Gardasee

Touristenmassen lassen italienische Stadt kollabieren

Sirmione am Gardasee droht im Besucheransturm zu ersticken: Zehntausende Touristen brachten das 8.000-Seelen-Städtchen an den Rand des Kollapses.
07.05.2025, 13:30

Sirmione am Gardasee ist ein Ort, der direkt aus einem Märchen zu stammen scheint: Mit seinen römischen Ruinen, den Thermalbädern und dem Castello Scaligero, einer majestätischen Festung aus dem 13. Jahrhundert. Doch inzwischen droht Sirmione – ähnlich wie andere touristische Hotspots in Europa – an seiner eigenen Beliebtheit zu ersticken.

75.000 Touristen in 8.000-Seelen-Städtchen

Während des Maifeiertags-Wochenendes strömten etwa 75.000 Touristen in das mittelalterliche Städtchen, das nur etwa 8.000 Einwohner zählt. Die engen Gassen und der Zugang zum historischen Zentrum rund um das Castello Scaligero waren komplett überlastet – Fußgänger warteten bis zu 40 Minuten am Stadttor, Autos und E-Busse steckten im Gedränge fest, wie die britische "Times" berichtet.

Die Stadt, gelegen auf einer Halbinsel am Südufer des Sees, war einst beliebter Rückzugsort für Persönlichkeiten wie Sigmund Freud, James Joyce und Maria Callas. Aber heute gerät sie an Spitzentagen in einen touristischen Ausnahmezustand, ähnlich etwa wie Capri oder die Cinque Terre.

"Sorgen uns um die öffentliche Sicherheit"

Marco Merlo, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands, warnt aufgrund dieser Entwicklungen: "Wir sorgen uns um die öffentliche Sicherheit und Lebensqualität für alle. Der Gemeinderat sollte gemeinsam mit uns Lösungen erarbeiten." Die Bürgerinitiative Siamo Sirmione sprach vom schlimmsten Gedränge seit Jahren und warnte vor langfristigem Schaden für das Image der Stadt.

Trotz der chaotischen Zustände gibt es bisher keine Pläne, den Zugang zu beschränken. Verkehrsreferent Roberto Salaorni schlägt jedoch eine Schranke am Burgeingang vor, um extreme Besucherspitzen besser zu steuern. "Noch nie zuvor hatten wir so viele Menschen in Sirmione oder den Nachbarorten."

Bald Maßnahmen zur Besucherlenkung?

Die romantische Stadt inspirierte bereits den römischen Dichter Catull, den englischen Lyriker Tennyson und zieht auch heute noch Prominente an: Die ehemalige britische Premierministerin Theresa May verbringt hier seit 25 Jahren regelmäßig ihren Urlaub.

Nach dem Vorbild Venedigs, das kürzlich eine Eintrittsgebühr eingeführt hat, könnten auch in Sirmione bald Maßnahmen zur Besucherlenkung notwendig werden. Ein enttäuschter Kommentator beklagte auf X: "Übertourismus entsteht, wenn Anwesenheit mit Existenz verwechselt wird. Schnell, laut, leer. Wie Fast Fashion – wegwerfbar und schädlich. Reist weniger, aber bewusster."

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