Österreich

Tausende Ferkel gequält: Kritik für "mildes Urteil"

Nach versteckten Kameraaufnahmen wurden drei Bauern in St. Pölten vor Gericht zu bedingten Haftstrafen verurteilt. Dem VGT sind die Strafen zu milde.

Heute Redaktion
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Versteckte Aufnahme vom Stall bei St. Pölten.
Versteckte Aufnahme vom Stall bei St. Pölten.
Bild: VGT

Im Herbst 2017 montierten Tierschutz-Aktivisten versteckte Kameras in einer Schweine-Tierfabrik nahe St. Pölten. Der VGT (Verein gegen Tierfabriken) veröffentlichte die grausamen Aufnahmen und erstattete Anzeige. Am Landesgericht St. Pölten wurden nun die Bauern wegen Tierquälerei verurteilt.

Die 62-jährige Mutter des Inhabers eines Schweinehaltungsbetriebes und ein Arbeiter (47) wurden schuldig gesprochen, Ferkel durch unerlaubtes Herausreißen des Samenstrangs kastriert zu haben. Für den 37-jährigen Betriebsführer (der Sohn der Bäuerin) gab es einen Schuldspruch als Beteiligter – das Trio wurde nicht rechtskräftig zu je drei Monaten bedingter Haft verurteilt ("Heute" berichtete).

Tierquälerische Kastration von Baby-Ferkeln

In der Schweinezucht ist es üblich (und legal), dass den kleinen männlichen Babyferkeln die Hoden ohne Narkose mit einem Messer herausgeschnitten werden. Es ist auch legal, den Samenstrang mit einer Schere durchzuschneiden. Absolut verboten - weil noch schmerzhafter - ist das Herausreißen der Hoden. "Doch genau das praktizierten niederösterreichische Schweinebauern möglicherweise sogar jahrzehntelang!", heißt es in einer Aussendung des VGT.

Tausende Ferkel gequält

"Laut eigenen Aussagen wurden alleine in den letzten 10 Jahren 36.000 Baby-Ferkel auf diese grausame Art kastriert", heißt es weiter. David Richter vom VGT: "Diese Tierquälerei blieb bis November 2017 unentdeckt. Kein Amtstierarzt hat diese fürchterliche Praxis abgestellt, kein Betriebstierarzt hat sich darum gekümmert, keine landwirtschaftliche Organisation hat es geschafft, dieses sinnlose Tierleid abzustellen. Allein engagierten Journalisten, die versteckte Kameras montiert haben, ist es zu verdanken, dass zumindest diese Quälerei ein Ende hat! Wir danken diesen mutigen Menschen von ganzem Herzen, die dieses Verbrechen ans Licht der Öffentlichkeit gebracht haben! Ohne Aufnahmen wie diese ist es leider nicht möglich, solche Tierquälereien aufzuzeigen und einzustellen."

Verurteilungen selten

"Für das Quälen von zehntausenden Tieren sind 3 Monate bedingt beinahe ein Hohn - trotzdem sind wir erleichtert, dass es, im Gegensatz zu anderen Fällen, zu einem Verfahren und dieser Verurteilung gekommen ist! Wir hoffen, dass die Politik, landwirtschaftliche Interessensgruppen und auch Kontrollinstanzen im Bezug auf die Kastration nicht weiter die Augen verschließen, sondern Tierquälerei aufdecken und verfolgen!" sagt David Richter. (red)