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Tempelberg-Unruhen: 6 Tote, 400 Verletzte

Im Streit um den Tempelberg haben die Palästinenser die diplomatischen Beziehungen zu Israel eingefroren. Es gibt heftige Auseinandersetzungen.

Heute Redaktion
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Die aktuellen Unruhen begannen vor etwa einer Woche. Nach einem tödlichen Angriff auf israelische Polizisten vor dem Tempelberg verschärfte Israel die Sicherheitsmaßnahmen massiv. Das Freitagsgebet der Muslime wurde untersagt, später wurden Metalldetektoren an den Eingängen aufgestellt.

Das ist den Palästinensern ein Dorn im Auge. Israel wolle damit nach und nach die Kontrolle über den Tempelberg übernehmen. Mit den Metalldetektoren habe Israel eine rote Linie überschritten.

Unruhen brachen aus, die seitdem Dutzende Verletzte und sogar Tote fordern. Nach den Gebeten am gestrigen Freitag kamen mehrere Menschen ums Leben. Palästinenser werfen Steine und Brandbomben, israelische Sicherheitskräfte kontern mit Blendgranaten und Tränengas.

Tempelberg in Jerusalem
Der Tempelberg in der Altstadt Jerusalems gilt sowohl im Juden- und Christentum als auch im Islam als bedeutendes Heiligtum. Der Streit, wer das Areal besuchen und dort beten darf, entzündete sich vor fast zwei Jahren.

Für die Juden ist der Ort von höchster Bedeutung, weil dort zwei jüdische Tempel standen. Die Klagemauer befindet sich am Fuß des Berges und ist ein Überrest einer dieser Tempel.

Für Christen ist der Tempelberg der Ort, an dem Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte, um seine Gottesfurcht zu beweisen.

Der Felsendom, mit seiner bekannten goldenen Kuppel, ist der älteste islamische Monumentalbau. Er gehört mit der benachbarten Al-Aksa-Moschee und der Kaaba in Mekka zu den drei wichtigsten Heiligtümern des Islam.

Gewalt weitet sich aus

Die Gewalt weitet sich unterdessen aus. In einer jüdischen Siedlung im Westjordanland wurden am Freitag drei Israelis in ihrem eigenen Haus getötet. Der Täter wurde von der Armee erschossen.

Männer über 50 und Frauen

Angesichts der anhaltenden Proteste hat Israel die Sicherheitsmaßnahmen nochmals verstärkt. Zusätzlich zu den Metalldetektoren durften am Freitag nur Männer über 50 und Frauen zum Tempelberg.

Palästina bricht Kontakt zu Israel ab

Die Unruhen belasten mittlerweile auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in einer kurzen TV-Ansprache am Freitagabend verkündet, dass man erst wieder mit Israel sprechen werde, wenn die Sicherheitsmaßnahmen aufgehoben werden.

Trump um Hilfe gebeten

Abbas bat auch die USA um Hilfe. Er telefonierte mit dem US-Nahost-Gesandten und Trump-Schwiegersohn Jared Kushner. Er will, dass sich Trump "sofort einmischt, um Israel dazu zu bewegen, seine Maßnahmen an der Al-Aksa-Moschee rückgängig zu machen", heißt es. (red)