Wintersport

Teamchef gegen ORF-Experte – Streit vor der TV-Kamera

Trotz des geschafften WM-Klassenerhalts fliegen beim Eishockey-Team in Finnland die Fetzen. Teamchef Bader knöpft sich ORF-Experte Znenahlik vor.

Sebastian Klein
Bei Roger Bader liegen nach dem WM-Krimi die Nerven blank.
Bei Roger Bader liegen nach dem WM-Krimi die Nerven blank.
Gepa

Österreichs Eishockey-Nationalteam zieht den Kopf in sprichwörtlich letzter Sekunde aus der Schlinge. Nach Rückstand siegt die ÖEHV-Auswahl im Abstiegsgipfel gegen Ungarn am Montag im siebenten und letzten Gruppenspiel der A-WM in Tampere im Penaltyschießen, gewinnt sein einziges Match, schickt den direkten Konkurrenten Ungarn in die Zweitklassigkeit.

Aufatmen bei den heimischen Cracks und Teamchef Roger Bader. Dem Schweizer Trainer ist aber nicht zum Feiern zumute. Beim ORF-Interview platzt ihm der Kragen.

Bader mit Wut-Interview

Warum? ORF-Experte Peter Znenahlik legt den Finger in die Wunde, trifft mit dem Wort "Realitätsverweigerung" einen Nerv. Der ehemalige Teamspieler verwendet diese Einordnung nach Baders Aussage, wonach die "klar besten Leistung bei dieser WM gegen einen individuell sehr guten Gegner" gezeigt worden seien.

Bader beim ORF-Interview mit Kommentator und Reporter Daniel Warmuth: "Das fand ich unter der Gürtellinie. Ich habe nichts dagegen, dass der Experte eine andere Meinung hat als ich. Aber es ist eine Stilfrage."

Bader ignoriert Znenahlik fortan, schnaubt ins Mikro: "In meiner Realität war die WM ziemlich gut. Es ist für Österreich nicht selbstverständlich, dass wir hier mittanzen. Wir müssen uns einiges überlegen, es wird nächstes Jahr kein bisschen einfacher."

Fakt ist: Mit einem Sieg aus sieben Spielen, den Niederlagen gegen schlagbare Franzosen (1:2 n. OT.) und Dänen (2:6) und dem Zittersieg gegen Ungarn hat sich Österreich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Gegen den klar überlegenen Weltmeister Finnland hat sich die Bader-Truppe teuer verkauft (1:3). Gegen die USA (1:4) und Schweden (0:5) war sie hingegen chancenlos. Im Deutschland-Spiel (2:4) wäre, wie gegen Dänemark und Frankreich, ohne haarsträubende Defensiv-Aussetzer mehr drin gewesen. Österreich schlägt Ungarn 4:3 nach Penaltys. Ungarn kassierte in seinen Partien gegen Schweden, Finnland, die USA und Deutschland je sieben Gegentreffer.

Daran krankt es im österreichischen Eishockey

Einordnung: Bader kämpft im Vergleich zur Konkurrenz aber tatsächlich auf einigen Positionen mit stumpfen Waffen. Waren Nationen wie Deutschland, die Schweiz, Dänemark und Norwegen bis vor ein, zwei Jahrzehnten auf Augenhöhe mit Österreich, können deren Teamchefs mittlerweile auf deutlich höhere Qualität und Kaderbreite zurückgreifen.

Das hat mehrere Gründe. Mit der Einführung des Punktesystems in der EBEL, Vorgänger der heimischen ICE Hockey League, nehmen bei den österreichischen Klubs überwiegend Legionäre die Schlüsselrollen in allen Mannschaftsteilen ein. Am frappierendsten äußert sich das auf der Goalie-Position. Bernhard Starkbaum hat womöglich sein letztes WM-Turnier hinter sich. Dahinter kommt kaum etwas nach. Viele ICE-Klubs setzen auf Top-Keeper aus dem Ausland, anstatt jungen Österreichern die Chance zu geben. Auch infrastrukturelle Defizite sorgen entscheidende Nachteile gegenüber skandinavischen Nationen, der Schweiz und Co.

Aber: Auch Bader, der seit Jahren mit der Einbindung vieler junger Cracks für frischen Wind sorgt, muss sich nach diesem Turnier Kritik wie jene von Znenahlik gefallen lassen. Speziell in den Schlüsselspielen gegen Frankreich, Ungarn und Dänemark fehlte es an den Basics, wurden Tore einfach verschenkt. So schrammte Österreichs trotz des Ausschlusses von Top-Nation Russland und Belarus (Ukraine-Angriffskrieg) am Abstieg vorbei.

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    Victoria Swarovski und Mark Mateschitz wurden erstmals beim Händchen halten fotografiert.
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