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Timoschenko aus Haft entlassen

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Am Samstag ging es in der krisengeschüttelten Ukraine Schlag auf Schlag. Präsident Viktor Janukowitsch wurde vom Parlament abgesetzt. Außerdem befindet sich die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko wieder in Freiheit. Sie kündigte sofort an, bei den Präsidentenwahlen am 25. Mai anzutreten.

. Außerdem befindet sich die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko wieder in Freiheit. Sie kündigte sofort an, bei den Präsidentenwahlen am 25. Mai anzutreten.

Unter euphorischem Jubel verließ die seit zweieinhalb Jahren inhaftierte Julia Timoschenko das Spital in Charkiw. Sie jubelte ihren Anhängern aus dem Auto zu. Kaum in Freiheit, kündigte die gesundheitlich angeschlagene Politikerin der Vaterlandspartei an, bei den Präsidentenwahlen anzutreten.

Zuvor hatte das Parlament in Kiew für die sofortige Freilassung Timoschenkos gestimmt. Die Agentur Interfax meldete, der Chef von Timoschenkos Straflager in der ostukrainischen Stadt Charkiw sei zu der Klinik gefahren, in der die 53-Jährige wegen eines Rückenleidens behandelt wird. Timoschenkos Tochter Jewgenija kündigte: "Wir fahren nach Charkiw und holen sie ab."

Sie dankte allen Ukrainern und internationalen Unterstützern, die bei der Befreiung ihrer Mutter geholfen hätten. Verwandte, ausländische Diplomaten und EU-Parlamentarier hätten sich auf den Weg nach Charkiw gemacht, sagte Jewgenija Timoschenko. "Nach diesem Parlamentsbeschluss ist meine Mutter bereits ein freier Mensch."

Vorwürfe nicht als Straftaten gewertet

Bereits am Vorabend hatte die Oberste Rada für ein Gesetz gestimmt, das die Vorwürfe gegen Timoschenko nicht mehr als Straftaten wertet. Sie war im Oktober 2011 in einem international kritisierten Prozess wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden. Die Anführerin der demokratischen Orangenen Revolution von 2004 wirft ihrem Erzfeind Janukowitsch vor, er wolle sie politisch ausschalten.

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Ausreise vom Parlament verhindert

Andauernde Schmerzen machen der streitbaren Vollblutpolitikerin in der Haft gesundheitlich zu schaffen. Auch Spezialisten der Berliner Charite behandelten sie in der Ukraine. Timoschenkos Versuche, zur Behandlung nach Deutschland ausreisen zu dürfen, scheiterten im ukrainischen Parlament. Die Justiz ermittelt noch in anderen Verfahren gegen Timoschenko, so wegen angeblicher Steuerhinterziehung und Veruntreuung sowie eines vermeintlichen Auftragsmordes an einem Abgeordneten 1996.

Die in der Industriestadt Dnjepropetrowsk geborene Timoschenko stieg mit der Privatisierungswelle nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 zur reichen "Gasprinzessin" auf. Politische Gegner werfen der zierlichen Frau mit Blick auf deren Privatvermögen vor, keine saubere Weste zu besitzen. Für viele auch in Westeuropa ist Timoschenko mit dem markanten blonden Haarkranz aber immer noch ein Symbol der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004.