Österreich

Testamente gefälscht? Anwalt 32 Tage in U-Haft

Der Wiener Anwalt Georg U. (53) braucht jetzt selbst Anwälte. Weil er zwei Testamente gefälscht soll, saß er wochenlang in U-Haft.

Heute Redaktion
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Alles, was Recht ist – ein Advokat hinter Gittern wirkt fehl am Platz. Entsprechend groß war die Aufregung am Wiener Landesgericht, als Anwalt Georg U. (53) verhaftet wurde. Der ruinöse Verdacht: Der Jurist soll zwei Testamente von Klienten gefälscht haben. Begünstigt in beiden Fällen: seine Ehefrau, die damit insgesamt eine Million Euro einstreifen würde.

Wie vom Gesetz vorgesehen, finden sich auf den Verfügungen auch die Unterschriften von jeweils drei Zeugen. Bloß: Im Laufe der Ermittlungen bot sich einer davon der Staatsanwaltschaft als Belastungszeuge an – und packte über angebliche Tricks und Manipulationen aus.

Kripo hörte mit

Als Georg U. davon erfuhr, rief er den früheren Kumpel an. Der Anwalt wusste nicht, dass Ermittler mitlauschten. Kurz darauf klickten die Handschellen – und der Abgehörte wanderte wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft.

Für den Familienvater (seine Tochter ist sieben Jahre alt) gilt die Unschuldsvermutung. Gut für ihn auch sein Nimbus: Georg U. fährt Mercedes 500, wohnt in einem Dachgeschoss in der Wiener City und besitzt ein Zinshaus in der Josefstadt – scheint also nicht angewiesen auf Betrug. Und er bestreitet den Testamentbetrug auch vehement.

Rätselhafte Strafmandate

Andrerseits gibt es dichte Gerüchte, dass der Anwalt bei Ankäufen von Kunst selbst Opfer wurde – und seither nicht mehr flüssig ist. Zur eigenen Verteidigung hat er trotzdem gleich zwei Gerichtsfüchse (Rudolf Mayer und Astrid Wagner) engagiert – und kam jetzt nach 32 Tagen aus der U-Haft wieder frei.

Skurrile Pointe auf dem Weg in die Freiheit: Advokat Georg U. war auf Verkehrssachen spezialisiert, hat aber zuletzt selber mehrere Strafmandate nicht bezahlt. Also wurde er nach seiner Entlassung aus der U-Haft ins Polizei-Anhaltezentrum gebracht. Dort sollte er die offenen Geldstrafen durch Ersatzarrest abbüßen. Anwältin Wagner hat den Kollegen aber rasch mit 753 Euro ausgelöst. Und Georg U. hat aus 32 Tagen in einer Zelle offenbar auch was für Berufsleben gelernt: "Ich habe viele Schicksale gesehen.Wenn mein Prozess vorbei ist, spezialisiere ich mich auf Strafverteidigung."