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Tiefsee so stark verschmutzt wie Industriegebiete

Schockierende Messungen im Marianengraben. Selbst der tiefste Punkt unseres Planeten ist schon voller Schadstoffe.

Heute Redaktion
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Bild: University of Aberdeen/Jamieson (l.); AWI/J.Taylor (r.)

Es ist der unwirtlichste Ort dieses Planeten. Es ist kalt, stockdunkel und der Wasserdruck für Menschen tödlich – trotzdem gibt es hier Leben. Mit 11.000 Metern ist der Marianengraben der tiefste Punkt unserer Ozeane. Doch wer jetzt an unberührte Tiefsee denkt, hat weit gefehlt.

Denn selbst in dieser Region, die bisher nur drei Menschen erreicht haben, häufen sich die Schadstoffe. Wie Wissenschaftler der jetzt herausgefunden haben, sind selbst die isolierten Ozeangräben so verschmutzt wie sonst nur Industriegebiete. Das Team um Dr. Alan Jamieson konnte extrem hohe Werte von langlebigen organischen Schadstoffen im Organismus von Flohkrebsen nachweisen.

Gifte sind Jahrzehnte haltbar

"Die Tatsache, dass wir solch hohen Mengen dieser Umweltgifte in einem der abgeschiedensten und unerreichbaren Habitaten der Erde gefunden haben, zeigt, welche dauerhaften und zerstörerischen Einfluss die Menschheit hinterlässt", so Jamieson. 

Von diesen gefährlichen Giften, die von den 1930er Jahren bis in die 1970er im Einsatz waren, sollen in diesem Zeitraum weltweit rund 1,3 Millionen Tonnen hergestellt worden sein. Sie gelangten durch undichte Müllhalden und Industrieunfälle in die Umwelt. Sie zerfallen nur extrem langsam, weshalb sie auch noch Jahrzehnte später die Meere belasten.

Plastikmüll auch in arktischer Tiefsee

Obwohl auch die Arktis zu den abgeschiedensten Gegenden der Erde gehört, schreitet dort die Verschmutzung der Tiefsee in alarmierender Geschwindigkeit voran. Fischernetze, Glasscherben und Plastiksackerl bedecken den lichtlosen Tiefseeboden. Eine aktuelle Studie des deutschen hat jetzt ergeben, dass die Müllmenge in den letzten zehn Jahren um mehr als das 20-fache angewachsen ist.

Bei der aktuellen Studie wurden Daten von 21 Messtationen aus den Jahren 2004 bis 2014 ausgewertet. Sie zeichnen ein erschreckendes Bild: An einer der nördlicheren Messstationen wurden eine Mülldichte von 8.082 Teilen pro Quadratkilometer gemessen. Das ist ein trauriger Rekord! Nur ein einziges Mal wurde ein höherer Wert erreicht – vor dem viel belebteren Cap de Creus im nordwestlichen Mittelmeer.

Wird Arktis zum Müll-Endlager?

Durch das fehlende UV-Licht und die tiefen Temperaturen zersetzt sich der angefallene Plastikmüll kaum. Die Wissenschaftler fürchten deshalb, dass die Arktis zu einem Endlager für Kunststoffabfälle werden könnte.