Österreich

Kommission soll Tod von Flüchtlingskind (11) klären

Heute Redaktion
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Der Fall des elfjährigen Afghanen, der in Baden Selbstmord begangen hatte, wird nun zum Politikum: Grünen-Chefin Helga Krismer fordert eine Sonderkommission.

Helga Krismer, Vizebürgermeisterin der Stadt Baden und Landessprecherin der Grünen Niederösterreich, teilt die Ratlosigkeit, Trauer und Enttäuschung, die aktuell in der Stadt Baden nach dem Suizid eines 11-jährigen Buben herrscht.

"Wenn sich ein 11-jähriges Kind das Leben nimmt, erwarte ich mir von einer Behörde, das sie nicht einfach zur Tagesordnung übergeht. Es ist in der Verantwortung der Bezirkshauptmannschaft Baden jeden Schriftverkehr und jedes Dokument nochmals zu prüfen, um Versäumnisse oder Fehler zu finden", so Helga Krismer.

"Krisenkommunikation erbärmlich"

Die aktuelle Krisenkommunikation der BH Baden findet Helga Krismer "peinlich und erbärmlich. Und es ist die Art von Kommunikation, die den Mief der ÖVP Niederösterreich nach sich zieht. Nämlich mauern. Keine Info nach außen. Keine Einsicht", so Krismer weiter. Sie fordert jetzt "eine interne Sonderkommission im Amt der NÖ Landesregierung zur Aufarbeitung des Falles und eine öffentliche Berichterstattung über die Ergebnisse".

Indes berichtet der "Falter", dass Claire Weiß, Leiterin der Diakonie-Einrichtung Baden, Ende 2016 an das Bezirksgericht Baden geschrieben hatte. Demnach wäre der 23-Jährige mit der Obsorge für seine allesamt minderjährigen Geschwister überfordert. Der junge Mann würde seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommen, keine Schulsachen kaufen und mit den Kindern nicht zum Arzt gehen.

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Auch Volksanwaltschaft prüft den Fall

Der Suizid des Flüchtlingsbuben aus Afghanistan war am vergangenen Freitag bekanntgeworden. Der Elfjährige war in einem Flüchtlingsquartier in Baden untergebracht, am Sonntag vor einer Woche war die Suizidmeldung bei der Polizei in Baden eingegangen. Am Montag verstarb das Kind im Krankenhaus.

Rasch wurde Kritik an den Behörden laut, denn der 23-jährige Bruder soll die Obsorge für sechs Geschwister gehabt und überfordert gewesen sein.

In einer schriftlichen Stellungnahme teilte die zuständige Abteilung in der Landesregierung mit, es habe laut Auskunft jener Stellen, die mit dem Kind zu tun hatten, keine Auffälligkeiten gegeben. Bestimmte Auslöser oder Gründe für diese Handlung seien ebenfalls nicht bekannt. Die Volksanwaltschaft prüft nun den Fall. (wes)