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The Square: Alles Irre im Museum

Ein Film der alles hat und doch nichts kann: "The Square" ist für Lacher gut, hat in Cannes gewonnen. Deshalb ist er trotzdem fad:

Heute Redaktion
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Moderne Kunst, die nichts bedeutet und keiner sehen will - und trotzdem kommt sie sich gut vor. Genau wie die ganze Bande aus Künstlern, Kuratoren, Werbefuzzis, Journalisten und Museumsleuten dahinter. Wie man sowieso schon immer vermutet hat: Museumskurator Christian (Claes Bang) mit seinem Tesla, seiner schwarzen Brille und seinem perfekten Anzug ist das fleischgewordene Klischee eines erfolgreichen Managers im Kulturbetrieb. Er schwafelt, nimmt sich selbst sehr wichtig und kann sich am nächsten Tag nicht mehr an den Namen der Journalistin erinnern, die ihn erst interviewte und dann sein One-Night-Stand wurde. Ach ja, feig ist er auch. Und emotional gestört.

Gesprengtes Kind, verprügelter Künstler, verhinderter Verbrecher

Das führt zu teils genialen Szenen: Ein piekfeines Charitydinner, bei dem der Performancekünstler erst als Gorillaverschnitt das Publikum aufmischt, um anschließend von den Herren im Anzug (mit den Fäusten) selbst aufgemischt zu werden. Christian, der sich windet, weil Anne (Elisabeth Moss) ihn nach dem Sex nach ihrem Namen fragt und von einem klappernden Kunstwerk übertönt wird. Und irre Werbefuzzis, die mit einem Video, in dem sie ein Bettler-Kind in die Luft sprengen, viral werden und das Museum in einen Shitstorm ziehen. Dazwischen wird Christian Opfer einer Trickdiebbande, jagt seine gestohlenen Wertsachen und wird zum (unfähigen) Drohbriefschreiber.

Lustig + lustig + lustig = leider fad

Das kommt Ihnen unzusammenhängend vor? Ist es auch. Und das ist das große Problem des Films. Ruben Östlund ist Regisseur, Drehbuchautor und war auch für den Schnitt zuständig, hatte aber scheinbar niemanden, der ihm sagte, wann es reicht. Viele Szenen des Films sind für sich allein unterhaltsam, wenn auch manchmal zu lang. Wenn der Tourette-Kranke bei der Podiumsdikussion den Künstler nicht zu Wort kommen lässt und stattdessen die Moderatorin beschimpft, zum Beispiel. Lustige Idee, aber nach Minuten um Minuten wird es quälend. Das trifft auf den ganzen Film zu. Die Szenen sind unzusammenhängend aneinander gereiht, so verlieren die Handlungsstränge ihren Sinn und "The Square" schnell seinen Charme.

So unbefriedigend wie Christians Sex

Der Film dauert fast drei Stunden, am Ende steht Christian vor den Scherben seinen Lebens - und nicht einmal ihn selbst scheint es zu interessieren. Den Zuschauer schon lang nicht mehr. Es bleibt die leise Trauer um eine verschenkte Chance. Der Film hätte witzig, charmant und ein echter Schenkelklopfer sein können, der die Kunstszene durch den Kakao zieht. Daraus ist nichts geworden. Wie Christian beim Sex verschießt der Film sein Pulver, ohne den Zuschauer zu befriedigen. Nur dass der Film leider länger durchhält.

Bleibt die Frage: Wieso hat dieser Streifen eigentlich die Goldene Palme von Cannes gewonnen?

(lam)

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