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TikTok-Challenge zeigt sexuelle Belästigung auf

Mit einer einfachen Challenge hat eine amerikanische TikTokerin Zehntausende Frauen berührt. Sie alle äußern sich nun zum Thema sexuelle Übergriffe.

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Erfunden hat die Challenge eine Tiktokerin aus den USA.
Erfunden hat die Challenge eine Tiktokerin aus den USA.
Screenshot TikTok

Als die amerikanische Make-up-Künstlerin Sarah Biggers-Stewart einen TikTok-Account anlegte, hatte sie eigentlich nur vor, Beauty-Tipps und Schönheits-Videos zu posten. Ihr fiel allerdings rasch auf, dass ein Thema in ihrer Kommentarspalte immer wieder diskutiert wurde: sexuelle Übergriffe. "Mir war zwar bewusst, dass sexuelle Traumata weit verbreitet sind, aber plötzlich habe ich realisiert, dass Unsicherheit und die Angst vor sexuellen Übergriffen ziemlich universell sind", sagt die 28-Jährige gegenüber Today.com.

Daher entschloss sie sich, ein Video im "Mach einen Finger runter"-Format zu drehen, in welchem sie genau dies zum Thema machte. Darin weist Biggers-Stewart ihre Follower unter anderem an: "Mach einen Finger runter, wenn du schon einmal unter Drogen gesetzt wurdest. Mach einen Finger runter, wenn du schon einmal verfolgt wurdest. Mach einen Finger runter, wenn du schon einmal auf eine sexuelle Art unangemessen berührt worden bist."

"Ich hatte Angst vor der Wahrheit"

Sie hat damit einen wunden Punkt bei vielen Frauen getroffen. Seit der Veröffentlichung des Videos haben mehr als 10.000 weitere TikTokerinnen– darunter viele Mütter und Töchter – ihre eigene Version dieser Challenge auf die Plattform geladen. Alle diese Zeugnisse zeigen, wie weitverbreitet sexuelle Gewalt und Übergriffe tatsächlich sind, meint Biggers-Stewart.

Eine 19-jährige Tiktokerin erzählte Today.com: "Ich habe mich dazu entschlossen, bei der Challenge mitzumachen, weil ich Angst vor der Wahrheit hatte. Aber ich glaube, es ist an der Zeit, damit aufzuhören, mich vor etwas zu verstecken, das ich gar nicht falsch gemacht habe." Die Challenge habe ihr dabei geholfen, da sie sich mitteilen konnte, ohne tatsächlich etwas sagen zu müssen.

Eine neue Community

Tatsächlich sind die Themen, die Biggers-Stewart anspricht, sehr gravierend. So sagt sie in ihrem Video auch: "«Mach einen Finger runter, wenn du schon einmal etwas Sexuelles mit einem Mann gemacht hast, obwohl du nicht wolltest, aber weil du Angst um deine Sicherheit hattest. Mach einen Finger runter, wenn du etwas äußerst Angsteinflössendes oder sogar Illegales erlebt hast, du aber zu große Angst hattest, es zu melden, weil du glaubtest, dass niemand zuhören würde. Und mach einen Finger runter, wenn dir schon einmal etwas Schlimmes zugestoßen ist und die Männer um dich herum, von denen du eigentlich glaubtest, dass sie dich beschützen würden, nichts getan haben."

Die Tatsache, dass die jungen Frauen stumm und ohne grosse Emotionen auf die Prompts reagieren konnten, habe sicherlich dabei geholfen, dass so viele bei der Challenge mitgemacht haben, sagt Jugend-Kultur-Expertin Rosalind Wiseman gegenüber Today.com. «Und es zeigt auch, dass es dieses Bewusstsein jetzt braucht.»

Seit dem Erfolg ihres Videos hat sich Biggers-Steward dazu entschlossen, auch andere schwierige Themen auf ihrem Tiktok-Account anzusprechen. Damit wolle sie jenen Personen eine Gemeinschaft bieten, die mit traumatischen Erlebnissen zu kämpfen haben, die sie sonst nicht einmal mit ihren Eltern besprechen würden.

Hilfe bei sexueller Gewalt

Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555 zum Nulltarif
Polizei: 133
Opfer-Notruf 0800 112 112

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