Österreich

"Wuzzler-Frauen" nehmen für Turniere Urlaub

Im 8. Bezirk ist Fußball Frauensache: Jede Woche trifft sich dort ein Teil des Tischfußball-Damennationalteams zum Training am Wuzzler.

Heute Redaktion
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22 blaue und rote Männer hängen auf silbernen Stangen. Vier Frauen haben die Spieler fest im Griff: Astrid Franz (32), Sophie Jobstmann (31), Angelika Lukschander (30) und Viktoria Ackerl (27) sind Mitglieder des "Austrian Tablesoccer Nationalteam". Jede Woche kommen die jungen Wienerinnen mit weiteren Spielerinnen in einer kleinen Bar im 8. Bezirk zum Training am Wuzzler zusammen. Zwei Stunden heißt es volle Konzentration auf den kleinen Ball.

Erste weibliche Trainerin

Astrid Franz, der erste weibliche Coach im Nationalteam, entgeht dabei nichts. Es wird analysiert, verbessert, gelobt. Die 32-Jährige ist eine der längst dienenden Spielerinnen im Team, seit 2006 steht sie am Wuzzler. Geplant hatte das die Angestellte einer Steuerberatungskanzlei nicht. Im Gegenteil, Tischfußball interessierte die Wienerin als Kind nicht. "Als Jugendliche habe ich beim Fortgehen Dart entdeckt und war darin ziemlich gut", erzählt Franz. Dennoch hängte sie 2006 die Pfeile an die Wand und hat mit dem Wuzzeln begonnen. Schnell war für Franz klar: "Tischfußball ist viel mehr als 'nur' ein Beisl-Sport."

Urlaubstage für Turniere

Vor einigen Jahren holte Franz dann auch ihre Arbeitskollegin Angelika Lukschander ins Team. Gemeinsam kämpfen die beiden um jedes Tor. Unterstützung erhalten sie von ihrem Arbeitgeber. "Er sponsert uns manchmal sogar", ist Lukschander stolz. Dem Wuzzler im Büro wird allerdings keine große Aufmerksamkeit geschenkt. "Manche männlichen Kollegen wollten sich zwar schon mal mit uns messen, haben aber dann doch gekniffen", lacht Lukschander.

Entdeckt hat Astrid Franz auch Sophie Jobstmann. "Statt in der Schule zu sitzen, hab ich oft Tischfußball gespielt", schmunzelt die 31-Jährige. In einer Bar ist Franz auf sie aufmerksam geworden. Die gelernte Sozialpädagogin bekommt von ihrem Arbeitgeber, der PVA, sogar fünf Sonderurlaubstage für Turniere.

Österreich ist Weltmeister

Gespielt wird auf der ganzen Welt – und das ziemlich erfolgreich: Garlando World Series Gewinner im Nationenbewerb 2017, 2018, 2019, dritter Platz im Nationenbewerb beim World Cup 2019 (Spanien), Weltmeisterin (2015 und 2019 Marina Tabakovic) und Vizeweltmeisterin (2019 Sophie Jobstmann in Spanien).

Und spätestens an einem Turniertag wird klar, das ist kein Beisl-Sport. Finger, Schultern und Füße spüren die Spielerinnen nach einem Matchtag nicht mehr. "Bis zu eineinhalb Stunden kann ein Spiel dauern", erklärt Viktoria Ackerl (27). Die Gemälderestauratorin hat seit 2018 einen fixen Startplatz im Nationalteam. Genauso wie ihre drei Kolleginnen, steht auch bei Ackerl ein Tischfußballtisch zu Hause.

Spielerinnen gesucht!

Während bei einem Turnierspiel Sprechen verboten ist, geht es beim Training ausgelassen zu. Es wird gescherzt und gelacht. Oft zieht die Damen-Mannschaft – vor allem von Männer – neugierige Blicke auf sich. "In Lokale unterschätzen uns Burschen sehr gerne", lacht Angelika Lukschander. Im Gegensatz zu Beisl-Ballesterern werde bei den Damen nicht wild durchgedreht sondern gefühlvoll eingenetzt.

Auch im internationalen Wettbewerb sind die Frauen aktuell vor den Männern. Neid gibt es zwischen den Geschlechtern in der Österreich-Mannschaft aber nicht. "Wir feuern uns gegenseitig an und unterstützen uns", so Franz.

Wer selbst gerne Tischfußball spielt und sich mit den besten messen will: Das Damen-Team sucht Österreichweit Spielerinnen! Interessierte können sich direkt beim Verband melden (per Mail an [email protected]).