Österreich

Toter Soldat: Gutachter soll Schützen gedrängt haben

Heute Redaktion
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Paukenschlag in der Causa "Toter Soldat Wien": Schütze Ali Ü. soll von dem Gutachter zur Unfallvariante gedrängt worden sein, geht aus einem Enthebungsantrag hervor.

Unter großem Medieninteresse fand am Dienstag in der Kanzlei Rifaat in Wien eine vom Todesschützen-Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger einberufene Pressekonferenz statt. Laut dem Top-Juristen hätte der psychiatrische Gutachter Ali Ü. unter Druck gesetzt. Denn, wie berichtet, behauptet der 22-Jährige sich an den Schuss nicht erinnern zu können, könnte an einer dissoziativen Amnesie leiden.

Gutachter Karl Dantendorfer konnte keine psychiatrische Erkrankung oder Störung beim Schützen feststellen, soll diesem aber eine Unfallversion nahegelegt haben. Hintergrund: Dantendorfer bezweifelt die Möglichkeit einer dissoziativen Amnesie.

VIDEO-BEWEIS: Aufprall kann ein Sturmgewehr durchladen >

Tests sollen Unfallversion untermauern

Weiters ließ Arbacher-Stöger einige ballistische Tests im Versuchskanal durchführen. Sie sollen untermauern, dass beim Fallen des STG77 auf den Boden aus einer Höhe von 90 Zentimeter das Waffensystem vollständig durchlädt und die Waffe schussbereit ist (in neun von zehn Fällen). Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass Ali Ü. die Waffe während des Tages aus der Hand gefallen war. Dies wird auch von einem Vorgesetzten bestätigt.

Druck auf Beschuldigten?

Arbacher-Stöger: "Der Sachverständige hat den Beschuldigten mit Nachdruck aufgefordert, ihm eine nachvollziehbare Unfallversion zu schildern, da sonst von Mord auszugehen sei. Er hat gesagt, dass er sonst von einer besonderen Gefährlichkeit meines Mandanten ausgehe und dieses Gutachten dann viele Jahre Haft zur Folge haben könnte."

Neuer Gutachter beantragt

Daher beantragte Manfred Arbacher-Stöger den Sachverständigen Karl Dantendorfer seines Amtes zu entheben und einen neuen psychiatrischen Gutachter sowie einen Sachverständigen aus dem Bereich Psychologie (er regt an den gerichtlich beeideten Sachverständigen Roland Bugram, der auch Militärpsychologe ist) zu betrauen.

Wie berichtet war es im Oktober in Wien zu dem tödlichen Schuss gekommen. Dem späteren Schützen soll das Gewehr runtergefallen sein, dann wollte er mit seinem Kameraden eine Zigarette rauchen – da löste sich der Schuss. Der 20-Jährige wurde im Kopfbereich getroffen, war sofort tot. Der Todesschütze beteuert, sich an den genauen Tatablauf nicht mehr erinnern zu können. Der 22-Jährige soll mit dem Opfer befreundet gewesen sein. Die Schwester des Opfer glaubt indes nicht an einen Unfall, weiß auch nichts von einer Freundschaft ("Heute" berichtete). Ali Ü. sitzt noch immer in U-Haft – vieles hängt jetzt in den nächsten Tagen von der Staatsanwaltschaft ab.

Gutachter Karl Dantendorfer meinte dazu: "Das ist alles unzutreffend. Mehr darf ich wegen meiner Schweigepflicht nicht sagen."

J. Lielacher (Lie)