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Tausende Polizisten: Davos wieder eine Festung

Heute Redaktion
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Kampfjets am Himmel, Soldaten mit Maschinengewehren vor Straßensperren, Polizisten sichern Hotels und Konferenzräume mit Sprengstoff-Schnüffelhunden: Der Alpenkurort Davos gleicht bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF), die am Mittwoch beginnt, einer Festung. Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs haben sich zum Elitetreffen angesagt.

Kampfjets am Himmel, Soldaten mit Maschinengewehren vor Straßensperren, Polizisten sichern Hotels und Konferenzräume mit Sprengstoff-Schnüffelhunden: Der Alpenkurort Davos gleicht bei der  Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) , die am Mittwoch beginnt, einer Festung. Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs haben sich zum Elitetreffen angesagt.

Geschützt vor Anschlägen und Demonstranten, soll eine internationale Elite von Politikern, Wirtschaftskapitänen und Wissenschaftlern im "Spirit of Davos" Gegensätze hinter sich lassen und nach Wegen in eine bessere Welt suchen.

Merkel diesmal nicht dabei

Mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel fehlt heuer aber ein Stammgast. "Wir bedauern ihren Skiunfall", sagt WEF-Präsident Klaus Schwab. Längst wird aber in Diplomatenkreisen getuschelt, die Kanzlerin sei - auch angesichts des holprigen Starts der Großen Koalition - nicht traurig gewesen, einen Grund für die Absage gehabt zu haben.

Warum dann nicht Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) zum Parlieren unter dem Motto "Die Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft" nach Davos kommt, blieb unklar. Während 2013 neben Merkel noch vier Minister anreisten, werden es diesmal nur Finanzminister Wolfgang Schäuble und Entwicklungsminister Gerd Müller sein.

Österreichs Minister nicht dabei

Österreich ist bei dem Treffen wie im Vorjahr nicht mit einem Minister vertreten. 2012 sagte Außenminister Spindelegger seine Teilnahme wegen der damaligen Sparpaket-Gespräche ab. Im Jahr davor war er noch zusammen mit Bundeskanzler Werner Faymann in den Ostschweizer Skiort gereist, um dort die Werbetrommel für ein wenige Monate später stattfindendes WEF-Regionaltreffen zu Zentralasien in Wien zu rühren.

Für so manchen Konflikt wurden hier schon Lösungen im direkten Kontakt der Mächtigen gefunden oder zumindest angeschoben. Aus Frankreich kommen sieben Regierungsmitglieder, aus Italien fünf - mit Ministerpräsident Enrico Letta an der Spitze. Und der britische Premier David Cameron muss diesmal nicht mit Widerworten einer Kanzlerin rechnen, wenn er gegen die EU wettert.

Euro-Schuldenkrise als großes Thema

Ein Thema wird wohl auch die Euro-Schuldenkrise sein. Dass diese noch längst nicht gebannt ist, macht der WEF-Risikobericht klar: "Entwickelte Volkswirtschaften sind weiterhin von der Finanzkrise bedroht", heißt es in der Studie, die auf der Befragung von 700 Managern und Wirtschaftswissenschaftlern beruht. Sie wird ein Thema des Treffens sein.

Als große Gefahren werden des weiteren die hohe Arbeitslosigkeit in vielen Ländern und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich eingestuft. Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, warnte vor ihrem Auftritt in Davos, dass der Wohlstand immer ungerechter verteilt wird, während die Probleme von Armut und Arbeitslosigkeit nicht gelöst werden. Freilich betrifft das Deutschland derzeit weniger.

Irans Präsident rührt Werbetrommel

Als Showbühne könnte sich Davos diesmal ohnehin eher für die Hauptdarsteller weiter entfernter Konflikte erweisen: Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt nimmt mit Hassan Rohani wieder ein Präsident des Iran teil. Erwartet wird, dass er nach der vorläufigen Vereinbarung mit den Weltmächten über das iranische Atomprogramm für dringend benötigte Investitionen in seinem Land wirbt. Davor warnen dürfte hingegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu.

Um den derzeit gefährlichsten Konflikt geht es parallel zum WEF im nur 30 Flugminuten entfernten Montreux. Die Syrien-Friedenskonferenz ist für die Schweiz eine zweite enorme Sicherheitsherausforderung.

Die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) im Schweizer Kurort Davos gilt als einer der wichtigsten Treffpunkte für Spitzenpolitiker, Top-Manager und Wissenschafter. Erklärtes Ziel des World Economic Forum ist es, "den Zustand der Welt zu verbessern". Bei Debatten und vertraulichen Begegnungen geht es um Lösungsansätze für globale Herausforderungen, oft auch für konkrete Konflikte.

Das dabei mögliche "Networking" für berufliche und geschäftliche Kontakte ist für die Teilnehmer ein willkommener Nebeneffekt.