Politik

"Völlig falsches Amt" – wilder Lügenstreit um Wallentin

Wenige Tage vor der Wahl scheint das Rennen um die Hofburg bereits gelaufen. Kandidat Tassilo Wallentin zeigte sich im ORF aber dennoch kämpferisch.

Rene Findenig
In der ORF-"ZIB2" kam es am Montagabend zu einem bemerkenswerten Wortgefecht zwischen Tassilo Wallentin und Armin Wolf.
In der ORF-"ZIB2" kam es am Montagabend zu einem bemerkenswerten Wortgefecht zwischen Tassilo Wallentin und Armin Wolf.
Screenshot ORF

62 Prozent der wahlberechtigten Österreicher wollen ganz sicher zur Bundespräsidentenwahl gehen, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat mit 59 Prozent Zustimmung alle Trümpfe in der Hand. Sogar eine Stichwahl scheint derzeit ausgeschlossen zu sein, zeigte eine neue "Unique Research"-Umfrage für "Heute". Mit nur 13 Prozent ist FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz noch der stärkste Herausforderer, der frühere "Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin kommt nur auf acht Prozent.

Das Ruder herumreißen? Scheint unmöglich zu sein. Wie er es dennoch schaffen will, wollte Wallentin eigentlich am späten Montagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Armin Wolf klären. Der 48-Jährige befand schon bei der Bekanntgabe seines Antretens, dass das Land "vor die Hunde" gehe – und er wird von Milliardär Frank Stronach finanziell unterstützt. Zum Auftakt legte er nach: Auf Österreich würde eine Krisenwelle mit Neutralitätsproblem, Asylchaos und Teuerungskrise warten.

"Nicht bei 19 Grad in der Wohnung sitzen"

Er, Wallentin, habe die Lösungen dazu gefunden, erklärte er selbstbewusst in der "ZIB2". Er stelle sich "ein neutrales Österreich" vor, in dem man "nicht bei 19 Grad in der Wohnung sitzen" müsse. Den Menschen müsse bewusst gemacht werden, "dieses politische Establishment fährt das Land an die Wand", so Wallentin. Es müsse jemanden geben, der ein Gegengewicht zur Regierung darstelle, der dafür sorge, dass die notwendigen Reformen eingehalten werden.

Der Bundespräsident werde direkt gewählt und das Land leide an einer Verhaberung, die aufgelöst werden müsste, so der 48-Jährige. Als unabhängiger Kandidat wolle er "erster Diener des Volkes" sein. Er sei zudem vollkommen unabhängig, obwohl er, wie Wolf aufzählte, eine Verfassungsklage für die FPÖ eingereicht habe, für die "Krone" schreibe und von Stronach unterstützt würde. Dies stellte den Auftakt für ein bemerkenswertes Wortgefecht zwischen Wallentin und Wolf dar.

"Kann das sein, dass sie für das völlig falsche Amt kandidieren?"

"Sie werfen mir viele Dinge vor und lassen mich nicht antworten", klagte der Kandidat. Wolf konterte weiter: Die Verfassung sehe es völlig anders, der Bundespräsident könne der Regierung gar nichts anordnen. "Kann das sein, dass sie für das völlig falsche Amt kandidieren?", fragte Wolf. Wallentin reagierte: Der Bundespräsident solle ein "Gegengewicht zur Regierung" sein und sie in Krisen nicht hinauswerfen, sondern "zur Höchstform antreiben".

"Glauben Sie das wirklich alles?", hakte Wolf nach, weil Wallentin regelmäßig über Verarmung der Bevölkerung, Asyl- und Terrorwellen oder die Abschaffung von Bargeld sowie Zwangsenteignungen schreibe. Auch andere Experten würden diese Meinungen teilen, so Wallentin. Wolf wiederum hielt Wallentin ein angeblich frei erfundenes Zitat, das er immer wieder verwende, völlig falsche Zahlen zu Muslimen in Österreich und ein angebliches Geheimabkommen zwischen Kreml und Weißem Haus, das es nicht gebe, vor.

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    Alexander Van der Bellen erreicht 24.600 Unterstützungserklärungen und tritt für eine zweite Amtsperiode an.
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    Lukas Kafenda / OTS

    Es gehe "nicht einmal darum", ob es stimme

    "Das glauben Sie", antwortete Wallentin. "Was Sie nicht leugnen können, ist, wie es den Menschen geht." Bei seinen immer wieder genannten "Fakten" wie etwa der Zahl der Muslime in Österreich in 20 Jahren gehe es zudem "nicht einmal darum", wann es soweit sei, sondern "dass die Tendenz so ist". Man dürfe keine "politisch korrekten Scheuklappen" haben, so Wallentin. Er erklräe immer, dass Politiker lügen würden, seine Kolumnen seien aber "voller falscher Fakten und Unwahrheiten", so der ORF-Moderator, er könne im Dutzende nachweisen.

    Wallentin könne alles nachweisen und verstehe, dass es Wolf im ORF nicht gefalle, was er schreibe, so der 48-Jährige. Wallentin unterstellte Wolf gar, "vielleicht" den Auftrag zu haben, ihm zu unterstellen, dass er lüge. Dass er in den Umfragen schlecht liege, sei für ihn außerdem "vollkommen irrelevent". Die Menschen würden spüren, dass es eine Veränderung brauche und seine Chance, Bundespräsident zu werden, sei "sehr groß".