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Incredibles 2: auffrisiert, tiefer gelegt und clever

Rekord-Fortsetzung eines Animations-Meilensteins: Eine Superheldenfamilie triumphiert in #metoo- und Fakenews-Zeiten.

Heute Redaktion
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Zum Filmstart in den USA pulverisierte "The Incredibles 2" den Rekord für Trickfilme. Fans des ersten Teils der Superhelden-Familiensaga warteten 14 Jahre auf die Fortsetzung. Ein schweres Erbe. Die hohen Erwartungen kann "Die Unglaublichen 2" erfüllen - aber allen kann man es nie Recht machen.

Hilflos und verzagt - trotz Superkräften

Im 2. Teil hat es der Klan mit übermenschlichen Kräften nicht leicht. Superhelden sind illegal und wenn die Familie sich einmischt, um die Welt zu retten, macht sie sich strafbar. Mr. Incredible überlegt, sich wieder einen stinklangweiligen Job zu besorgen, immerhin muss ja irgendwer Geld verdienen. Der Film schließt zeitlich dort an, wo Teil 1 aufhört.

Mr. Incredible verzweifelt in der Väterkarenz

Als ein Millionär und Besitzer eines Telekommunikationskonzerns an die Familie herantritt und Elastigirl einen Job anbietet, entscheiden die Eheleute, anzunehmen. Mr. Incredible stimmt grummelnd zu, Kinder und Haushalt zu betreuen, damit seine Frau Zeit hat, auf ihrem Elektro-Motorrad Bösewichte zu jagen. Ein Klacks, denkt er - bis Teenager-Tochter Violet Liebeskummer hat, ihn die Mathe-Hausübung von Sohn Dash überfordert und Baby Jack-Jack Superkräfte entwickelt, die der Papa nicht kontrollieren kann - und das am ersten Tag. Superhelden-Schneiderin Edna Mode bringt es auf den Punkt: "Richtig gemacht, ist ein Elternteil zu sein ein heroischer Akt ... aber nur richtig gemacht."

Wenn etwas zu einfach aussieht, um wahr zu sein...

Elastigirl soll Bösewicht Screenslaver, der Leute hypnotisiert und als Marionetten missbraucht, im gewohnt coolen Retro-Chic zur Strecke bringen. Die dehnbare Retterin wird schnell der Liebling von Politikern, Medien und Bevölkerung. Doch während ihrem Mann alles über den Kopf wächst, ist Elastigirl unruhig, weil alles viel zu glatt und problemlos läuft...

Alte Superhelden - und neue

Zum Glück gibt's noch Edna Mode die als Babysitterin einspringt und Kumpel Frozone sowie eine ganz neue Generation an "Supers". Aber erst als die Kinder sich einmischen, haben die Incredibles eine echte Chance, alles zu einem guten Ende zu bringen.



Trailer "The Incredibles 2"

"Die Unglaublichen"

Mitdenken - oder die Hälfte verpassen

"Incredibles 2" kann man lieben oder hassen. Der Film ist lustig und absolut sehenswert. Die Latte liegt aber nach dem Erfolg des ersten Teils "unglaublich" hoch. Das Sequel zu verreißen, fällt leicht, denn die Geschichte ähnelt der des ersten Teiles, nur dass diesmal Papa Bob (Mr. Incredible) in seiner "Väterkarenz" mit den Kindern zu kämpfen hat. Aber wenn man schon resigniert und glaubt, dass die Geschichte zu dünn und nichts neues ist, erkennt man, dass man den intelligenten Subplot übersehen hat.

Draufhaun reicht schon lang nicht mehr

Wir leben in Zeiten wo Politiker den Medien vorwerfen "Fake News" zu sein. Medien fallen immer wieder auf Falschmeldungen herein oder verbreiten sie absichtlich, und per Social Media wird Stimmung gemacht. Statt fundierten Inhalten zählt nur noch die öffentliche Meinung. Spielerisch greifen die "Incredibles" diese Problematik auf. Bösewichte können heutzutage mit Haudrauf-Mentalität auf Konfrontationskurs gehen oder auch im Hintergrund clever die Strippen ziehen.

Die Welt ist kompliziert - ein Film muss es nicht sein

Die Moral von der Geschichte ist: Wenn etwas zu einfach ausschaut, um wahr zu sein - dann ist es das auch. Man darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern muss immer noch ein Stück weiter denken, um die Nase vorn zu haben. Diese Lektion vermittelt "Incredibles 2" locker leicht und ohne erhobenen Zeigefinger. Wer sich vom Hauptplott blenden lässt, verpasst die Vielschichtigkeit des Films.

"Incredibles 2" ist wie der erste - aber tiefer gelegt und auffrisiert

Das ändert allerdings nichts daran, dass was im ersten Teil neu, innovativ und genial war, beim zweiten schon einmal da gewesen ist. Auf vorhandenen Figuren aufbauen bedeutet unweigerlich, sie wieder zu zeigen. Das Rad neu erfinden kann "Incredibles 2" deshalb nicht. Es zu einem blitzschnellen Elektro-Motorrad aufmotzen, schon.

Der erste Teil der "The Incredibles" sorgte 2004 für einen Mega-Erfolg:

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