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The Pathless" im Test: Ein herrlich ruhiges Abenteuer

Ganz ohne Hektik und ohne den ständig drohenden Spieltod schicken uns die Entwickler von Giant Squid auf Abenteuer. "The Pathless" ist ein Erlebnis.

Rene Findenig
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    Mit "Abzu" haben die Entwickler bereits Spieler in die Tiefen des Ozeans geschickt und sie märchenhaft ein Spiel erleben lassen, das auch ein Kunstwerk sein kann.
    Mit "Abzu" haben die Entwickler bereits Spieler in die Tiefen des Ozeans geschickt und sie märchenhaft ein Spiel erleben lassen, das auch ein Kunstwerk sein kann.
    AP Interactive

    Mit "Abzu" haben die Entwickler bereits Spieler in die Tiefen des Ozeans geschickt und sie märchenhaft ein Spiel erleben lassen, das auch ein Kunstwerk sein kann. Nun gibt es neuen Stoff aus dem Giant-Squid-Studio: "The Pathless" nimmt Zocker nun auf PlayStation 5, PlayStation 4, iOS, Apple Arcade und PC mit in einen mystischen Wald und eine rätselhafte Welt, in der sich eine junge Jägerin mit ihrem Adler anfreunden muss, um etwas scheinbar Böses aufzuhalten.

    Das Game spielt sich wie eine Mischung aus Adventure und atmosphärischem Walking-Simulator. Zu Beginn legt der Spieler in der Figur der Jägerin mit ihrem Bogen an der Küste einer rätselhaften Insel an und soll sie von einem Fluch befreien. Viel mehr bekommt der Zocker bei der Handlung auch nicht mit auf den Weg. Erkennen lässt sich, dass eine böse Macht aus den Tieren der Insel monströse Wesen gemacht hat und ein Gewitter mit roten Blitzen die Insel einhüllt.

    "Zelda" lässt grüßen

    Ja, "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" lässt tatsächlich etwas grüßen. Sowohl Gameplay, als auch Story und Rätsel sowie Kämpfe sind aber weit simpler in "The Pathless" als im Nintendo-Abenteuer umgesetzt. Im Kern müssen die Spieler alte Gegenstände aufstöbern und sie in Leuchttürme einsetzen, um die Monster der Insel zu besänftigen. Ganz ohne Kampf geht das nicht: Hat man jeweils genug Leuchttürme aktiviert, steht ein Bosskampf an, abseits davon gibt es keine Gefechte.

    Umso packender ist es aber, wenn es zum Kampf kommt: Die Bosse, abseits derer es keine Feinde gibt, verfügen jeweils über unterschiedliche Schwachpunkte, die wir mit unserem Bogen treffen müssen, um Schaden anzurichten. Dabei sind durchaus Bewegungsabläufe und Muster zu beobachten, um Erfolg zu haben. Was allerdings anders gemacht wird: Einen Spieltod gibt es nicht. Wird die Jägerin getroffen, unterbricht das ihre Bewegung und ihren Angriff, was die einzige Strafe ist.

    Konsequent durchgezogen

    "The Pathless" zieht solch fast einzigartigen Entscheidungen übrigens konsequent durch. In der Sprachausgabe lässt sich eine nette Fantasiesprache hören, Texte auf Fundstücken und Untertitel aber auf deutsch. Auch eine laufend erzählte Handlung mit Videosequenzen fehlt, Infos zur Story lassen sich aber aus den Objekten in der Spielwelt zusammenreimen. Und bis auf unsere Jägerin scheinen andere Figuren von der Insel verschwunden und bereits verstorben zu sein.

    Auch eine eingeblendete Übersichtskarte oder eine Schnellreise gibt es nicht. Beides hat "The Pathless" allerdings geschickt gelöst. Um Aufgaben zu finden, kann sich die Jägerin eine Maske aufsetzen und so verfluchte Objekte identifizieren. Das ist weit interessanter, als von Markern und Co. direkt an das nächste Ziel geführt zu werden. Die fehlende Schnellreise macht ebenso Sinn: Der Spieler soll die Insel erkunden, entweder zu Fuß oder mit Adler-Hilfe.

    Einzigartige Mechaniken

    Ja, die Jägerin muss mitunter weite Strecken zurücklegen, um ans nächste Ziel zu kommen, denn die Insel ist in mehrere Plateaus geteilt, die erklommen werden wollen. In den verschiedenen Arealen bewegt sich die Jägerin flott und frei fort und kann zusätzlich durch das Abschießen von Talismanen ihre Sprint-Energie aufladen. Das erscheint anfangs etwas umständlich, führt aber zu einem blitzschnellen Fortbewegen, sobald man den Dreh raus hat.

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    Auch die Umgebungsrätsel wie das Entflammen von Objekten oder das Zerstören von Schilden werden per Pfeil und Bogen gelöst. Unser gefiederter Begleiter kommt zudem in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz. Statt eines Doppelsprungs löst ein weiterer Druck auf die Sprungtaste aus, dass die Jägerin vom Adler gepackt und entweder über Abgründe oder auf das nächste Plateau getragen wird. In Kämpfen wiederum kann uns das Tier auf Befehl die Schusslinie frei machen und bei Rätseln schwere Objekte wegfliegen oder Mechanismen auslösen.

    Besondere Momente

    Nette Dreingabe: Manches Mal streichelt die Jägerin auch über das Federkleid des Tieres, um es von Rückständen des Inselfluchs zu befreien. Es sind kleine, aber herzerwärmende Szenen, die dieses Spiel zu etwas ganz Besonderem machen. Der Adler kann wie auch unsere Jägerin zu einem gewissen Grad aufgelevelt werden: Durch gefundene Federn kann das Tier höher und weiter fliegen, durch gelöste Rätsel erhöht sich die Sprint-Ausdauer unserer Jägerin.

    Die Steuerung ist sehr eingängig und simpel, der Schwierigkeitsgrad orientiert sich rein an den Puzzles. Die zeigen sich von kinderleicht bis kopfzerbrechend schön unterschiedlich, sind aber nie so gestaltet, dass man absolut nicht mehr weiter weiß. Da viele der einfachen Rätselmechaniken wie das Bewegen eines Objekts auch in komplexeren Puzzles vorkommt, geschieht der Lerneffekt gut und automatisch durch das Lösen der simpleren Aufgaben zu Beginn.

    Herrlich ruhiges Abenteuer

    Grafisch bietet "The Pathless" zwar keine Next-Gen-Grafik, die Lichtstimmungen, die liebevoll umgesetzte Spielwelt und die fast märchenhafte Szenerie sind aber dennoch sehenswert. Dazu kommt eine ruhige Ton-Untermalung, die zum entspannenden Ambiente des ganzen Spiels passt. "The Pathless" ist ein herrlich ruhiges Abenteuer, das zwar Actionpassagen und Bosskämpfe bietet, sich aber den Spieltod ebenso spart wie überladene Karten- und Statuswert-Anzeigen sowie Komfortfunktionen wie Schnellreisen.

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    "The Pathless" gefällt mit seiner unaufgeregten und eigenständigen Art mehr als gut. Wer Hits wie "Abzu", aber auch "Journey" mochte, wird auch dieses Spiel lieben. Hat man die Eigenheiten des Titels überwunden, taucht man tief in die mystische Welt des Spiels ab und wird nicht durch dauernde Einblendungen oder "Game Over"-Screens aus dem Erlebnis gerissen. Einzig die Story hätte etwas besser herausgearbeitet werden können – doch auch das macht den Reiz des Titels aus, in dem der Spieler alles selbst entdecken soll.