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Austro-Duo beschert statt Hüttenzauber Psychoterror

Heute Redaktion
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Für ihren zweiten Horrorfilm kramen die Österreicher Veronika Franz und Severin Fiala tief in der Genre-Kiste und schicken eine gebrochene Familie durch die Hölle.

Zur Weihnachtszeit soll die Familie zusammenrücken, denkt sich Richard (Richard Armitage) und beschließt, die Feiertage gemeinsam mit seinen Kindern Aiden (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) in einer rustikalen Waldhütte zu verbringen. Die beiden sind alles andere als begeistert, als sie erfahren, dass auch Papas neue Freundin Grace (Riley Keough) dabei sein wird. Diese Abneigung lassen sie Grace auch bei jeder Gelegenheit spüren. Als Richard unerwartet beruflich in die Stadt zurückgerufen wird, muss sich das Trio seine Feindseligkeiten allein in der verschneiten Einöde ausschnapsen. Mit fatalen Folgen: Denn was als freches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, endet im tödlichen Wahnsinn.

"The Lodge" würdigt die Horror-Meister

Nach "Ich seh Ich seh", einem österreichischen Thriller aus dem Jahr 2014, schocken Veronika Franz und Severin Fiala mit "The Lodge" erstmals ihr internationales Publikum. Bei ihrem englischsprachigen Horror-Debüt gehen die beiden auf Nummer sicher und liefern soliden Horror nach bewährtem Rezept – knarrende Türen, heulender Wind und leider unvermeidbare Jump-Scares inklusive. Einige der Referenzen in "The Lodge" werden dabei nur sattelfesten Genre-Kennern auffallen, die restlichen bekommt man nicht so subtil serviert.

Wie im Schocker "Hereditary" taucht immer wieder ein Puppenhaus auf, das der tatsächlichen Hütte im Detail ähnelt. Sogar die Figuren sind den Familienmitgliedern nachempfunden. An einer anderen Stelle sieht sich Grace mit den beiden Kindern John Carpenters "The Thing" an, um ihnen die Fadesse im eingeschneiten Quartier zu vertreiben. Auch dieser Horrorklassiker handelt von einer verzweifelten Gruppe, die in Isolation den Wahnsinn durchleben müssen.

Seelen-Horror mit einem Schlag in die Magengrube

Obwohl Franz und Fiala bei "The Lodge" ehrfürchtig von den Großen klauen, scheinen sie mit ihrer Geschichte doch eine neue Art von Horror etablieren zu wollen. Dürstete es dem Publikum in den vergangenen Jahren noch eher nach Blut und Beuschel, setzt "The Lodge" eindeutig auf Psycho- und Seelen-Horror. Unterdrückte Schuldgefühle, Verdrängung und ein mehr als fragwürdiges Verhältnis zur Religion sind die eigentlichen Ursachen für das Grauen im Schnee und kein maskierter Meuchelmörder. Auch im Finale des Films folgen die beiden Regisseure dem Trend, die Geschichte lieber mit einem kräftigen Schlag in die Magengrube als mit einem glücklichen Ausgang enden zu lassen.

Beeindruckendes Schauspieler-Ensemble

"The Lodge" ist ein beklemmendes Psycho-Kammerspiel, in dem besonders der exzellent ausgesuchte Cast hervorsticht. Allen voran die hervorragenden jungen Darsteller: Die Verzweiflung, die Lia McHugh als Mia auf der Leinwand zeigt, geht einem durch Mark und Bein. Auch Jaeden Martell ("It") balanciert bei seiner Darstellung ihres Bruders Aiden gekonnt zwischen kindlicher Unschuld und gnadenlosem Wahnsinn. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Alicia Silverstone ("Clueless"), die spätestens seit "The Killing of a Sacred Deer" ihr Image als 90er-Jahre-Girlie erfolgreich abgelegt hat.

"The Lodge" läuft ab dem 6. Februar 2020 in den österreichischen Kinos.

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