Wildtiere

Tiere in Schönbrunn dürfen keinen Namen mehr haben

Der Wiener Tiergarten will gegen "Vermenschlichung" vorgehen: Für den Artenschutz sollen Eisbären, Orang Utans & Co. keine Namen mehr bekommen

Christine Scharfetter
Trotz allem bekam das kleine Orang-Utan-Mädchen den Namen "Nilah" – für ihre Pflegerinnen und Pfleger.
Trotz allem bekam das kleine Orang-Utan-Mädchen den Namen "Nilah" – für ihre Pflegerinnen und Pfleger.
©Daniel Zupanc

Es war eine lieb gewonnene Tradition: Ob "Finja", "Amari", "Kibali", "Kendari" oder zuletzt "Nilah" für das jüngste Familienmitglied der Orang Utans – bisher waren die Namen der Tiere im Zoo Schönbrunn immer ein wichtiger Bestandteil. Teilweise durften hier sogar die Tiergartenbesucher mitentscheiden. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Die Tiere im Wiener Zoo sollen künftig keine Namen mehr bekommen, wie die "Tiroler Tageszeitung" am Mittwoch berichtet. Damit wolle Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck den Fokus auf den Artenschutz lenken.

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    Vor rund einem Monat erblickte im Tiergarten Schönbrunn ein Orang-Utan-Jungtier das Licht der Welt.
    Vor rund einem Monat erblickte im Tiergarten Schönbrunn ein Orang-Utan-Jungtier das Licht der Welt.
    ©Daniel Zupanc

    Zum Schutz der Tiere

    "Für den deutschsprachigen Raum gehen wir hier bewusst einen neuen Weg", sagte der Zoodirektor gegenüber der Zeitung. Der Zoo übernehme damit "eine Vorreiterrolle". Stattdessen soll der Schutz ganzer Populationen in den Mittelpunkt rücken.

    "Wir erleben derzeit das größte Artensterben in der Menschheitsgeschichte", betonte Hering-Hagenbeck im Interview. "Einige Tierarten existieren derzeit nur noch in menschlicher Obhut. Viele andere sind bereits für immer von diesem Planeten verschwunden." Artenschutz könne jedoch nur gelingen, wenn man sich auf die Population konzentriere, statt auf das einzelne Individuum.

    "Der Tiergarten Schönbrunn möchte als Bildungsinstitution zukünftig dieser Form der Vermenschlichung entgegentreten – und daher künftig aktiv keine Tiernamen mehr kommunizieren", erklärte er weiter.

    In diesem Fall bleiben Namen

    Doch gerade für die Tierpatenschaften war die Namensgebung der Tiere bisher wichtig. So ist etwa Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist etwa Pate des Eisbär-Mädchens Finja, die vor Kurzem in den Zoo Nürnberg übersiedelte. Dieses System habe man umgestellt: "Auch hier liegt der Fokus auf der Tierart/Tiergruppe, nicht mehr auf dem Individuum", so Hering-Hagenbeck.

    Für die Arbeit der Tierpflegerinnen und -pfleger soll sich jedoch nichts ändern, erklärte eine Sprecherin des Tiergarten Schönbrunn gegenüber "wien.ORF.at". Intern sollen die Tiere weiterhin Namen bekommen. Das sei für die tägliche Arbeit entscheidend, aber auch ein Zeichen der Verbundenheit.