Wien

Taxigutschein: 1,54 Mio. Euro für Fahrten-Vermittlung

Die Gutscheine sollten Senioren und Taxiunternehmen während der Corona-Krise helfen. Doch bei den Taxlern selbst kommt die Hilfe kaum an, so die Neos. 

Louis Kraft
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Mit den Taxigutscheinen wollte die Stadt Senioren und Taxiunternehmen durch die Corona-Krise helfen. Doch bei den Taxlern kam laut Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig bisher nur wenig Hilfe an, stattdessen wurden 1,54 Millionen Euro alleine für die Vermittlung von Fahrten bezahlt.
Mit den Taxigutscheinen wollte die Stadt Senioren und Taxiunternehmen durch die Corona-Krise helfen. Doch bei den Taxlern kam laut Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig bisher nur wenig Hilfe an, stattdessen wurden 1,54 Millionen Euro alleine für die Vermittlung von Fahrten bezahlt.
Neos Wien

Ende März flatterte bei 300.000 Wienern über 65 Jahren ein Brief von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ins Haus, in dem er über die Möglichkeit informierte, einen Taxi-Gutschein über 50 Euro für notwendige Wege zu erhalten, "Heute" hat berichtet. Bis Ende Mai konnten diese beantragt werden, danach wurden je zehn Gutscheine zu je fünf Euro zugestellt.

Laut Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) wurden bereits 417.000 dieser Bons eingelöst, die Stadt zahlte dafür bisher rund 2,1 Millionen Euro. Insgesamt machte die Stadt für die Taxigutscheine ein Budget von 15 Millionen Euro frei. Soviel wird aber gar nicht nötig sein, denn laut ORF beantragten bis Ende Mai mit 108.500 Wienern nur rund 36 Prozent der Bezugsberechtigten die Taxigutscheine. Der Wert beläuft sich gesamt auf rund 5,5 Millionen Euro. 

"Von Gesamt-Fördersumme kommen gerade einmal 3,7% bei den Taxlern an"

Die Gutscheine sollten zum einen der besonders von Corona gefährdeten Altersgruppe bei der Erhaltung der Mobilität und bei der Erledigung von Besorgungen (so konnten etwa Taxler zur Apotheke geschickt werden) helfen und zum anderen den Taxiunternehmen unter die Arme greifen. Eingelöst werden können die Taxigutscheine der Stadt nur bei den großen Taxi-Leitzentralen 40 100 und 31 300 sowie FreeNow. Und genau darin sehen die Neos Wien ein Problem: Denn da pro begonnener Fahrt eine Vermittlungsgebühr von rund 3,70 Euro fällig werden, bliebe für die Taxler selbst kaum etwas von der Hilfe der Stadt übrig, rechnet Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig vor. 

Bei bisher 417.000 absolvierten Fahrten ergibt sich so eine Summe von 1,54 Millionen Euro, die alleine an Vermitlungsgebühren bezahlt wurden. Für die Taxler bleibe also nur die Restsumme von 557.100 Euro. "Die Stadt Wien rühmt sich ständig für ihre angeblich so tollen Förderungen. Wenn aber gerade einmal 3,7 Prozent der mit 15 Millionen Euro veranschlagten Fördersumme vom Taxi-Gutschein bei jenen ankommt, für die es eigentlich gedacht war, dann ist das keine sinnvolle Wirtschaftshilfe. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Gutscheinpolitik der Stadt Wien nur eine Wahlkampfshow ist, die den Betroffenen nichts bringt", ärgert sich Ornig.

Stadt kontert: "Hilfe kommt an, Projekt wurde bestmöglich und zeitnahe umgesetzt"

Auf "Heute"-Rückfrage betont man bei der Stadt, dass man nichts für die Verrechnung von Vermittlungsgebühren könne, dies sei so in der Tarifverordnung festgelegt. Dass die Taxifahrer nicht von der Unterstützung der Stadt profitieren, weist die Stadt aber zurück. "Die Taxigutschein-Aktion musste aufgrund der mehr als ungewissen Situation rasch umgesetzt werden, um sichere Mobilität für ältere Menschen zu ermöglichen. Aus diesem Grund musste eine effiziente und effektive Möglichkeit gefunden werden, die Taxi-Gutschein-Aktion zu ermöglichen und den daraus resultierenden komplexen Prozess mit der Stadt Wien aufzusetzen. Die Stadt Wien hat sich daher auf die Zusammenarbeit mit den großen Taxi-Funkzentralen (Taxi40100, Taxi31300 und FreeNow) beschränkt, damit das gesamte Projekt bestmöglich und zeitnah umgesetzt werden konnte. Die Taxi-Gutscheine stellen natürlich auch eine Unterstützung für das Taxi-Gewerbe dar, allerdings ist bei der Aktion primär die Versorgungssicherheit im Fokus zu sehen", heißt es aus dem Büro von Finanzstadtrat Hanke.

Die Taxigutschein-Aktion sei eine von vielen Initiativen, die die Stadt Wien in dieser herausfordernden Zeit ins Leben gerufen habe, um Menschen in der Krise Unterstützung zu bieten. "Diese spezielle Aktion wurde in kürzester Zeit auf die Beine gestellt, um explizit die Personengruppe über 65 Jahre bestmöglich vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen. Der Taxigutschein sollte in dieser Zeit für unbedingt dringend notwendige Besorgungen und unaufschiebbare (Arzt-)Termine jenen Personen zu Gute kommen, die selbst zum Beispiel kein Auto besitzen, zu Fuß es eventuell schwer haben (aufgrund gesundheitlicher Beschwerden) und insofern auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen wären", betont die Stadt.

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