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"Ghost Recon: Breakpoint" im Test: Hochspannung

Heute Redaktion
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Noch ist nicht alles perfekt im neuen Teil der "Ghost Recon"-Serie. Doch aller Unkenrufe zum Trotz ist "Breakpoint" ein außergewöhnlicher Shooter.

Mit "Breakpoint" (PC, PS4, Xbox One und später Google Stadia) nach der 2017er-Ausgabe "Wildlands" nun das elfte Spiel der "Tom Clancy's Ghost Recon"-Reihe vor. Der Hauptcharakter des neuen Titels wurde bereits im kostenlosen "Wildlands"-Download-Inhalt "Operation Oracle" vorgestellt. Mit ihm landet man nun hinter feindlichen Linien und mitten in der Gefahr.

"Breakpoint" spielt in der offenen Welt der fiktiven Insel Auroa. Als Lieutenant Colonel Anthony "Nomad" Perryman wird man im Rahmen einer Spezialaufklärungsmission auf die Insel geschickt, um eine Reihe von Vorfällen aufzuklären. In diese scheint die "Skell Technology", ein auf der Insel ansässiger Militärausrüster, verwickelt zu sein. Schnell eskaliert allerdings die Lage und die "Ghost Recon"-Soldaten werden selbst von Spezialeinheiten gejagt.

Gleich zu Beginn muss gesagt werden: "Ghost Recon Breakpoint" ist in der Fassung, die wir einige Tage vor Launch spielen konnten, voller Bugs. Der Spielcharakter bliebt mehrmals in Wänden oder auf Treppen hängen, Nicht-spielbare Figuren waren teils unsichtbar und Missionsfortschritte lösten manchmal nicht korrekt aus. Dafür steckt das Spiel bereits jede Menge Kritik an, die Fehler werden wohl aber schnell durch Patches ausgebügelt werden.

Abseits der Kritik herrscht Hochspannung

Schwerer wiegt da das Mikrotransaktions-System. In "Ghost Recon Breakpoint können nicht nur Skins und Waffen, sondern auch jede Menge Accessoires mit Echtgeld gekauft werden, die das Gameplay verändern. Es scheint zwar nichts Inhaltliches zu geben, was etwa bei Story oder Missionen nur zahlenden Spielern vorbehalten ist, Erfahrungswerte-Booster bringen aber schnell Punkte, die sich nichtzahlende Spieler teils mühsam und lange erspielen werden müssen.

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Damit war es das aber auch schon mit der heftigen Kritik am Titel, denn abseits davon bietet "Ghost Recon Breakpoint" Hochspannung, sowohl spielerisch, als auch bei der Handlung. Zwar kennt man die Story vom reichen Tech-Konzern, der seine Macht und sein Geld militärisch missbraucht bereits Dutzendfach, gerade Bösewichte wie Ex-"Ghost" Cole D. Walker (dargestellt von Schauspieler Jon Bernthal) und geschickte Wendungen wissen der Handlung eine spannende Würze zu verleihen.

Mehr Taktik für den Shooter

Neben der Action ist "Breakdown" taktischer als der Vorgänger ausgefallen. Hat man sich einen Soldaten oder eine Soldatin erstellt, wählt man auch aus einer Klasse, vier aus den Kategorien "Assault", "Sharpshooter", "Panther" und "Field Medic" stehen zur Verfügung. "Medics" können etwa eine Heildrohne einsetzen oder Gasgranaten feuern, "Panther" in einer Nebelwand verschwinden oder von Drohnen, die es in "Breakpoint" massenweise gibt, nicht entdeckt werden.

Wer sich bei der Klassenwahl verzettelt hat, kann sie später auch im Biwak, einem mobil aufbaubaren Lager, wechseln – wenn man mehr als eine Klasse freigeschaltet hat. Das geschieht mit der Erfüllung von Zielen. Im Biwak kann man auch rasten, sein Team neu zusammenstellen und seine im Kampf erlittenen Wunden heilen. Die wird man auch haben, denn kämpferisch ist man hoffnungslos unterlegen und muss sich jeden Kill und Erfolg erschleichen und taktisch erobern.

Viel spielerische Freiheit

Vorgegebene Handlungen gibt es in "Breakpoint" kaum. Die Insel lässt sich frei erkunden und stößt man auf Feinposten, kann man selbst entscheiden, ob man einen Frontalangriff im Kugelhagel startet oder sich lieber bei Dunkelheit leise in das Lager schleicht. Eine Stärke, die schon der Vorgänger "Wildlands" gut zu nutzen wusste und die auch in "Breakpoint" jede Menge Lust aufs Experimentieren macht.

