Schein so hell wie der einer Großstadt.