Österreich

Operette wegen Silvester plötzlich um Hälfte teurer

Heute Redaktion
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Wegen dem speziellen Datum bezahlte Pensionist Werner H. statt 140 Euro bei einem Ticketbüro 213 Euro pro Karte. Grund sind Bearbeitungsgebühren in der Höhe von 52(!) Prozent.

Es sollte ein gemütlicher Operetten-Abend werden, doch dem pensionierten Diplomkaufmann Werner H. (76) kam dieser sehr teuer. Gemeinsam mit seiner Frau wollte der gebürtige Linzer am Silvesterabend die Operette "Die Fledermaus" genießen. Die Tickets kaufte er am 29. Mai online beim Kartenbüro "Vienna Classic" in der Operngasse 6 (City).

Als ich die Karten kaufte stand bei der Auswahl der Karten nur 'Kategorie 3, Spezieller Preis'", erzählt Herr H. Als "Heute" am 12. Dezember die Webseite von "Vienna Classic" besuchte, wurde für die Veranstaltung ein Preis von 213 Euro pro Karte angegeben, eine Woche später waren dann keine Karten mehr verfügbar. Ein Hinweis darauf, dass die Karten eigentlich nur 140 Euro kosten und zu diesem Preis auch auf der Webseite der Volksoper Wien erworben werden können, fehlt völlig.

Herr H. ahnte nichts davon, auch nicht als im Mai von seinem Konto die Summe von 426 Euro für die Karten abgebucht wurde. Das böse Erwachen kam aber, als er am 12. Dezember im Kartenbüro in der City die Tickets abholte.

Bearbeitungsgebühr zu Silvester bei 52 (!) Prozent

Erst dann merkte er, was sich unter dem Titel "spezieller Preis" versteckte: "Als ich mir die Karten angesehen habe, habe ich bemerkt das darauf der Stückpreis von 140 Euro vermerkt war. Ich habe dann natürlich gleich bei 'Vienna Classic' nachgefragt, wieso mir statt 280 Euro dann 426 Euro abgebucht wurden. Dort haben sie mir erklärt, dass zum Ticketpreis noch eine Bearbeitungsgebühr von 26 Prozent dazu kommt, an speziellen Terminen wie Silvester beträgt diese 52 Prozent. Das Ergebnis ist, dass ich nun deutlich mehr als den eigentlichen Kartenpreis gezahlt habe", ärgert sich Herr H.

Wegen Zusatzgebühren wurden aus einer 140 Euro-Karte ein Gesamtpreis von 213 Euro:

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(Bild: Denise Auer)

Ein wenig ironisch mutet der Hinweis auf der "Vienna Classic"-Homepage an, dass "keine weiteren Gebühren beim Bestellabschluss" verrechnet würden. Die Betonung liegt hier wohl auf "beim Abschluss", für die Gebühren, die schon vorhin dazugerechnet werden, hat dies wohl keine Relevanz.

"Vienna Classic" für "Heute" nicht erreichbar

Trotz mehrfacher Anfragen durch "Heute" war das Kartenbüro "Vienna Classic" nicht zu einer Stellungnahme bereit.

AK Wien sieht "intransparente Klauseln"

Bei der Arbeiterkammer Wien sind solche Fälle bekannt. "Dennoch sieht auf der Webseite von 'Vienna Classic' auf den ersten Blick alles in Ordnung aus, auch der Gesamtpreis ist gleich von Beginn an ersichtlich", erklärt Martin Goger, Experte für Konsumentenschutz.

Problematischer wird es – wie so oft – beim Kleingedruckten: In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen steht zwar, dass "die bekannt gegebenen Veranstaltungspreise je nach Veranstalter zwischen 0 bis 26 % über dem auf der Karte aufgedruckten Preis liegen können".

Jedoch steht hier auch zu lesen, dass "Preise welche mit 'Spezialpreis' gekennzeichnet sind", von den Standardgebühren abweichen. In diesen Fällen könnten Kunden den Aufschlag telefonisch erfragen. "Das sind intransparente Klauseln, die nicht zulässig sind", so Goger. Bei einer Klage könnte der Kunde die Differenz zum Originalpreis des Tickets zurückbekommen.

Ticketbüros müssen auf Zusatzgebühren hinweisen

Die Arbeiterkammer rät dazu Preise zu vergleichen und, wenn möglich, die Karten direkt am Veranstaltungsort zu kaufen. "Meistens sind sie hier billiger", so der Experte. Bei Webseiten von Drittanbietern, wie "Vienna Classic" empfiehlt Goger darauf zu achten, ob und wo auf Zusatzgebühren hingewiesen wird. "Die Arbeiterkammer fordert schon lange eine Regelung, die diese gleich zu Beginn des Bestellvorgangs klar erkennbar macht". Derzeit sei es aber auch rechtens, wenn sie irgendwann im Bestellverlauf und vor Abschluss des Kaufvertrages vorkommen.

Volksoper verrechnet "keinerlei Aufschläge"

Bei der Volksoper Wien bedauert man, dass Herr H. beim Kauf der Karten so hohe Zusatzgebühren verrechnet wurden. "Wir haben keine Geschäftsbeziehung zu Vienna Classic und daher auch keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des Kartenbüros. Grundsätzlich empfehlen wir, die Karten direkt bei der Volksoper zu kaufen, zum Beispiel auf unserer Website oder mit der Volksopern-App, an unseren Kassen oder telefonisch mit Kreditkarte".

Auf diesem Weg gebe es keinerlei Aufschläge und keine Probleme mit der Abwicklung. Der Vorverkauf beginnt jeweils am 1. Arbeitstag des Vormonats. Eine schriftliche Bestellung von Karten sei aber bereits ab der Veröffentlichung des Jahresspielplans im April möglich. "Bei Online-Käufen, bei telefonischem Kauf mit Kreditkarte sowie bei schriftlicher Vorbestellung bieten wir die Möglichkeit, die Karten gegen eine Versandgebühr von 4 Euro per Post zuzuschicken", heißt es in einer Stellungnahme.