Wirtschaft

Tausende Österreicher haben "Scharia-Konto"

Sogar Boykott-Aufrufe hatte das "Scharia-Konto" der BAWAG bei der Ankündigung ausgelöst. Jetzt steht fest: es ist ein voller Erfolg.

Heute Redaktion
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Das umbenannte Scharia-Konto ist bei der BAWAG ein Erfolg.
Das umbenannte Scharia-Konto ist bei der BAWAG ein Erfolg.
Bild: Sabine Hertel

Fast 600.000 Muslime leben in Österreich, weswegen die BAWAG im Jahr 2016 als erste Bank in Österreich einen Vorstoß wagte. Die Bank stieg ins "Islamic Banking" ein, das auf Grundlage der Scharia basiert. Bedeutet, dass Zinsen und Kredite ebenso verboten sind wie Geschäfte im Waffen-, Alkohol- und Porno-Bereich. Das Angebot steht auch jedem anderen Kunden und nicht nur Muslimen offen.

Ausgelöst hat das Angebot anfangs einen Shitstorm. Davon, dass es zu keiner "Bevorzugung" von Muslimen kommt, ließen sich viele nicht von ihrer Empörung abhalten. Sie deckten die BAWAG-Facebook-Seite mit Islamisierungs-Vorwürfen ein, beleidigten die Bank-Verantwortlichen und riefen sogar zum Boykott auf. Die BAWAG nahm Stellung und berief sich darauf, auf die Bedürfnisse von Kunden zu reagieren.

Nun in ganz Österreich

Und offenbar ist das Bedürfnis groß, wie der "ORF" nun berichtet. Demnach haben sich tausende Österreicher für das nun "Budget Konto" umbenannte Angebot angemeldet. Die Unbenennung war dabei eine Reaktion auf den Social-Media-Shitstorm.

Islamic Banking
Einer der Kernpunkte neben den Geschäftsverboten ist das Zinsverbot, denn vereinfacht gesagt darf mit Geld nicht Geld verdient werden. Für die Konten wird ein fixes Entgelt statt Zinsen ausgezahlt. Zinsen werden also weder ausgezahlt, noch verlangt.

Umgekehrt funktionieren etwa Überziehungen und Kredite anders, letztere sind generell verboten. Zwar werden auch hier keine Zinsen verrechnet, der Kontobesitzer zahlt der Bank aber mehr zurück, als die Summe ausmacht. Am Beispiel eines Autokaufs bedeutet das: Der Kunde bekommt keinen Kredit, sondern die Bank kauft das Auto und verkauft es an den Kunden weiter. Dieser bezahlt einen höheren Preis in Raten zurück.

Ursprünglich wurde das "Scharia-Konto" laut Bericht nur in drei Filialen in Favoriten, Ottakring und in der Brigittenau angeboten. Weil der "Run" darauf aber so groß ist, ist es nun in ganz Österreich erhältlich. (red)