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Todesschütze: "Ich schoss nur in die Hölle!"

Heute Redaktion
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Bild: EPA/Heute.at-Montage

Wie eine Trophäe präsentiert die russische Polizei den am Boden liegenden und mit Handschellen gefesselten mutmaßlichen Todesschützen von Belgorod. Die Großstadt südlich von Moskau war seit Montag im Ausnahmezustand, nachdem ein Gewaltverbrecher dort ein Blutbad mitten im Zentrum auf einer Einkaufmeile angerichtet hatte. Zwei Mädchen im Alter von 14 und 16 Jahren starben sowie vier Männer.

angerichtet hatte. Zwei Mädchen im Alter von 14 und 16 Jahren starben sowie vier Männer.

Rund 2.000 Sicherheitskräfte jagten den Sechsfachmörder. Bei seiner Festnahme stach er einen 42 Jahre alten Polizisten nieder, der im Krankenhaus behandelt wird. Einen möglichen Hinweis auf psychische Probleme gab es bei seiner Festnahme. "Ich habe nicht auf Kinder geschossen. Ich schoss nur in die Hölle", zitierten Polizisten den Mann.

An brutaler Haft zerbrochen?

So erleichtert Russland nach der Festnahme ist, so laut sind aber auch die Rufe nach einer harten Strafe für den bereits mehrfach Verurteilten. Der 31-Jährige, so schildert es sein Vater Medien zufolge, sei nach seinem letzten Gefängnisaufenthalt auffällig aggressiv aufgetreten. Zuvor hatte auch seine Mutter gesagt, dass ihr Sohn unkontrollierbar sei. Ob er möglicherweise an den als brutal berüchtigten Haftbedingungen in Russland zerbrach, müssen die Ermittler feststellen. Der Verdächtige macht vorerst von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zur Tat zu verweigern.

Beleidigungen als Auslöser

Das Boulevard-Internetportal lifenews.ru zitierte Augenzeugen, dass der Mann Amok gelaufen sei, weil er sich von seinen Mitmenschen beleidigt gefühlt habe. Es traf vor allem auch die Mitarbeiter eines Waffengeschäfts. Sie hatten es wohl zuvor abgelehnt, ihm angesichts seiner Vorstrafen Patronen zu verkaufen. Am selben Tag soll ihm auch das Wachpersonal eines benachbarten Kaufhauses wegen seines Aussehens ausgelacht und ihm den Zutritt verwehrt haben.

Er soll sich zwei Gewehre und eine Pistole aus dem Waffenschrank seines Vaters, eines Jägers, geholt haben und dann in die Stadt gefahren sein, .

Psychisches Gutachten

Gutachter sollen nun klären, ob der als Todesschütze Gefasste psychisch gesund und schuldfähig ist. Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin mahnte bei einem Besuch am Tatort aufgebrachte Bürger zur Ruhe. Bis zu einem Urteil gelte die Unschuldsvermutung, betonte er. "Geben Sie ihn heraus, damit wir ihn uns vorknöpfen können", riefen einige entsetzte Bewohner, nachdem er in einem sumpfigen Gebiet in der Nähe von Bahngleisen geschnappt worden war.

"Amerikanisches Szenario"

Der Fall hatte die Großstadt mit mehr als 400.000 Einwohnern in Atem gehalten. Nicht wenige in Russland fühlen sich an Amokläufe wie in den USA erinnert. Der Kremlfunktionär Pawel Astachow etwa sprach von einem "amerikanischen Szenario". Vor allem aber sehen Kommentatoren das Verbrechen als schweren Schlag für Lobbyisten, die sich in Russland seit Monaten für eine Lockerung der Waffengesetze nach dem Vorbild der USA einsetzen.

Einflussreiche Politiker hatten zuletzt dafür plädiert, dass Bürger sich für einen besseren Selbstschutz bewaffnen könnten. Begründet hatten sie ihre Initiative mit möglichen Milliardeneinnahmen für den Haushalt. Beobachter erwarten, dass die Debatte nach der Trauer in Belgorod wieder aufflammen wird.

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