Welt

Trainer zwang Teenager mit Fake-Profil zu Sex

Heute Redaktion
Teilen
Hunderte Kinder und Jugendliche hatte der perverse Trainer kontaktiert.
Hunderte Kinder und Jugendliche hatte der perverse Trainer kontaktiert.
Bild: iStock

Hunderten Kindern gegenüber gab sich der Schweizer online als sexy Blondine aus. Jahrelang hat er Minderjährige verführt und zu sexuellen Handlungen erpresst.

Die zwölf bis 17 Jahre alten Jugendlichen wurden überwiegend über ein gefälschtes Facebook-Profil kontaktiert. Das funktionierte jeweils so: Die verführerische "Samantha" kontaktierte sie auf Facebook oder WhatsApp.

Nach einem heißen Austausch schlug sie ihren Opfern vor, sich zu entkleiden und sich so zu fotografieren. Im Gegenzug würde sie Nacktbilder von sich in anzüglichen Posen senden.

Die meisten der unerfahrenen Minderjährigen gingen auf den Deal der schönen Blondine ein. Ihnen war nicht klar, dass am anderen Bildschirm ein Mann saß, der sogar mehrere seiner Opfer persönlich kannte.

Nach den Nacktfotos begann die Erpressung

Der Täter war Fußballtrainer in der französischsprachigen Schweiz (Romandie) – alle seine Opfer stammten ebenfalls aus dem Kicker-Umfeld. Er nutzte seine Erfahrungen als Kindertrainer schamlos aus, um ihr Vertrauen zu gewinnen.

Kam es zu einem Austausch von Nacktfotos, drohte er alsbald seinen Opfern: Die Fotos würden auf veröffentlicht, wenn sie nicht neue machten oder bereit waren, noch weiter zu gehen. Als "Samantha" bat er sie, zu onanieren oder sogar intime Kontakte zu filmen. Er verlangte immer mehr und nutzte dabei zahlreiche soziale Netzwerke: Facebook, WhatsApp, MSN, Skype oder Oovoo.

Perverser als Trainer gefeiert

Fünf Jahre lang trieb der mutmaßliche Täter als vermeintlich freizügige Blondine sein Unwesen und kontaktierte hunderte Minderjährige. Insgesamt 26 ließen sich von ihm erpressen. "Das ist einer der schwerwiegendsten und verheerendsten Fälle dieser Art in der Schweiz", sagt Anwalt Thomas Barth, der eines der Opfer vertritt.

"Ich traf ihn mehrmals. Er schien sympathisch, freundlich und offen. Alle Jugendlichen waren begeistert von ihm. Ehrlich gesagt waren wir froh, unsere Kinder so jemandem anvertrauen zu können", erinnert sich die Mutter eines seiner Opfer. Sie hatte keine Ahnung, dass ihr Sohn genau von diesem Mann erpresst wurde. Drei Monate lang machte er mit und masturbierte vor dem Bildschirm. Dann fing der Jugendliche an Ausreden zu erfinden.

Als väterlicher Freund gab er Ratschläge zu "Samantha"

Weil der Fußballtrainer mit den Erpressungsversuchen keinen Erfolg mehr hatte, traf er sich als väterlicher Freund mit seinem Opfer im Ausgang. Dort gab er an, "Samantha" zu kennen und versprach dem Minderjährigen zu intervenieren. Gleichzeitig riet er ihm, auf die Forderungen der jungen Frau einzugehen, damit die Erpressungen aufhörten. Beruhigt befolgte der Jugendliche seine Ratschläge.

Einige Monate später traf sich der Angeklagte wieder mit dem Jugendlichen. "Samantha" hatte gefordert, dass sie sich gegenseitig masturbierten. Gegenüber dem Jugendlichen behauptete der junge Mann, dass "Samantha" alle Bilder entfernen würde und ihn in Ruhe lassen würde, wenn er zustimme. Der Minderjährige tat dies im Zimmer des Angeklagten. Aber "Samantha" war noch nicht zufrieden. Sie verlangte auch noch Oralsex. Dazu kam es dreimal. Die Eltern haben von all dem nichts bemerkt. "Als wir ihn fragten, wieso er uns nichts gesagt hat, meinte er, er wollte uns nicht beunruhigen", erzählt der Vater.

Es drohen bis zu 10 Jahre Haft

Unter den 26 Opfern ist der mutmaßliche Täter bei fast zehn so weit gegangen wie bei seinem Sohn. Vor einigen Jahren flog der Fall nach einer Anzeige auf. Jetzt muss sich der Angeklagte bald wegen sexueller Handlungen mit Kindern, Nötigung und Pornografie vor dem Strafgericht in Genf verantworten. Ihm drohen bis zu 10 Jahre Haft. (ann)