Österreich

"Ich hatte beide Hände von ihm vor mir im Lenkrad"

Heute Redaktion
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Nach dem tödlichen Motorboot-Unfall auf dem Wörthersee hat jetzt der Prozess begonnen: Dem angeklagten Niederösterreicher drohen bis zu 3 Jahre Haft.

Der Krimi um den tödlichen Bootsunfall auf dem Wörthersee Anfang Juni vergangenen Jahres beschäftigt seit dem heutigen Dienstag auch die Justiz: Der angeklagte Promi-Manager aus dem Waldviertel (45) muss sich nun vor dem Klagenfurter Landesgericht wegen grob fahrlässiger Tötung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit verantworten.

Bei einer Spritztour der vier Freunde aus Niederösterreich auf dem See war der 44 Jahre alte Bauunternehmer Manfred Schroll aus Krems ums Leben gekommen. Dem Kärntner Schiffsführer, der bei der Tragödie ebenso an Bord war, wird fahrlässige Tötung durch Unterlassung angelastet, weil er dem offensichtlich alkoholisierten 45-Jährigen das Ruder überlassen haben soll. Bei ihm wurden später 1,2 Promille Blutalkohol gemessen. Diese Darstellung wurde aber bislang von beiden Angeklagten zurückgewiesen.

In Folge hatten die Ermittler weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Fall rekonstruieren zu können. Auf dem Wörthersee wurden mehrere Messfahrten unternommen – um den dramatischen Hergang mittels komplexer Computeranimation darstellen zu können. Zudem wurden sechs verschiedene Gutachten eingeholt.

"Ich flog ins Wasser"

Wie während des Prozesses ans Licht kam, hatte der Beschuldigte zuvor ein großes Bier, etwa vier Achtel Roséwein, einen Gin Tonic und ein bis zwei Gläser Rum konsumiert. Mit alledem intus hätte er spontan entschieden mit dem Boot von Klagenfurt nach Pörtschach zurückzufahren. Wie aus einem Bericht der APA

hervorgeht, kam unterwegs die Idee auf, doch noch baden zu gehen.

Nahe der Schlangeninsel hätte das spätere Opfer plötzlich zum ersten Mal versucht ins Steuer zu greifen. Das habe er noch abwehren können, so der Niederösterreicher. Doch der Bauunternehmer habe keine Ruhe gegeben und ein weiteres Mal danach gegriffen, dabei sei es zu dem Unfall gekommen. "Ich hatte beide Hände von ihm vor mir im Lenkrad, dann hat es nicht einmal eine halbe Sekunde gedauert und ich flog ins Wasser", schildert der Promi-Manager aus dem Waldviertel. Auch der 44-Jährige ging über Bord und blieb danach verschwunden.

"Ziemlich beste Freunde"

Die Anschuldigungen wonach er ein "Eindrehmanöver" durchgeführt habe, wies der Angeklagte vehement zurück. "Ich habe dieses Manöver nicht selbst eingeleitet, bin nicht selbst gefahren und habe sicherlich auch nicht den Retourgang eingelegt."

Das Opfer und er seien seit 20 Jahren "ziemlich beste Freunde" gewesen und man habe auch gemeinsam geurlaubt. Der Vorfall werde "nie mehr aus unseren Köpfen gehen". Auch Lehren will er daraus gezogen haben, so der Niederösterreicher. Seither trinke er auch keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr, wenn er noch im Fahrersitz eines Autos Platz nehmen müsse.

Für die Verhandlung hat Einzelrichter Matthias Polak vorerst drei Tage anberaumt. Das Medieninteresse beim Prozessbeginn war riesig. Dem Waldviertler drohen bei einer Verurteilung bis zu 3 Jahre Haft. (red)