Besonders viel Spaß macht es, wenn der Spieler nicht als Singleplayer, sondern im Koop mit drei Mitstreitern agiert. Hat man ein Team aus unterschiedlichen Charakteren gefunden, macht "Breakpoint" mehr Spaß als so gut wie jeder andere Koop-Shooter. Per Heli greifen Scharfschütze und Maschinengewehr-Soldat das Lager an, ein Ghost schaltet weitere Feinde zu Fuß aus und wird vom vierten Spieler, einem Medic, per Geländewagen vor der Verstärkung in Sicherheit gebracht. Hochspannung pur und ein wahrer Genuss.

Grafisch ein grandioser Titel

Von gelegentlichen Framerate-Einbrüchen abgesehen ist "Breakpoint" auch grafisch eine Augenweide. Nicht nur Wälder und Wiesen sehen überragend scharf und realistisch aus, auch allerlei Tiere tummeln sich in der lebendigen Welt. Äußerst realistisch wirken auch die Figuren, angefangen bei den Gesichtern mit toller Mimik bis hin zu den animierten Bewegungen, die lebensecht nachempfunden wurden. Satt sehen wird man sich in den gut 60 Spielstunden kaum.

Etwas übertrieben wurde dagegen beim Ausmaß an Sammelbaren und Freischaltfunktionen. Als Nah- oder Fernkämpfer möchte man eigentlich gerne bei einer geringen Zahl an genutzten Waffen bleiben, um sie perfekt zu beherrschen. Doch an jedem Fleck der Insel findet man im Minutentakt neue Schießprügel, und nicht nur das. Auch Ausrüstung und Bekleidung sammelt sich schnell unüberschaubar an. Was kein Problem wäre, wenn nicht so gut wie alles in "Breakpoint" aufgelevelt werden könnte. Perfektionisten, die neue Fähigkeiten und Erfolge freischalten wollen, haben es schwer und müssen ständig die Waffen und Accessoires wechseln.

Realistischer Anspruch mit Schwächen

Zum Glück fehlt es auch bei den Feinden nicht an Abwechslung. Sie sind nicht einfach simple, in der Gegend herumstehende Schießbudenfiguren, könnten aber einen noch höheren als den höchsten der bisher vier Schwierigkeitsgrade vertragen. Toll: Sie scheinen jeweils eigenen Aufgaben nachzugehen. Schleicht man durch den Wald, stößt man immer wieder auf Gegner, die gerade dabei sind ihre Waffe zu polieren, ein Loch auszuheben oder ein Fahrzeug zu reparieren. Das gibt "Breakpoint" einen unheimlich realistischen Anspruch. Leider zieht sich das nicht durch alle Feindtypen.

Gemeint sind die bereits erwähnten Drohnen, die in drei Typen daherkommen: Manche sind stationär, manche fliegen, manche fahren. Ihre Anwesenheit ist logisch, denn der böse Hightech-Konzern hat sich schließlich auf modernste Abwehrtechnik fokussiert. Sie werden aber aus zwei Gründen schnell zum Ärgernis: Sie entdecken den Spieler meist, bevor man eine Ahnung hat, dass überhaupt eine in der Nähe ist – und sie sind ultraschwer zu zerstören. Was aussieht wie ein federleichtes Fluggerät steckt so viel ein wie der stärkste Panzer der Welt und macht wenig Lust, eine Mission fortzuführen, wenn man von dem Gerät entdeckt wird.

Am Weg zum "Ghost Recon"-Vorzeigetitel

Grafisch opulent, toll vertont, spielerisch sehr realistisch angelegt, blitzsaubere Steuerung: Hätte "Ghost Recon: Breakpoint" die erwähnten Bugs und Ärgernisse nicht, wäre es der beste (Koop-)Shooter aller Zeiten. Doch auch mit den Fehlern spielt sich "Breakpoint" klasse und man darf darauf hoffen, dass vieles noch von kommenden Patches ausgebügelt wird. Einzig das Mikrotransaktionssystem sehen wir weiter kritisch, auch wenn es kein "Pay-2-win" ist. Aufgeräumt gehört auch die Menüführung: Viele Befehle wie den Hubschrauber anzufordern funktionierten im Vorgänger mit nur einem Button-Druck, nun muss man fünf bis sechs Schritte durchführen.

Bei der Story muss man sich auf "Breakpoint" einlassen. Anfangs verleitet das Spiel, schnell durch die Handlung zu kommen, da viele Läufe von A nach B am Programm stehen. Später aber zeigt der Titel Actionsequenzen wie aus einem Hollywood-Film und auch kleinere, unerwartete Wendungen. Vor allem der Bösewicht ist einer der besseren der Spielegeschichte und locker der beste eines "Ghost Recon"-Titels. Bisher ist "Breakpoint" eine härtere und realistischer angelegte Version seines Vorgängers "Wildlands" und ein echt guter Shooter. Bessert man noch etwas nach, wird er schnell zum Vorzeigetitel der "Ghost Recon"-Reihe werden.