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Techniker missbrauchte Männer nach Operation

Ein Medizinaltechniker steht in Lausanne vor Gericht. Er soll mehrere Männer nach Endoskopie-Untersuchungen vergewaltigt haben.

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Ein 60-jähriger chilenischer Medizinaltechniker soll unter dem Vorwand von Massagetherapien vier Männer vergewaltigt haben. Der Angestellte des Universitätsspital Lausanne steht zurzeit vor Gericht, berichtet "Le Matin".

Der Mann soll den Patienten des Spitals nach ihren Untersuchungen im Endoskopie-Zentrum versprochen haben, sie mithilfe von Massagen von ihrem Unwohlsein zu befreien. Einen der Männer soll er im Frühling 2015 zu Oralsex und ungeschütztem Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Die Übergriffe sollen bei den Opfern und beim Täter zuhause stattgefunden haben.

Knaben missbraucht?

Das am stärksten betroffene Opfer war bereits vor dem Vorfall psychisch angeschlagen, seine Alkohol- und Drogensucht soll sich seit dem Vorfall stark verschlechtert haben, sagte die Staatsanwältin Moira Paternoster gestern vor Gericht aus.

Der Prozess kam zustande, weil eines der Opfer, das vom Medizinaltechniker im Intimbereich angefasst und zur Masturbation gezwungen worden sein soll, den Vorfall auf Facebook öffentlich gemacht hatte.

Bereits im Jahr zuvor hatte sich ein Knabe an einen Mitarbeiter des Universitätsspitals gewandt, weil er vom Chilenen missbräuchlich angefasst worden sei.

Psychisch labile Männer gesucht

Die drei Männer – ein vierter verzichtete auf eine Anzeige – wollen gemäss eigener Aussage verhindern, dass anderen Patienten in ihrer fragilen Erholungsphase nach einem Untersuch dasselbe widerfährt.

Der Medizinaltechniker ging offenbar immer nach demselben Schema vor: Er soll nach jungen, kranken und psychisch angeschlagenen Männern Ausschau gehalten haben, die er missbrauchen konnte – manchmal unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

"Bisexuelle werden ungerecht behandelt"

Der Mann streitet die Tat ab. Vor Gericht habe er gestern lediglich ein Bekenntnis zu seiner Bisexualität abgegeben, schreibt "Le Matin". Die Staatsanwältin fordert eine Freiheitsstrafe von vier Jahren wegen sexueller Handlungen mit widerstandsunfähigen Personen. Die Zeugen seien glaubwürdig und hätten sich in ihren Ausführungen nicht widersprochen.

Der Verteidiger fordert einen Freispruch. Sein Mandant stehe unter Xanax. Bisexuelle würden ungerecht behandelt, die Fakten seien verdreht worden. Das Urteil soll morgen gesprochen werden. (red)