Großer Ärger bei Nachbarn

Tausende rasen in "Super-Radar", das bringt Millionen

Wegen einer baustellenbedingten Spurverengung galt auf der Schweizer Autobahn A2 bei Tenniken temporär Tempo 80. Fast 30.000 Lenkende wurden geblitzt.

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Tausende rasen in "Super-Radar", das bringt Millionen
In dieses Super-Radar fuhren bereits Tausende Autolenker.
Polizei Basel-Landschaft

Der Mitarbeiter des Jahres der Baselbieter Polizei ist ein Blechpolizist. Seine Lohnkosten sind bescheiden und Anspruch auf eine leistungsabhängige Vergütung besteht ebenfalls nicht. Dann wäre er vermutlich der teuerste Mitarbeiter des Kantons. Der Blitzer, der im Sommer auf der Autobahn A2 bei Tenniken stand, hat dem Kanton Millionen eingespielt. Der Radar stand in einem Abschnitt, auf dem infolge von Bauarbeiten temporär Tempo 80 galt. Im Juni machte er erstmals Schlagzeilen, nachdem er innert neun Tagen über 7.000 Mal auslöste. Über 60 Lenker kostete das den Führerausweis.

Bis im Dezember hat die Baselbieter Staatsanwaltschaft stapelweise Strafbefehle versandt. Ein Lenker, der 31 km/h zu schnell unterwegs war, muss mitsamt Verfahrensgebühren nun 800 Franken (rund 850 Euro) überweisen. Bei weitem kein Einzelfall. Wie eine Nachfrage bei der Baselbieter Kantonspolizei ergibt, wurden rund 6.800 Temposünder im "ordentlichen Verfahrensbereich" angesiedelt, also der Staatsanwaltschaft rapportiert. Die Fälle stammen aus dem Zeitraum zwischen dem 1. Juni und dem 4. August.

Radar spülte Millionen in Kassa

Geht man von durchschnittlich 800 Franken pro Strafbefehl aus, spült das bereits 5,4 Millionen Franken (5,72 Millionen Euro) in die Kantonskasse. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Erfahrungsgemäß kassieren weitaus mehr Lenkende eine Ordnungsbusse als einen Strafbefehl. Rund 23.000 waren das gemäß Baselbieter Polizei im selben Zeitraum. Die Bussen für Tempoübertretungen in diesem Bereich bewegen sich zwischen 20 und 260 Franken (275 Euro). Geht man von einem durchschnittlichen Bußgeld von 120 Franken (127 Euro) aus, sind das weitere 2,7 Millionen Franken (2,86 Millionen Euro) in der Schatulle des Kantons. Total dürfte der Tenniker Blechpolizist also gut acht Millionen Franken Buss- und Verfahrensgelder generiert haben.

Das dürfte ihn zum fleissigsten Blitzer der Schweiz machen. Zum Vergleich: Ein Radar beim Autobahnzubringer Wolf in Basel kam zwischen Februar und März innert drei Wochen auf 12.541 Auslösungen. Ein weiterer Blitzer in der Stadt Zürich, der dieses Jahr Schlagzeilen machte, kam auf über 2.400 Übertretungen in einer Woche.

Pikant: In Tenniken stand jahrelang eine stationäre Radaranlage, die offenbar sehr einträglich war. Diese wurde vom Bund betrieben, die Erträge flossen allerdings dem Kanton zu. Im Ausgaben- und Finanzplan 2021-2024 des Kantons wurde deswegen ein Einnahmeausfall in Millionenhöhe prognostiziert. Ein Blick in die Erfolgsrechnung des Kantons ist dabei aufschlussreich. 2022 belief sich der Ertrag aus Bussen auf total 16,7 Millionen Franken (17,7 Millionen Euro), wobei die Polizei eine Million über Budget lag. Interessant wird die Erfolgsrechnung des laufenden Jahres, in der sich das temporäre Revival des Tenniker-Blitzers niederschlagen wird.

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