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Jede zweite Zahnpasta fällt im Test durch

Heute Redaktion
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400 Zahnpasten standen auf dem Prüfstand. Knapp jede Zweite fällt durch – ihnen fehlt ein wirksamer Schutz vor Karies. Besonders die Naturkosmetik enttäuscht.

Es ist ein wahres Mammut-Projekt, das der deutsche "Öko-Test" hier gestemmt hat. 400 verschiedene Zahnpasten aller wichtigen Eigenmarken und Markenprodukte aus Discount- und Supermärkten, Drogerien, Apotheken sowie Online-Shops standen auf dem Prüfstand. Das Ergebnis ist ernüchternd: fast jede Zweite fällt im Test durch.

Ganze 199 Produkte waren nur "mangelhaft" oder "ungenügend". Das Hauptproblem: In 85 getesteten Zahnpasten für Erwachsene steckt kein oder zu wenig Fluorid. 51 davon entstammen einer Naturkosmetik-Linie. Der Grund ist simpel. Fluorid hat eine hemmende Wirkung auf die Bakterien, die die Ursache des Karies sind. Optimal ist dabei laut Leitlinie ein Fluoridgehalt von mindestens 1.000 ppm, was einem Gramm pro Kilo entspricht. Ist mindestens noch die Hälfte dessen enthalten, wurde ein Produkt noch als "Befriedigend" eingestuft. Übrigens: Jene 13 Naturkosmetik-Zahnpasten, die auch Fluorid enthalten, konnten allerdings Bestnoten abstauben.

Anders bewertet wurden in diesem Punkt Kinderzahnpasten. Weil die Empfehlungen der Experten zu Milchzähnen derzeit nicht eindeutig sind, ist hier der Mangel an Fluorid kein Abwertungsgrund. Mehr Infos zu Wirkung und Toxizität von Fluorid finden Sie auf netdoktor.at.

Aggressive Inhaltsstoffe in jedem vierten Produkt

Ein weiteres Killerkriterium stellten umstrittene Inhaltsstoffe dar. Im Test enthielt etwa jede vierte Zahnpasta Natriumlaurylsulfat, ein aggressives Schäumungsmittel, das zwar helfen soll Essensreste und Belag wegzuspülen, aber auch die empfindlichen Schleimhäute reizt.

Ein weiteres Problem: 91 der Produkte enthalten Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG), die die Schleimhäute durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In knapp jeder sechsten getesteten Zahnpasta steckt sogar beides. Diese Tuben schneiden daher nicht besser als "mangelhaft" ab.

Zahnpasta mit Bakterienkiller versetzt

In vier getesteten Zahnpasten steckt laut "Öko-Test" der Bakterienkiller Triclosan. Laut Experten kann er Bakterien resistenter gegen Antibiotika machen. Die Produkte fallen allein deshalb schon durch. Betroffen sind drei Zahnpasten der Marke "Colgate" und eine von "Fuchs". Eine getestete Kräuter-Zahnpasta von "Natuvell" hätte im deutschen Handel gar nicht erst vertrieben werden dürfen, da sie ein Lösungsmittel enthält.

Von den 66 getesteten Kinderzahnpasten wird von "Öko-Test" knapp die Hälfte empfohlen – darunter auch vier Produkte ohne Fluorid. Elf Kinderzahnpasten für Milchzähne und drei Juniorzahnpasten floppen allerdings komplett, unter anderem wegen fehlender Infos zum Fluoridgehalt.

Auch die Produkte für unsere Kleinsten sind nicht frei von Problemstoffen. Jede siebte Kinderzahnpasta enthält zudem PEGs oder Natriumlaurylsulfat.

Weiße Beißerchen ohne Bleaching?

94 Produkte werben damit, alleine durch das tägliche Putzen zu strahlend weißen Beißerchen zu verhelfen – ganz ohne Bleaching beim Zahnarzt. Aus Sicht der Tester sind diese geweckten Erwartungen allerdings unrealistisch. Die meisten Hersteller legten selbst auf Nachfrage keine Studien über die Wirksamkeit nach. Und: "Die wissenschaftliche Aussagekraft der wenigen Arbeiten, die wir zu Gesicht bekamen, überzeugte uns nicht", schreibt "Öko-Test". Da auch hier Problemstoffe gefunden wurden, bleiben von den 94 Produkten für eine Empfehlung nur noch 16 übrig.

Wenn Sie sich jetzt fragen, was man denn nun noch guten Gewissens auf seine Zähne schmieren kann, dann seien sie unbesorgt. Auswahl gibt es selbst nach dem knallharten Test noch genug: Gut ein Drittel aller Zahnpasten kann "Öko-Test" nach wie vor empfehlen: 116 Produkte schneiden mit "sehr gut"", 27 mit "gut" ab.

Ist Ihre Zahnpasta top oder flop?

Ob ihre Zahnpasta zu den Durchfallern, oder den Testsiegern gehört, erfahren Sie in dieser Übersicht mit allen Ergebnissen von auf oekotest.de.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten:

Putzen Sie Ihre Zähne als Erwachsener nur mit fluoridhaltiger Zahnpasta. Ihre Wirkung gegen Karies ist bestens belegt.

Schauen Sie vor allem bei Naturkosmetik-Zahnpasta genau auf die Zutatenliste. Sie enthält oft kein Fluorid und bietet so keinen wirksamen Schutz vor Karies.

Lassen Sie Zahnpasta auch links liegen, wenn Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate) deklariert ist.

Für Kinder sind 38 der getestete Kinderzahnpasten tatsächlich empfehlenswert. Wenn sie fluoridfrei putzen, sollten sie zusätzlich Fluorid einnehmen.

Zahnpasta für weißere Zähne ist in der Regel nicht empfehlenswert. Sie enthält oft zu viele Problemstoffe. Die beworbenen Aufhell-Effekte gehen zudem häufig kaum über die herkömmlicher Zahnpasta hinaus. (trf)