Österreich

Tiroler Uni hilft im Fall der ermordeten Studenten

Heute Redaktion
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Nach dem bisher ungeklärten Verschwinden dutzender Studenten in Mexiko haben sich drei mutmaßliche Mitglieder der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" zur Ermordung der Hochschüler bekannt. Sie hätten eine größere Gruppe Personen getötet und verbrannt, sagten die drei Verdächtigen nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft vom Freitag im Verhör. Nun soll die Uni Innsbruck helfen.

Nach dem bisher in Mexiko haben sich drei mutmaßliche Mitglieder der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" zur Ermordung der Hochschüler bekannt. Sie hätten eine größere Gruppe Personen getötet und verbrannt, sagten die drei Verdächtigen nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft vom Freitag im Verhör. Nun soll die Uni Innsbruck helfen.

Ende September waren 43 Studenten eines linksgerichteten Lehrerseminars in Iguala im Bundesstaat Guerrero von Polizisten entführt worden. Später wurden sie nach Zeugenaussagen der Bande "Guerreros Unidos" übergeben. Sie hätten die jungen Leute auf einer Müllkippe nahe der Ortschaft Cocula getötet, ihre Leichen mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt, sagten die Verdächtigen nun. Die sterblichen Überreste seien in einen Fluss geworfen worden.

Der Generalstaatsanwalt Jesus Murillo Karam betonte jedoch, dass die Identifizierung der sterblichen Überreste schwierig werden dürfte und die Studenten daher vorerst weiter als vermisst gelten. Bereits vor mehreren Wochen hatten Mitglieder der "Guerreros Unidos" den Mord an den Studenten gestanden und die Ermittler zu Massengräbern geführt. Bei den dort entdeckten Leichen handelte es sich allerdings nicht um die Vermissten.

Uni hilft bei Identifizierung

Österreichische Experten sollen bei der Aufklärung helfen. Die verbrannten Überreste werden zur Identifizierung an die Universität Innsbruck übermittelt. Das dortige Institut für Gerichtliche Medizin gilt als das DNA-Kompetenzzentrum Österreichs und als Institut von Weltrang. Die Innsbrucker waren bereits nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean von 2004 mit der Aufgabe betraut worden, DNA-Profile für in Sri Lanka ums Leben gekommene, zunächst unbe kannte Menschen zu erstellen, die als Ausländer bzw. Touristen eingestuft wurden.

Die Angehörigen der Vermissten reagierten misstrauisch auf die Geständnisse. Solange das Gegenteil nicht bewiesen sei, "sind unsere Söhne noch am Leben", sagte Felipe de la Cruz, ein Sprecher der Familien.

Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Massaker wurden mehr als 70 Menschen festgenommen, darunter Dutzende von Polizisten. Als Drahtzieher gelten der Bürgermeister von Iguala und seine Frau. Beide wurden vergangenen Dienstag nach wochenlanger Flucht festgenommen. Offenbar wollte Jose Luis Abarca verhindern, dass die Studenten eine Rede seiner Frau Maria de los Angeles Pineda als Vorsitzende des örtlichen Wohlfahrtsverbands stören.

NGOs kritisieren Mexikos Reaktion

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf Mexiko Nachlässigkeit bei der Verfolgung schwerer Straftaten vor. "Die Korruption und Gewalt sind seit Jahren offensichtlich. Wer sie ignoriert, hat sich zum Komplizen in dieser Tragödie gemacht", sagte die Amerika-Beauftragte Erika Guevara Rosas.

Auch Human Rights Watch erhob Vorwürfe gegen die Behörden. "Das sind die schlimmsten Grausamkeiten seit Jahren in Mexiko, aber keine Einzelfälle", sagte Amerika-Direktor Jose Miguel Vivanco. "Die Morde spiegeln ein Muster des Missbrauchs wider und sind eine Konsequenz der Unfähigkeit der mexikanischen Behörden, das Problem zu lösen." Kriminalitätsexperte Edgardo Buscaglia forderte die Einsetzung einer unabhängigen Wahrheitskommission unter Beteiligung der Vereinten Nationen.