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TikTok muss sich einer Milliarden-Klage stellen

Das chinesische Unternehmen sammle die Daten von Tausenden von Kindern, behauptet die ehemalige Jugendbeauftragte von Großbritannien. 

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    TikTok muss sich mit einer Milliarden-Klage befassen.
    TikTok muss sich mit einer Milliarden-Klage befassen.
    20min/Taddeo Cerletti

    Mangelnder Jugendschutz ist bei TikTok schon seit Längerem ein Thema. Nun hat die ehemalige Jugendbeauftrage in England, Anne Longfield, eine Klage gegen die Kurzvideo-Plattform eingereicht, die sich auf Milliardenhöhe belaufen könnte. Konkret hat Longfield die Klage im Namen unzähliger Kinder in Großbritannien und der EU eingereicht, die TikTok in den letzten Jahren benutzt haben.

    Der Klage zugrunde liegt die Anschuldigung, dass TikTok private Informationen von Kindern wie Handynummer, Videos, GPS-Informationen oder biometrische Daten sammle, ohne die Kinder oder deren Eltern ausreichend darüber zu informieren. Unklar sei außerdem, was TikTok mit diesen gesammelten Daten anstelle.

    Tausende Kinder betroffen

    TikTok hat laut BBC mehr als 800 Millionen User. Allein in Großbritannien sollen rund 44 Prozent aller Acht- bis Zwölfjährigen TikTok benutzen – obwohl es eigentlich erst ab 13 Jahren erlaubt ist, einen Account auf der Plattform zu erstellen.

    Daher sind laut Longfield tausende Kinder von der Lage betroffen. Genau genommen beinhaltet die Klage alle Kinder, die TikTok seit dem 25. Mail 2018 benutzen. Bekäme die ehemalige Jugendbeauftragte vor Gericht recht, würden jedem dieser Kinder tausende Pfund zugute kommen. Kinder, die nicht in diese Klage mit eingeschlossen werden möchten, können aber auch entscheiden, nicht mitzumachen.

    "Es steckt etwas Unheimliches dahinter"

    "TikTok ist eine extrem beliebte Social-Media-Plattform, die Kindern geholfen hat, in diesem schwierigen Jahr mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben. Aber hinter den lustigen Liedern und Tänzen steckt etwas viel Unheimlicheres", so Longfield zu BBC. Denn bei TikTok handle es sich um nichts weiter als eine als Social-Media-Plattform getarnte Daten-Sammel-Software. Longfield möchte sich daher dafür einsetzen, dass Eltern besser darüber aufgeklärt werden, was TikTok mit den Daten ihrer Kinder anstellt.

    TikTok gibt hingegen an, dass sich diese Klage nicht auf Fakten stütze. "Privatsphäre und Sicherheit sind Top-Prioritäten für TikTok und wir haben robuste Regeln, Prozesse und Technologien im Einsatz, die alle unsere Nutzer und insbesondere Teenager schützen. Daher glauben wir, dass die Klage unbegründet ist und wir werden sie hefig bekämpfen", so das Unternehmen.

    Weitere Klagen

    Es ist nicht das erste Mal, dass sich TikTok mit einer solchen Klage konfrontiert sieht. Bereits im Jahr 2019 musste das Unternehmen nach einem Rechtsstreit in den USA 5.7 Milliarden Dollar bezahlen, weil es persönliche Informationen von Minderjährigen abspeicherte. Eine ähnliche Klage wurde in Südkorea im Jahr 2020 ausgesprochen. Außerdem klagte eine anonyme 12-Jährige im letzten Jahr gegen TikTok und wurde bei ihrem Kampf ebenfalls von Longfield unterstützt. Ein Entscheid in diesem Fall steht allerdings noch aus.

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