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Tiananmen: Lachend und wahllos geschossen

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking 1989 haben chinesische Soldaten laut US-Dokumenten lachend wahllos auf Demonstranten geschossen. Ein bisher geheimer US-Militärbericht wurde exakt 25 Jahre nach den Ereignissen in der Nacht auf den 4. Juni 1989 freigegeben und vom Nationalen Sicherheitsarchiv veröffentlicht.

Der Bericht des US-Militärs zeigt das Chaos, das damals in China herrschte. Ein Augenzeuge soll das Geschehen von einem Hotelzimmer am Tiananmen-Platz aus beobachtet haben, er sprach von einem "brutalen" Vorgehen der Sicherheitskräfte. Offenbar sollten sie der Demokratiebewegung möglichst große Verluste beibringen.

Lachend und wahllos geschossen

Soldaten der 27. Armee, die nicht den Pekinger Dialekt sprachen und offensichtlich aus verschiedenen Provinzen eingezogen worden waren, "lachten und schossen wahllos auf Gruppen, denen sie begegneten", heißt es in dem Papier. Noch vor der Offensive aus den Außenbezirken in Richtung Tiananmen-Platz hätten Polizisten in Zivil in einem Restaurant Einzelpersonen festgenommen.

Infos lückenhaft und teils falsch

Das Dokument zeigt aber auch, dass die Informationen damals lückenhaft und teilweise falsch waren. So stand in einem US-Geheimdiensttelegramm am Tag nach der Niederschlagung, dass KP-Führer Deng Xiaoping gestorben sei. In Wahrheit starb Deng acht Jahre später, erst 1997.

Panzer gegen Studenten

In der Nacht auf den 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die seit Wochen auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, "Chaos" zu beenden. Bis heute lässt sie keine wirkliche Aufarbeitung der Vorfälle zu.

Die chinesischen Behörden haben im Vorfeld des Gedenkens an die blutige Niederschlagung der Proteste die . Angebote des US-Konzerns Google funktionieren praktisch nicht mehr.

Staatsmacht ist omnipräsent

Am 25. Jahrestag am Mittwoch patrouillieren tausende Sicherheitskräfte im Herzen von Peking. Aus Angst vor möglichen Protesten werden alle Passanten streng kontrolliert, die auf den Platz wollen. Besonders genau werden Ausländer überprüft. Polizisten, Militärpolizisten teils mit Automatikwaffen, Sicherheitskräfte in Zivil - die Staatsmacht ist omnipräsent. Krankenwagen stehen schon bereit.