Szene

Theater in der Josefstadt: Die Highlights 2017

Heute Redaktion
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Josefstadt-Visionär Herbert Föttinger weiß, wie man gutes Theater macht. "Heute" bringt noch einmal die besten Stücke des Josefstadttheaters.

Zum Jahresende darf das Theater in der Josefstadt auf einige sehr erfolgreiche Inszenierungen zurückblicken. Wir bringen noch einmal die Highlights von 2017:

Monsieur Claude und seine Töchter: Die absolute Multi-Kulti-Familie

Folke Braband hat mit einem Top-Ensemble einen Komödienhit gelandet. Er hat einen Gute-Laune-Abend der Extraklasse geschaffen und Siegfried Walther ist als Monsieur Claude der absolute Dreh- und Angelpunkt des Abends. Das Stück war beinahe jeden Abend ausverkauft!

Die Verdammten: Düsterer Familien-Clan nach Filmvorlage

Nach dem gleichnamigen Film von Luchino Visconti inszenierte Elmar Goerden ungemein aktuell und tiefsinnig. Mit einer Nestroy-Nominierung für Alexander Absenger. Verdient!

Die Wildente: Familiäre Schieflage im Stiegenhaus

Henrik Ibsens „Wildente" feierte nach 15 Jahren mit einer ergreifenden Inszenierung von Mateja Koležnik wieder Premiere an der Josefstadt. Diesmal spielte Gerti Drassl nicht mehr das Kind Hedvig, sondern deren emotional erkaltete Mutter Gina Ekdal, die am Ende doch noch mit ihrem Lügengebäude zusammenstürzt. Die Highlights des Abends waren unbestritten Maresi Riegner und Gerti Drassl. Und manch einer hatte Tränen in den Augen.

Arsen und Spitzenhäubchen: Ein Dutzend Leichen im Keller

Zum 75. Geburtstag von Doyenne Marianne Nentwich gab es in den Kammerspielen der Josefstadt den Kultklassiker „Arsen und Spitzenhäubchen". Martin Niedermair spielt darin gekonnt den schrulligen („Josefstadt")-Theaterkritiker Mortimer Brewster. Kurz nach seiner Verlobung mit Pastorentochter Elaine Harper muss er feststellen, dass seine beiden Tantchen, zwei äußerst liebenswerte alte Damen aus Brooklyn, im wahrsten Sinne des Wortes einige Leichen, genauer gesagt ganze 12, im Keller haben. Martin Niedermair spielt den Mortimer mit einer Leichtigkeit als wäre er (der schrullige!) Cary Grant höchstpersönlich.

Galápagos: Ein verfluchtes Inselparadies

Felix Mitterer feierte mit „Galápagos" seine vierte Uraufführung im Theater in der Josefstadt. Thema: Die Galápagos-Affaire der 1930er Jahre. Inszeniert hat Erfolgsregisseurin Stephanie Mohr. Eva Mayer und Raphael von Bargen, den realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich, mimen geschunden und desillusioniert das ungleiche Paar. Die Einöde des Insellebens wird durch das Eintreffen der angeblichen Baronin Eloise Wagner de Bousquet (spitze: Ruth Brauer-Kvam) jäh unterbrochen. Was leidet man an diesem Abend mit Matthias Franz Stein mit.

Lenya Story: Standing Ovations für die Liebe

Selten hat man ein derart berührtes und begeistertes Publikum gesehen, als Sona Mac Donald und Tonio Arango die Liebesgeschichte zwischen Lotte Lenya und Kurt Weill in den Kammerspielen zum Besten gaben. Regie führte Torsten Fischer. Die Musik: 1A!

Harold und Maude: Wenn Jung und Alt sich finden...

Meo Wulff zuckt und baumelt so schön tragisch wie komisch zwischen Selbstmord und Liebe. Ernie Mangold hüpft leichtfüßig wie ein junges, verliebtes Mädl über die Bühne. Steht ihnen gut. Humorvoll, tragisch und traurig wie das echte Leben.

Heilig Abend: NSA trifft auf Josefstadttheater

Ein tragisch-komisches Verhörspiel zum Thema Terror und Überwachung, ganz im Stil von „High Noon","24" und „Person of Interest." Und Bernhard Schir ganz in Föttinger-Manier.

Der Engel mit der Posaune: Am Ende siegt die Liebe im Engelshaus

Ein Bühnenbild, so schwarz wie die Seele des SS-Sturmbannführers Esk, verklärte Walzerklänge, die den Zerfall der Monarchie ankünden und dazwischen eine vom Schicksal gezeichnete Ehefrau und Mutter. Erst andächtiges Schweigen, dann viel Beifall.Und eine hervorragende Maria Köstlinger.

Shakespeare in Love: Premieren-Happy-End Dank eines Wunders

Wie die größte Liebesgeschichte aller Zeiten entstanden ist, werden die wenigsten wissen. Die Kammerspiele der Josefstadt zeigen mit "Shakespeare in Love" eine durchaus launige und mögliche Version, der Entstehungsgeschichte des Liebesklassikers. Und, wie Master William Shakespeare auf den Hund gekommen ist. Dominic Oley ist der wahrgewordene William Shakespeare, da gibt's nichts zu rütteln.

Wie man Hasen jagt: Frisch, frivol und leicht durchschaubar

Pauline Knof brilliert mit Witz und Temperament als begehrte Léontine, Martin Niedermair ist wie immer zum Niederknien.

Die 39 Stufen: Aberwitziger Hitchcock-Klamauk mit fantastischen Darstellern

Rasant, schlüpfrig und dabei so situationselastisch komisch als hätte Hitchcock himself Regie geführt! Mit dem Dreamteam Alexander Pschill und Ruth Brauer-Kvam. Highlight: Die Szene im Zug! Ein Klassiker!

Professor Bernhardi: Praxiseröffnung in der Josefstadt

Kühl und steril angelegter Schnitzler-Klassiker mit einem sehr starken Herbert Föttinger und Bernhard Schier. Nein, man muss schon das ganze Ensemble loben, auch wenn das Stück Längen hat.

Terror: Schuldig oder nicht schuldig: Das ist hier die Frage!

Ferdinand von Schirachs vieldiskutiertes Justizdrama "Terror" in den Kammerspielen sorgte bislang immer für ein relativ eindeutiges Urteil. Sie können an diesem Abend mitentscheiden. Spannend, oder? Julia Stemberger sehr stark.

Maria Stuart: Wenn königliche Diven aufeinander krachen

Regisseur Günter Krämer ließ hier eine mittelstarke "Maria Stuart" mit einer großartig dominanten Queen Elizabeth/Sandra Cervik aufeinander krachen. Tonio Arango bietet der divenhaften Königin als einziger Paroli. Tolle Bilder!