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Tiere verschwinden "in beispiellosem Tempo"

Heute Redaktion
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Bild: Debbie Steinhausser / Fotolia

Die wachsende Anzahl an Menschen auf der Erde hat Folgen für die anderen Bewohner unseres Planeten: Einer am Donnerstag veröffentlichten Langzeitstudie zufolge ist die Zahl der Wirbeltiere auf der Erde seit 1970 um fast drei Fünftel zurückgegangen.

Die Tiere des Planeten verschwinden "in beispiellosem Tempo", sagte der Generaldirektor der Umweltschutzorganisation WWF International, welche die vorliegende Untersuchung gemeinsam mit der Zoological Society of London (ZSL) erstellt hat. Der von den Forschern dokumentierte Rückgang beträgt 58 Prozent.

Bis zum Jahr 2020 könnten es zwei Drittel sein. "Es ist eindeutig, dass wir einen anhaltenden Rückgang der Wildtierpopulation beobachten, wenn wir so weitermachen", sagte WWF-Forschungsdirektor Mike Barrett der BBC. "Aber ich glaube, wir haben einen Punkt erreicht, an dem es keine Entschuldigung mehr gibt, so weiterzumachen."

Stärkster Rückgang in Seen, Flüssen, Sümpfen

Für die Erhebung hatten die Wissenschaftler über die letzten Jahrzehnte rund um den Globus rund 14.000 Populationen von 3.700 verschiedenen Tierarten beobachtet und gezählt. Der Rückgang betrifft Säugetiere, Fische, Vögel, Amphibien und Reptilien.

Den stärksten Rückgang beobachteten die WWF-Forscher in Süßgewässern wie Seen, Flüssen und Sümpfen. Die Populationen der 881 beobachteten Arten hätten sich in diesen Lebensräumen zwischen 1970 und 2012 um 81 Prozent verringert. Die Zahl der Ozeanbewohner sei im gleichen Zeitraum um 40 Prozent zurückgegangen, vor allem wegen Überfischung. Die Populationen der Wirbeltiere an Land sei um 38 Prozent geschrumpft.

"Massenauslöschungsperiode" wegen Mensch

Die Forscher folgern, dass die gesamte Wirbeltierpopulation jährlich um durchschnittlich zwei Prozent zurückgehe, und warnen, dass die Tierbestände bis zum Ende des Jahrzehnts um 67 Prozent unter das Niveau von 1970 fallen könnten. Parallel zum Verschwinden vieler Tiere hat sich die Zahl der Menschen auf 7,4 Milliarden verdoppelt.

In den vergangenen 500 Millionen Jahren habe es auf der Erde nur fünf "Massenauslöschungsperioden" gegeben; derzeit erlebe der Planet durch das Einwirken des Menschen seine Sechste. Eine solche „Massenauslöschungsperiode“ sei gegeben, wenn eine Tierart tausendmal schneller zurückgehe, als das unter normalen Bedingungen geschehen könnte.

Kritisiert wird an der Studie, dass nur rund sechs Prozent der Wirbeltierarten weltweit erfasst wurden. Zudem seien die Daten lückenhaft, sagte Stuart Pimm von der Duke University in den USA und wies darauf hin, dass die meisten Zahlen aus Westeuropa stammten, während es kaum Zahlen etwa aus dem tropischen Afrika und Südamerika gebe.

Fünf wichtige Gründe für das Sinken der Tierzahlen:


Der Mensch mache den Tieren den Lebensraum streitig
Er jage und fische zu viel
Er verschmutze den Lebensraum
Zudem würden Spezies in fremde Lebensräume eingeführt, wo sie großen Schaden anrichteten
Außerdem verbreiteten sich Krankheiten unter den Tieren