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Trainspotting 2: Die Junkies sind erwachsen geworden

Heute Redaktion
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Renton, Spud, Sickboy und Begbie sind erwachsen geworden. Sollte man zumindestens meinen. Doch die Protagonisten aus dem Roman von Irvine Welsh konnten mit ihrer Vergangenheit nicht ganz abschließen. "Trainspotting 2", die Fortsetzung des Kultfilms aus dem Jahr 1996, erzählt die Geschichte der Jungs aus dem Edinburgher Stadtteil Leith in schnellen Schnitten, bunten Einstellungen und mit den notwendigen Portionen Humor und Drama weiter.

Renton, Spud, Sickboy und Begbie sind erwachsen geworden. Sollte man zumindest meinen. Doch die Protagonisten aus dem Roman von Irvine Welsh konnten mit ihrer Vergangenheit nicht ganz abschließen. "Trainspotting 2", die Fortsetzung des , erzählt die Geschichte der Jungs aus dem Edinburgher Stadtteil Leith in schnellen Schnitten, bunten Einstellungen und mit den notwendigen Portionen Humor und Drama weiter.

"Zuerst gab es eine Gelegenheit. Dann folgte der Betrug". Auch mehr als zwanzig Jahre, nachdem sich Renton still und heimlich mit einer Tasche voller Drogengeld aus einem Londoner Hotelzimmer geschlichen hatte, überschattet der Verrat die damals betrogenen Freunde Sickboy, Spud und Begbie. Während sich Mark Renton () mit dem Geld eine Existenz in Amsterdam aufgebaut hat, vegetieren die Zurückgelassenen in Edinburgh vor sich hin.

Sickboy () übt sich mit Hilfe seiner bulgarischen Freundin Veronika (Anyela Nedyalkova) als Sex-Erpresser und leitet das heruntergekommene Pub "Port Sunshine" in Leith, Spud (Ewen Bremner) hat es bis heute nicht geschafft, von den ganz harten Drogen wegzukommen, schreibt Kurzgeschichten und spielt mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Begbie sitzt im Knast und sinnt nach wie vor nach Rache an Renton.

Wie er der Zufall so will, verschlägt es Mark nach langer Zeit zurück nach Edinburgh. Dort sucht er den Kontakt zu seinen alten Kumpels. Da er Francis Begbie () noch im Gefängnis wähnt, fühlt er sich dabei halbwegs sicher. Nach einigen Startschwierigkeiten finden die einstigen Freunde wieder zueinander und arbeiten daran, im Pub von Simon ein Laufhaus aufzuziehen. Da ist Ärger vorprogrammiert.

Keine 1:1-Buch-Adaption

"Trainspotting"-Fans haben jahrelang auf diesen Moment gewartet. Irvine Welsh liefert mit "Porno" bereits im Jahr 2002 die literarische Fortsetzung, doch die Hauptdarsteller wollten sichergehen, dass alle Begleitumstände passen, ehe sie sich wieder vor der Kamera vereinen.

"T2" greift nun die Grundgeschichte von Welshs Roman auf, um das Sequel auf Schiene zu bringen. Wer sich allerdings eine 1:1-Adaptierung des Buches erwartet, der wird enttäuscht. Ab und zu stolpert man über eine Szenen, die ein Glöckchen klingeln lässt, doch dabei bleibt es. Das wirkt auf den ersten Blick befremdlich und teilweise enttäuschend, wird aber durch die tolle Story, die erzählt wird, schnell überstrahlt.

Bunte Fortsetzung

Am Regiestuhl hat wie schon beim ersten Teil Danny Boyle Platz genommen. Zeichnete er vor zwanzig Jahren noch ein tristes, raues Bild vom Junkie-Dasein in der schottischen Hauptstadt Edinburgh, so flackert die Fortsetzung deutlich bunter und fröhlicher über die Leinwand. Aber keine Angst, Schockmomente wie schon im Original sind auch in "T2" keine Seltenheit. 

Boyle legte im ersten Teil noch großen Wert auf kunstvolle Kameraeinstellungen, auf die er nun zu Gunsten der Geschichte größtenteils verzichtet. So lässt sich der Film als Zuseher einfacher genießen, ohne dabei allerdings das Gefühl zu bekommen, einen 08/15-Hollywood-Schinken anzusehen.

Genialer Soundtrack

Neben der schauspielerischen Glanzleistung, durch die der Cast den Charakteren von Welsh Leben einhaucht, nimmt wie schon bei "Trainspotting" der Soundtrack einen wichtigen Stellenwert ein. Durch Songs wie "Passenger" von Iggy Pop oder "Born Slippy" von Underworld entwickelte sich die Musik wie der von ihr getragene Film gleichermaßen zum Kult. Nun finden sich neben Klassikern von Queen ("Radio Gaga"), Frankie Goes To Hollywood ("Relax") und Iggy Pop ("Lust For Life") unbekannter Songs von Wolf Alice, den Young Fathers und Fat White Family auf dem Soundtrack. Speziell das Lied "Silk" von Wolf Alice ist prominent im Film platziert und genießt seitdem erhöhte Aufmerksamkeit.

Schottisch nicht zu verstehen

"Trainspotting 2" feierte schon vor einigen Wochen im englischsprachigen Raum Premiere und erfreute sich dort durchwegs positiver Kritiken. Am 10. März läuft der Film endlich auch bei uns in den Kinos an. Wer sich traut, sollte sich unbedingt die Originalfassung ansehen. Der breite, schottische Akzent (speziell von Begbie und Spud) ist allerdings auch mit abgeschlossenem Anglistik-Studium (der Author dieser Zeilen hat so etwas, Anm.) kaum zu verstehen. Trotzdem entfaltet der Film gerade so seinen Charme.

Autor Irvine Welsh, der wie schon im Original wieder in die kleine Nebenrolle des Gangsters Mikey Forrester schlüpfen durfte, hat mit "Skagboys" sowie "The Blade Artist" zwei weitere Bücher im "Trainspotting"-Universum angesiedelt, die sich für ein Prequel und ein weiteres Sequel anbieten würden.