Wildtiere

Report: Fast 70 Prozent aller Arten ausgerottet

Laut dem WWF-Living Planet Report ist das weltweite Barometer der Artenvielfalt auf einem neuen Tiefstand. Seit 1970 sanken Bestände zu 70 Prozent.

Christine Kaltenecker
Der WWF Living Planet Report zeigt einen absoluten Negativ-Rekord.
Der WWF Living Planet Report zeigt einen absoluten Negativ-Rekord.
©iStock, Bildmontage Heute

Verheerende Bilanz: Laut dem WWF-Living Planet Report ist die weltweit untersuchte Population von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 im Durschnitt um 70 Prozent eingebrochen. Besonders betroffen sind Lateinamerika und die Karibik, weshalb der World Wide Fund of Nature (WWF) einen globalen Naturschutz-Pakt fordert, der unbedingt bei der UN-Biodiversitäts-Konferenz im Dezember in Kanada beschlossen werden muss. Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms von WWF Österreich erklärt sehr treffend:

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“Unsere Natur wird rücksichtslos ausgebeutet und zerstört. Das schadet nicht nur Wildtieren, sondern raubt uns letztlich die eigenen Lebensgrundlagen. Denn die Ernährungssicherheit und Gesundheit von Milliarden Menschen hängen direkt von intakten Ökosystemen ab”.

Zerstörung von Lebensräumen

Hauptursache für diesen Negativ-Trend ist die Zerstörung von Lebensräumen, sowie Abholzung der Wälder und die Wilderei. Nicht zu vergessen die Klimakrise, die jährlich für katastrophale Großbrände sorgt und nicht nur Lebensräume, sondern auch unsere natürlichen CO2-Speicher zerstört. “Das Artensterben muss endlich als existenzielle Krise für uns Menschen erkannt werden. Mit einem ambitionierten, globalen Naturschutzpakt nach Vorbild des Pariser Klimavertrags ist eine Wende möglich. Arten und ihre Lebensräume müssen überall besser geschützt werden. Denn auch Europa ist für massive Naturzerstörung in anderen Teilen der Welt verantwortlich. Vor allem Tropenwälder in Lateinamerika werden rücksichtslos abgeholzt, um Futtermittel für den Export nach Europa zu produzieren. Das ist ein wesentlicher Grund für den drastischen Rückgang der untersuchten Wildtier-Bestände in Südamerika“, erklärt der Artenschutzexperte.

Die klaren Verlierer:
- Östlicher Flachlandgorilla: Sein Bestand ist seit 1994 um 80 Prozent eingebrochen.
- Gewöhnlicher Delfin: Sein Bestand ist zwischen 1995 und 2007 um 90 Prozent eingebrochen.
- Koala: Sei Bestand wurde seit 2001 um 50 Prozent dezimiert.
- Feldlerchen: Um 56 Prozent weniger fliegen durch die Lüfte Europas.
Dies sind nur ein paar Auszüge von insgesamt 5.230 Arten diverser Wirbeltierpopulationen, die untersucht wurden.

Hoffnung?

Es könnte so einfach sein, denn konkreter Artenschutz trägt durchaus Früchte, wie die Zahlen der Tiger in Nepal beweisen. Zwischen 2009 (121 Tiere) bis 2018 (235 Tiger) kann man immerhin ein Wachstum von 91 Prozent bejubeln und heuer schon 355 Raubkatzen zählen. Auch die Population der Kegelrobben in der Ostsee ist zwischen 2013 und 2019 um 139 Prozent gewachsen.

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Österreichs Flüsse sind krank

In den besonders stark betroffenen Süßwasser-Lebensräumen haben die weltweit untersuchten Bestände laut dem Living-Planet-Bericht einen Verlust von im Schnitt 83 Prozent erlitten – vor allem, weil immer mehr Feuchtgebiete verloren gehen und Gewässer verbaut und übernutzt werden. Dieser katastrophale Trend ist auch in Österreich sichtbar: Derzeit sind mehr als 60 Prozent der heimischen Fischarten gefährdet und nur noch 14 Prozent der Flüsse ökologisch intakt. Trotzdem werden immer neue Monster-Projekte in bisher unberührter Natur geplant: Der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal in Tirol würde etwa dem Ötztal bis zu 80 Prozent des Wassers entziehen und im nahe gelegenen Platzertal eine über 6 Hektar große Moorfläche zerstören – mit dramatischen Folgen für die Umwelt. Der WWF fordert den Stopp des überdimensionierten Kraftwerkbaus und eine naturverträgliche Energiewende.