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Tierschützer-Brief an Häupl: "Hitzefrei für Fiaker-P...

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

36 Grad im Schatten und trotzdem müssen Wiens Fiakerpferde arbeiten. Tierschutzvereins-Präsidentin Madeleine Petrovic fordert in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Häupl "sofortige Maßnahmen zum Schutz der Pferde".

36 Grad im Schatten und trotzdem müssen Wiens Fiakerpferde arbeiten. Tierschutzvereins-Präsidentin Madeleine Petrovic fordert in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Häupl "sofortige Maßnahmen zum Schutz der Pferde".

Petrovic will, dass "zumindest ein temporäres Hitzefahrverbot" für die Tiere ausgesprochen werden kann.

Wir haben den ganzen Brief für Sie zum nachlesen:

 
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Häupl,

 

 seit vielen Jahren setzt sich der Wiener Tierschutzverein (WTV) für die Fiakerpferde Wiens ein. Dabei ging es dem WTV darum, einen vernünftigen Kompromiss zum Wohle der Tiere zu finden. So haben wir uns für die Festlegung von echten Pferdelaufstrecken in den Wiener Außenbezirken und im Wiener Umland stark gemacht und dafür, die Fiaker aus Ballungsräumen mit hohem Verkehrs- und Menschenaufkommen, wie der Wiener Innenstadt, zu verbannen.

 

Abgesehen davon, dass Pferdekutschen das romantische Flair des 18. Jahrhunderts längst verloren haben, sind die Bedingungen in modernen Großstädten wie Wien für Pferde längst nicht mehr zumutbar: starkes Verkehrsaufkommen, Abgase, Smog oder Lärm sind nur einige tierschutzrelevante Probleme, die Stress, Panik, Verletzungen und nicht arttypisches Verhalten bei Fluchttieren auslösen können. Hinzu kommen Bewegungseinschränkungen durch das ständige Tragen von Geschirr während der Stehzeiten, Gelenksverletzungen vom Laufen auf Straßenasphalt, psychische Belastungen durch das Tragen von Maulkörben oder stundenlanges Warten auf den nächsten Fahrgast in der brütenden Hitze im Sommer.

 

Überdies ist die Belieferung der zahlreichen Gewerbebetriebe (Gaststätten, Verkaufsgeschäfte, Nahversorgungsbetriebe, etc.) in der City ohnehin nicht leicht. Es muss auf die (wichtigen) Fußgängerzonen, auf Einbahnregelungen und die vorgegebenen Bedingungen (enge Gassen in der historischen Bausubstanz) Bedacht genommen werden. Das alles wird durch die Fiaker und die vorprogrammierten Staus, durch die verbalen Erläuterungen der Kutscherinnen und Kutscher und durch Fotopausen wesentlich erschwert. Die Feinstaub-Belastung wird durch den Stop-and-Go-Verkehr noch weiter erhöht.  

 

Alle Versuche des WTV sowie dutzender anderer Tierschutzorganisationen, zu einem vernünftigen Kompromiss für die Pferde zu gelangen, sind bei den zuständigen Stellen bisher nicht angekommen. Schlimmer noch: Auch im aktuell heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen wird den Fiakerpferden keine Pause gegönnt. Wie uns viele besorgte Tierschützerinnen und Tierschützer tagtäglich melden, sowie unsere eigenen Recherchen ergeben haben, müssen dutzende Fiakerpferde dennoch ihren Dienst versehen, in der Bruthitze ausharren und das obwohl sogar die meisten Touristen Wiens klug genug sind, sich bei dieser sengenden Hitze nicht mit einem Pferdegespann durch die Stadt kutschieren zu lassen. Zudem sind, wie bereits in der Vergangenheit sehr oft angemerkt, an Standplätzen wie dem Michaelerplatz und den Stephansplatz keine ausreichenden Schattenplätze für die Pferde gegeben.

 

Nun kommt ab dem heutigen Mittwoch aus Gründen, die wir nicht näher kommentieren wollen, noch eine zweitägige Sperre der Ringstraße hinzu, die nicht nur den Innenstadtverkehr lahmlegen dürfte, sondern auch die ohnedies schon begrenzten Auslaufmöglichkeiten der Fiakerpferde in der Wiener City massiv einschränken. Dennoch scheinen die Fiaker nicht daran zu denken, ihren Tieren eine Auszeit zu gönnen. Aus unserer Sicht ein nicht tragbarer Zustand und eine monströse Tierquälerei.

 

Wir ersuchen Sie daher eindringlich, sofortige Maßnahmen zum Schutz der Pferde zu treffen. Es darf nicht sein, dass die Tiere unter diesen Bedingungen dennoch ihren Dienst versehen müssen und nicht zumindest ein temporäres Hitzefahrverbot ausgesprochen werden kann.

 

Herzliche Grüße,

Dr.in Madeleine Petrovic,

Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins für den gesamten Vorstand