Niederösterreich

"Teichpfusch tötete 40 Kois, habe 100.000 € Schaden"

Im Ruhestand ließ sich Harald W. (59) ein kleines Paradies bauen samt teuren Koikarpfen. "Wegen eines Pfusches wurde die Sache ein Fiasko", sagt er.

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Harald W. mit seinem "Problem-Teich" in Winden am See
Harald W. mit seinem "Problem-Teich" in Winden am See
privat

Harald W. (59), Unternehmer im Ruhestand, war vor wenigen Jahren nach Winden (Neusiedl) gezogen, wollte sich endlich mit seiner Partnerin, einer Polizistin in Pension, einen Lebenstraum erfüllen: Eine Wohlfühloase hinterm Haus, ein Teich mit wertvollen Zierfischen, plätscherndes Wasser, eine romantische Brücke und schöne Pflanzen.

"Glücksfall war Fehler"

Im Internet googelte der 59-Jährige nach Teichbau, Koi und fand sofort Gefallen am obersten Treffer: Teichbau, Koihandel, Planung und Technik, Koi-Tierärztin. "Volltreffer dachte ich - alles in einem, gute Rezessionen, besser geht es nicht. Dass ich dem vertraut habe, war mein Fehler - aber mein einziger Fehler", so Harald W.

Der Teich wurde schließlich gebaut, in Summe hatte das Paar 70 Koikarpfen im Wert von 500 bis 2.500 Euro pro Exemplar. Doch bereits während der Bauarbeiten kam zu Problemen: Der Teich war zwei Meter zu kurz, wurde schließlich um zwei Meter verlängert, mit zwei Meter Abstufung. "Es kam nie zu einer Bauabnahme, Einweisung der Filteranlage oder einer Einschulung", so er 59-Jährige.

"Tierärztin machte zu wenig"

Innerhalb eines Jahres starben gut 40 Fische im Wert von weit über 10.000 Euro. "Beim ersten Mal diagnostizierte die Tierärztin der Teichbau- und Koihandels-Firma Schlafkrankheit, dann bekamen die Tiere offene Wunden. Die Koi-Expertin nahm einen Abstrich, diagnostizierte Würmer, meinte aber die seien nicht die Ursache und daher gab es keine Medikamente. Mein Traum wurde zum Alptraum - ich musste Dutzende tote Tiere herausfischen", erzählt Harald W.

    Harald W. (59) vor seinem Teich
    Harald W. (59) vor seinem Teich
    privat

    Mittlerweile ist Harald W. am Ende: "Drei echte Teichbauer waren mittlerweile hier und meinten, dass hier alles falsch sei, sie aber selbst sicherlich nichts angreifen würden. Die Firma bzw. der Chef, die meinen Teich errichtete, hätte den Teich gar nicht errichten dürfen, weil er dazu nicht berechtigt wäre." Die Teichbauer meinten, dass die Rohre falsche Gelenke hätten, die Filteranlage wäre unzureichend: Bestens für Keime, Pilze und Bakterien.

    Das sagt Unternehmer

    Der angegriffene Unternehmer blieb auf Anfrage gelassen: "Ich bin seit Jahren in dem Geschäftsbereich „Koi-Teiche“ tätig und habe mehr als 100 Fischteiche errichtet, die ordnungsgemäß funktionieren. Auch bei dem von Ihnen angesprochenen Kunden waren meine Leistungen mangelfrei. Dies wird auch durch die beigezogenen Sachverständigen, die vom Gericht in dieser Sache bereits bestellt wurden, bestätigt."

    "Kunde handelte unsachgemäß"

    Der Firmenchef weiter: "Bedauerlicherweise verstarben oder erkrankten zahlreiche Fische des betreffenden Kunden. Dies ist aber auf eine unsachgemäße Behandlung der Fische zurückzuführen und nicht auf eine fehlerhafte Technik des Fischteichs. Wir standen von Beginn an dem Kunde zur Seite, um seine Probleme zu lösen. Leider ignorierte der Kunde meine Vorschläge und auch die ausdrücklichen Empfehlungen einer Tierärztin, weshalb es überhaupt zu dem großen Schaden kam. Nachdem der Kunde weitere Gespräche abgelehnt hat, rechne ich mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Da ich mir in dieser Sache nichts vorwerfen kann und dies auch von den beigezogenen Sachverständigen bestätigt wurde, bin ich aber davon überzeugt, dass die Gerichte in meinem Sinne entscheiden werden."

    Ein Wiedersehen vor Gericht scheint somit unausweichlich: Harald W. nahm sich einen Anwalt, ein Vergleich kam bis dato nicht zustande: "Das Vergleichsangebot waren rund 110.000 Euro. Wenn wir Klage einreichen, beläuft sich diese auf 170.000 Euro - das ist aber alles dabei, inklusive Rückbau des Teiches in den ursprüngliches Zustand, Rechtsanwaltskosten und Entschädigung). Mittlerweile sollen laut 59-Jährigen sogar schon zwei Gutachten vorliegen: Eines Pro-Kunde, eines Pro-Unternehmer. "Mit diesem Gutachten glaubt der Unternehmer, aus dem Schneider zu sein", meint das Pärchen abschließend.

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