Welt

Terroristen werden hier am Pool und PC therapiert

Pool, Fitness, Gespräche: Während Terroristen andernorts in Isolationshaft sitzen, herrscht in einem Zentrum in Riad eine ganz andere Philosophie.

Heute Redaktion
Teilen

Auf den ersten Blick wirkt der Komplex am Stadtrand der saudischen Hauptstadt Riad wie eine gehobene Hotelanlage. Tatsächlich handelt es sich beim Mohammed-bin-Nayef-Zentrum aber um ein Beratungs- und Betreuungszentrum – für gewalttätige Jihadisten.

Palmen säumen die Wege, es gibt Sonnenterrassen, einen großen Pool und eine Fitnessanlage. Die Zimmer sind alle mit großen Betten und Fernsehern ausgestattet, das Essen hat Gourmet-Niveau. Während Terroristen in anderen Ländern in Isolationshaft sitzen und teils gar Folter ausgesetzt sind, herrscht hier eine ganz andere Philosophie.

"Noch eine Chance"

Die verurteilten Jihadisten, die ihre Haftstrafe bereits abgesessen haben, sollen sich in dem Zentrum unter Aufsicht von Psychologen einer "ideologischen Entgiftung" unterziehen. Viele von ihnen standen in Kontakt zu al-Qaida oder den Taliban.

"Wir geben ihnen das Gefühl, normale Menschen zu sein und immer noch eine Chance zu haben – eine Chance, in die Gesellschaft zurückzukehren", sagt Direktor Yahya Abu Maghayed der Nachrichtenagentur AFP.

Er legt Wert darauf, nicht von Gefangenen oder Insassen zu sprechen. Der Fokus liege auf der "Korrektur ihrer Gedanken, ihrer Missverständnisse, ihrer Abweichung vom Islam", sagt Abu Maghayed.

Umstrittene Erfolgsbilanz

Saudi-Arabien gilt selbst als Brutstätte des weltweiten islamistischen Terrorismus. Das Reha-Zentrum ist Teil der Strategie, diesen im eigenen Land zu bekämpfen. Die Leitung brüstet sich damit, schon mehr als 3.300 Männer erfolgreich entradikalisiert zu haben. Darunter sollen auch einige repatriierte Häftlinge aus dem Haftlager Guantánamo sein.

86 Prozent der Besucher würden auch zehn Jahre nach dem Aufenhalt im Zentrum nicht in den Jihad zurückkehren, sagt Abu Maghayed. Experten, die das saudische Programm untersuchten, gehen jedoch von einer höheren Rückfallquote aus. Immer wieder tauchten Namen von aktiven Kämpfern auf, die zuvor monatelang das Zentrum bewohnt hatten.

Dem Ansatz der Einrichtung dürfe man durchaus Beifall spenden, weil sie etwas Neues wage – etwa Gesprächstherapien für Terroristen, sagt der Terrorismus-Experte John Horgan von der Georgia State University zur AFP. Es fehle aber an Transparenz, was die Biografien der Teilnehmer angehe. Ob das Programm tatsächlich effizient sei, lasse sich deshalb "unmöglich" messen. (kko/afp)