Österreich

Schlepper-Prozess: Metodi G. widerruft Geständnis

Der Erstickungstod von 71 Flüchtlingen in einem Kühl-Lkw wird derzeit in Ungarn verhandelt. Ein Bulgare ist teilweise geständig.

Heute Redaktion
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Die 71 erstickten Flüchtlinge wurden im Sommer 2015 auf der A4 bei Parndorf in einem Kühl-Lkw entdeckt. 11 Angeklagten wird in der Causa nun in Ungarn der Prozess gemacht.

Einer der Hauptangeklagten, Samsooryamal L., sorgte mit seinem respektlosen Grinsen am ersten Prozesstag und seiner ersten Aussagen am zweiten Tag für Aufsehen. Er will erst ein Geständnis ablegen, wenn alle anderen ausgesagt haben.

Viel offener war da der ebenfalls angeklagte Metodi G., mit dem Samsooryamal L. nur Autogeschäfte abgewickelt haben will. Er wollte zunächst alle Verhörprotokolle mit ihm hören, bevor er eine Aussage macht.

Geständnis bei Einvernahme

In den Einvernahmen nach seiner Verhaftung legte Metodi G. ein umfassendes Geständnis ab. Er habe mit Samsooryamal L. tatsächlich als Autohändler zusammengearbeitet, bis L. das im Juni 2015 nicht mehr reichte. Sie stiegen ins Schleppergeschäft ein. Bulgarische Fahrer brachten Flüchtlinge nach Westeuropa, die Autos wurden so lange verwendet, bis sie kaputt waren.

Kaputte Fahrzeuge wurden dann am Weg einfach stehengelassen, mitsamt den Flüchtlingen. Auch die Verwendung von "Vorläuferfahrzeugen", die nach Polizeistreifen Ausschau hielten, bestätigte er.

"Polizei schrieb auf, was sie wollte"

Vor Gericht nahm Metodi G. von diesen Aussagen Abstand. "Die Polizei hat protokolliert, was sie wollte. Das ist nicht die Wahrheit."

Lediglich den Kauf des Todes-Lkws gab Metodi G. vor dem Richter zu. Obwohl er selbst da zur Vertragsunterzeichnung nicht anwesend gewesen sein will. In der Nacht der Todesfahrt sei er in einem Hotel in Kecskemet gewesen und erst gegen 11 Uhr vormittags wieder aufgewacht.

Die Telefonprotokolle, die im Vorfeld des Prozesses öffentlich wurden, sagen etwas anderes. (csc)