Wirtschaft

Telekom-"Kronzeuge" entlastet Ex-Chef Sundt

Heute Redaktion
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Am vierten Verhandlungstag des Telekom-Prozesses über eine Kursmanipulation im Jahr 2004 hat der als "Kronzeuge" auftretende Gernot Schieszler den angeklagten Telekom-Ex-Chef Heinz Sundt entlastet, dafür dessen angeklagte Vorstandskollegen Rudolf Fischer und Stefano Colombo massiv belastet. Sie hätten das "Go" gegeben, den Aktienkurs über die magische Schwelle von 11,70 Euro zu heben, was wiederum ein 8,8 Mio. Euro schweres Bonusprogramm für knapp 100 Telekom-Manager zur Auszahlung brachte.

Am vierten Verhandlungstag des Telekom-Prozesses über eine Kursmanipulation im Jahr 2004 hatden angeklagten Telekom-Ex-Chef Heinz Sundt entlastet, dafür dessen angeklagte Vorstandskollegen Rudolf Fischer und Stefano Colombo massiv belastet. Sie hätten das "Go" gegeben, den Aktienkurs über die magische Schwelle von 11,70 Euro zu heben, was wiederum ein 8,8 Mio. Euro schweres Bonusprogramm für knapp 100 Telekom-Manager zur Auszahlung brachte.

Schieszler schilderte ausführlich die damaligen Ereignisse aus seiner Sicht: Die Entwicklung des Kurses als Basis für ein Bonusprogramm war im Februar 2004 das zentrale Thema im Vorstand, leider habe es sich nicht so entwickelt wie das im Management gewünscht war.

Daraufhin sei der Prokurist Josef Trimmel auf ihn, Schieszler, zugekommen, und habe gesagt, er kenne einen Broker, der vielleicht helfen könne. Diese Info habe er an "seine" Vorstände Fischer und Colombo weiter geleitet und sich Erst Wanovits-Vorschlag von Vorständen abgelehnt

Wanovits hatte dann von einem Kursangriff auf die Aktie gesprochen, den er abwehren könne. Er wolle mit der Telekom ins Geschäft kommen und könne als nette Geste den Kurs beobachten.  Dies habe Schieszler dann wieder seinen Vorständen mitgeteilt.

Zu Beginn der Aktien-Beobachtungsperiode für das Bonusprogramm habe man sich nochmals mit Wanovits getroffen, wo dieser sagte, "er wäre bereit, dass er für den Spesenersatz und einer Erfolgskomponente das durchführt" - nämlich den Kurs über die Schwelle zu heben. "Rein aufwandsbezogen, nicht erfolgsbezogen", so Schieszler. Dies habe Schieszler an Colombo weitergeleitet, der sich zunächst gegen das Geschäft ausgesprochen habe. Daraufhin sei Wanovits nochmals vorstellig geworden und habe vorgeschlagen, diesmal den Deal auf reiner Erfolgsbasis zu machen, dafür wolle er aber 1,5 bis 2 Mio. Euro.

Nie mit Sundt gesprochen

Am entscheidenden letzten Tag der Kursbeobachtung, dem 26. Februar, habe dann Wanovits über Trimmel ihm ausrichten lassen, dass nun eine Entscheidung fallen müsse. Schieszler habe dann Colombo und Fischer angerufen, die grünes Licht gaben. Mit Sundt habe er darüber nie gesprochen. Schon wenige Tage nach dem Kurssprung auf 11,73 Euro und dem Schlagendwerden des Bonusprogrammes habe sich Wanovits gemeldet, um seine Ansprüche einzufordern.

Da lief allerdings schon eine Untersuchung der Finanzmarktaufsicht (FMA), die nach Ansicht des Vorstandes - wobei Schieszler damit Fischer und Colombo meinte - durch den raschen Aktienverkauf von Wanovits ausgelöst wurde. Daraufhin seien die Vorstände, Colombo und Fischer, "nervös" geworden, an Geschäftskontakte mit Wanovits war nicht mehr zu denken.

Abrechnung über Scheinstudie

Daraufhin habe er, Schieszler, dem Broker gesagt, dass er das Geld nicht so schnell haben könne, aber man nach Wegen suchen werde, zumindest rasch seine Spesen abzudecken. Hier habe dann Fischer den Telekom-Lobbyisten Peter Hochegger ins Spiel gebracht. Schieszler habe mit ihm Kontakt aufgenommen und man habe vereinbart, die Abrechnung über eine Scheinstudie abzuwickeln. Geschrieben wurde diese Osteuropa-Marktstudie im Konzern selber von Telekom-Mitarbeitern.

"Wien ist eine Wild-West-Börse"

Einen verstörenden Einblick in die Wiener Börse hat am Nachmittag dann der Zeuge Mirko L. unter Wahrheitspflicht gegeben. Der frühere Aktienhändler des Brokers Euro Invest sprach davon, dass "gerade der Wiener Markt ein sehr manipulierter Markt ist". "Wien ist ein bisschen eine Wild West-Börse", so L. Wolle jemand den Kurs in eine bestimmte Richtung bewegen, sei dies aufgrund des geringen Handelsvolumens "ein leichtes Spiel".

Im Zeugenstand hat Mirko L. ausgesagt, wie er damals im Februar 2004 die entscheidende Order für die Schlussauktion eingegeben hatte. Der nun angeklagte Euro Invest-Chef Johann Wanovits habe ihn damit beauftragt. Er habe damals auch die Meinung gehabt, dass jemand einen "Angriff" gegen die Aktie durchführe. Ob der Angriff rechtswidrig gewesen sei, könne er nicht sagen, "ich bin kein Jurist", meinte der Börsenhändler.

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