Tote Seniorin: Einspruch gegen Mordanklage

Juristischer Knalleffekt im Mordfall Ebergassing: Die Anwälte der inhaftierten Tamara B. (43) haben Einspruch gegen die Mordanklage erhoben. Die 43-Jährige soll Hedwig Sch. erschlagen haben.

Am 22. Jänner 2019 war die alleinstehende Hedwig Sch. (64) durch 20 Hammerschläge zu Tode gekommen ("Heute" berichtete). Die vorbestrafte Tamara B. soll laut Anklage ihre Bekannte in deren Wohnung in Ebergassing (Bezirk Bruck an der Leitha) aus Habgier erschlagen und aus dem Safe 11.000 Euro geraubt haben.

Auf mehrere Indizien und einige DNA-Spuren stützt die Staatsanwaltschaft Korneuburg ihre Anklage wegen Mordes und Raubes gegen "Posträuberin" und Mutter Tamara B. (43). Doch für die erfahrenen Verteidiger Wolfgang Blaschitz und Astrid Wagner ist die Suppe für eine Anklage viel zu dünn. Wolfgang Blaschitz erhob jetzt Einspruch gegen die Anklage beim Oberlandesgericht Wien.

"Die Behörden sollen erst ordentlich ermitteln. Die Anklage stützt sich lediglich auf vier DNA-Spuren am Leichnam und in der Wohnung des Opfers, welche von meiner Mandantin stammen. Sie waren befreundet, umarmten sich bei der Begrüßung, somit sind diese Spuren logisch. Aber am Körper oder auf der Kleidung hatte Tamara B. keine DNA des Opfers. Das ist bei unterstellter Täterschaft geradezu denkunmöglich", sagt der Advokat.

Wo sind Geld, Tresor, Hammer?

Weiters fehle laut Blaschitz die Tatwaffe, der vermeintliche Tresor und die angeblichen 11.000 Euro. "Warum hat meine Mandantin trotz tristester Finanzlage in zwei Wochen bis zu ihrer Festnahme keinen Cent angerührt? Außerdem ist viel männliche DNA, großteils unbekannte DNA, am Tatort. Rein empirisch betrachtet, deuten die objektivierten Tathandlungen – 20 gegen den Schädel wuchtig mit einem kantigen Gegenstand geführte Schläge – daraufhin, dass der Täter eine männliche Person gewesen ist."

Übrigens: Der slowakische Pfleger, der am Anfang auch verdächtigt worden war ("Heute" berichtete), scheidet als möglicher Täter endgültig aus.

(Lie)