Wien

Teuerungen – Spenden in Mutter-Kind-Häusern gehen aus

Die Caritas bittet dringend um Hilfe: Die Zahl der Lebensmittelspenden für die Mutter-Kind-Häuser nimmt ab. Nun müssen Waren zugekauft werden.

Yvonne Mresch
Lisa H. <em>(Name geändert)</em> lebt im Mutter-Kind-Haus Floridsdorf, holt sich dort regelmäßig ein Lebensmittelpaket von Mate C. ab. Doch die Spenden werden weniger, immer mehr Produkte müssen vom Haus zugekauft werden.
Lisa H. (Name geändert) lebt im Mutter-Kind-Haus Floridsdorf, holt sich dort regelmäßig ein Lebensmittelpaket von Mate C. ab. Doch die Spenden werden weniger, immer mehr Produkte müssen vom Haus zugekauft werden.
Sabine Hertel

Lisa H. (Name von der Redaktion geändert) lebt seit drei Monaten im Haus Frida in Floridsdorf. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter fand sie hier Unterschlupf, über ihre Geschichte möchte sie nicht sprechen. Sie ist eine von 23 Mütter in der Caritas-Einrichtung. Die meisten von ihnen haben Gewalt erfahren, mussten ohne Geld oder Sicherheiten fliehen.

"Wir sind immer voll belegt!"

Neben einem Mutter-Kind-Wohnhaus für in Not geratene Frauen bietet das Haus Frida auch Akutplätze für eine kurzfristige Unterbringung an. Ziel ist es, Betroffene bei ihrem Neustart zu unterstützen und zu helfen, neuen Mut zu fassen, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dazu gehören Beratungen zu finanziellen, sozialen, gesundheitlichen und rechtlichen Themen, Unterstützung bei Behördenwegen oder Hilfe bei der Jobsuche. Eine enge Zusammenarbeit mit den Frauenhäusern ist hier Voraussetzung.

"Wir sind immer voll belegt, haben sogar eine Warteliste", schildert Leiterin Karin Eichler. "Aktuell sind es fünf Familien, die akut Hilfe brauchen und auf einen Platz warten." Auf ihnen laste ein immenser Druck, nicht auf der Straße zu landen und womöglich die Kinder zu verlieren.

"Es gibt Wochen, in denen gar keine Lebensmittelspenden kommen"

Wird eine Frau im Mutter-Kind-Haus aufgenommen, kommt sie meist nur mit dem Nötigsten an: "Man selbst braucht tagelang für einen Umzug. Diese Frauen haben oft nur einen Rucksack oder eine Tasche bei sich", so Eichler. Neben emotionaler Unterstützung und einem Dach über dem Kopf erhalten Betroffene in der Einrichtung auch Lebensmittelpakete für den Neustart.

Doch die Lager sind mittlerweile alles andere als gut gefüllt – denn die Teuerungswelle macht auch hier nicht Halt: "Im Sommer, wenn alle Urlaub machen, gehen die Spenden generell zurück", berichtet die Leiterin. "Doch nun spüren wir auch die Teuerungen stark. Früher hatten wir etwa sieben Spender pro Woche. Jetzt gibt es Wochen, in denen gar niemand kommt. Personen, die uns regelmäßig unterstützt haben, können es sich einfach nicht mehr leisten."

Zwei Drittel der Bewohner sind auf Hilfe angewiesen

Weniger Ware ausgeben möchte man im Mutter-Kind Haus dennoch nicht – was fehlt, muss zugekauft werden. "Es geht hier um Dinge wie Babynahrung. Da können wir nicht einfach sagen: Nächste Woche gibt es nichts", stellt Eichler klar. Drei Mal pro Woche geben die Mitarbeiter in Floridsdorf die Pakete aus, am dringendsten benötigt werden haltbare Lebensmittel wie Mehl, Öl oder Haltbarmilch.

Zwei Drittel der Bewohner sind derzeit auf diese Unterstützung angewiesen. Für viele bedeutete die Teuerungswelle auch einen Rückschritt: "Es gibt Frauen, die bereits einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit gemacht haben, ihren Wocheneinkauf selbst erledigt haben und das nun nicht mehr können", so Eichler. "Aufgrund der Teuerungen müssen sie wieder um Hilfe bitten. Der Selbstwert ist dadurch natürlich auf null."

So können Sie helfen

Wer die Mutter-Kind-Häuser unterstützen möchte, kann die Lebensmittelspenden direkt im Haus Frida (Axel Corti Gasse 12, Erdgeschoss 1A/Stiege 2, 1210 Wien) immer Montag, Dienstag und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und Freitag von 10 bis 15 Uhr abgeben. Bei Fragen stehen die Mitarbeiter unter der Mailadresse [email protected] zur Verfügung.